Auf der gestrigen Hauptversammlung erntete die Lufthansa seitens der Anteilseigner viel Kritik.
Das Thema auf der Hauptversammlung war vor allem die Coronakrise. Das Lufthansa Management musste sich reichlich Kritik von allen Seiten anhören und konnte sich dafür nur zum Teil rechtfertigen. Allerdings hat der Konzern auch einen optimistischen Ausblick in die Zukunft gegeben, wie unter anderem airliners.de berichtet.
Lufthansa macht weiterhin deutliche Verluste
Am gestrigen Tage, den 4. Mai fand die virtuelle Hauptversammlung der Lufthansa statt. Vertreten waren neben Carsten Spohr (Lufthansa Chef) auch Karl-Ludwig Kley (Aufsichtsratschef) und etwa 3.200 Aktionäre, welche etwa 40,8 Prozent des Grundkapitals ausmachten. Während der Hauptversammlung wurde klar, dass es bei der Lufthansa ohne das Geld des Staates auch in diesem Jahr nicht funktionieren wird. Die Eigenkapitalquote lag Ende 2020 bei mageren 3,5 Prozent, obwohl diese bei stolzen 24 Prozent nach 2019 lag. Ein gesundes Unternehmen sollte eine Eigenkapitalquote von 20 bis 30 Prozent haben. Allerdings stimmten die Aktionäre mit großer Mehrheit für die geplante Kapitalerhöhung, welche dem Kranich weitete 5,5 Milliarden Euro bringen wird.
Wenn wir die Wahl haben, finanzieren wir uns lieber am Kapitalmarkt als beim Steuerzahler
Carsten Spohr, Lufthansa CEO
Die neue Kapitalerhöhung soll zum Tilgen der stillen Beteiligungen des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) genutzt werden. Zugleich sollen jedoch noch in diesem Quartal 1,5 Milliarden Euro aus der stillen Beteiligung 1 des WSF abgerufen werden, welcher für die angeschlagene Fluggesellschaft nicht billig wird. Denn die Zinsen betragen in diesem Jahr vier und im nächsten Jahr fünf Prozent.
Deutliche Kritik am Krisenmanagement
Die drastischen Kürzungen des Personals sorgen weiterhin für reichlich Kritik an den Plänen der Lufthansa. Einige Aktionäre kritisierten, dass sich die Lufthansa zu schnell verschlanken würde und zugleich hohe Gehälter zahlt. Zudem warfen Gewerkschaften dem Kranich Tarifflucht und Stellenverlagerung ins Ausland vor.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit verfasste einen offenen Brief an die Bundesregierung mit dem Inhalt, dass diese dem Management der Lufthansa Einhalt gebieten müsse. Spohr verteidigte die Pläne und sagte, dass die niedrigen Löhne notwendig seien, um Eurowings Discover profitabel zu halten. Denn zu hohe Löhne seien auch der Grund für das Aus von Germanwings gewesen.
Tarifierung sichert nicht unbedingt Arbeitsplätze
Carsten Spohr, Lufthansa CEO
Vor der Krise hat die Lufthansa 140.000 Mitarbeiter beschäftigt, nun sind es noch 110.000. Weitere 10.000 Stellen sollen in der nächsten Zeit weiter abgebaut werden. Allerdings kritisierte die Fondsgesellschaft Union Investment, dass die Lufthansa die Krise nicht nutze, um sich schlanker aufzustellen, wie das beispielsweise Ryanair oder Easyjet tue.
Die Lufthansa betreibt nur ein halbherziges Krisenmanagement, obwohl sie in der schwersten Krise ihrer Geschichte steckt
Michael Gierse, Fondsmanager bei Union Investment
Zudem wurde die Gehaltsaufstockung der Piloten in Kurzarbeit von bis zu 15.000 Euro monatlich kritisiert, welche der Meinung eines Aktionärs deutlich zu hoch sei.
Lufthansas Pläne für die Zukunft
Spohr und Kley versuchten trotz der ganzen Kritik optimistisch in die Zukunft zu schauen. Für Kley sei der Impffortschritt, der Zugang zum Kapitalmarkt sowie die Motivation der eigenen Mitarbeiter ein Zeichen für eine erfolgreiche Zukunft.
Wir kommen wieder auf die Beine, der Kranich hebt wieder ab. Die Welt hat noch nicht alles von uns gesehen.
Karl-Ludwig Kley, Aufsichtsratschef
Ebenso drückte auch Carsten Spohr seine Zuversicht aus.
Wir werden diese Krise nicht nur meistern, sondern sie als Chance nutzen, unsere globale Position in unserer in so vieler Hinsicht einzigartigen Branche weiter zu stärken. Die Lufthansa Group wird in Zukunft zunächst kleiner sein – aber auch fokussierter, digitaler, effizienter und nachhaltiger.
Carsten Spohr, Lufthansa CEO
Der Kranich setzt auf neue und sparsamere Jets, welche nach und nach zum Einsatz kommen werden. Bereits 115 alte Flugzeuge wurden bislang ausgeflottet und im Jahre 2030 soll fünf bis zehn Prozent des Kerisons nachhaltig sein. Ebenso hofft die Lufthansa auf einen besser organisierten Luftraum, welcher aber nur von der EU organisiert werden kann. Zudem erwartet die Lufthansa erst ab 2035 Flugzeuge mit Brennstoffzellen.
Fazit zur Hauptversammlung der Lufthansa
Auf der gestrigen Hauptversammlung musste das Lufthansa Management viel Kritik einstecken. Gründe dafür waren die zu schnelle Verschlankung der Mitarbeiter oder zu hohe Löhne für Piloten in Kurzarbeit. Auch die zu niedrigen Löhne für die Mitarbeiter der neuen Airline Eurowings Discover wurde deutlich kritisiert, welche laut Spohr aber für eine Profitabilität notwendig sei. Außerdem schaut die größte deutsche Fluggesellschaft optimistisch auf die Zeit nach der Krise.
Könnt Ihr die Kritik nachvollziehen?