Die Lufthansa und Alitalita – wird das doch noch etwas? Neuesten Medienberichten zur Folge könnte ein Einstieg der deutschen Airline bei den Italienern immer wahrscheinlicher werden. Geplant ist eine “beträchtliche Investition”.
Nicht nur einmal ist die Lufthansa Group bei einem Einstieg in die marode italienische Airline Alitalia beim italienischen Staat abgeblitzt. Das könnte sich nun ändern, denn sowohl der Staat als auch die Airline scheinen kompromissbereit zu sein.
Lufthansa möchte Konkurrenten Delta überbieten
Bis zuletzt galt es als fast gesichert, dass Alitalia durch die italienische Eisenbahn (Ferro vie dello Stato), ein Konsortium rund um die Benetton-Familie (Atalantia) und die US-amerikanische Airline Delta übernommen werden sollte. Doch während der Einstieg der beiden italienischen Investoren als gesichert gilt beziehungsweise sogar teilweise schon vorgenommen wurde, ist das Investment der US-Amerikaner wohl doch nicht mehr so sicher. Zum einen zögert Delta, zum anderen scheint dem italienischen Staat der Kaufpreis zu niedrig. Nach Medienberichten bietet Delta für einen Anteil von zehn Prozent gerade einmal eine Summe von 125 Millionen Euro – womit der Unternehmenswert auf gerade einmal 1,25 Milliarden Euro taxiert werden würde.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters sieht die Lufthansa beim Kaufpreis noch Spielraum. Man sei bereit, “einen höheren Betrag als den von anderen möglichen Partnern vorgeschlagenen” in die italienische Airline zu investieren. Spekuliert wird, dass der Betrag zwischen 150 und 200 Millionen Euro liegen könnte. Scheinbar geht es auch hierbei nur um einen Anteil von zehn Prozent an der Airline, sodass die Lufthansa mehr bieten würde als Delta. Möglicherweise könnte dies am Ende doch noch dazu führen, dass die Lufthansa den Zuschlag bekommt und zukünftig einer der Aktionäre der italienischen Fluggesellschaft wird.
Milderer Geschäftsplan gefordert als beim letzten Angebot
Scheinbar macht die Lufthansa aber nicht zu bei den Finanzen Zugeständnisse. Auch in puncto Geschäftsplan fordert die deutsche Airline nicht mehr so große Einschnitte wie ursprünglich geplant. Das neue Angebot von Lufthansa ist laut italienischen Medien an diese Bedingungen geknüpft:
- Abbau von insgesamt 4.000 Stellen
- Reduzierung der Flotte um 15 bis 25 Maschinen
- Zustimmung der Gewerkschaften
Wichtig scheint dabei besonders, dass die Lufthansa nur einsteigen möchte, wenn die in Italien starken Gewerkschaften dem Plan zustimmen. Der Stellenabbau wäre damit beschlossen, bevor die Lufthansa überhaupt an Bord ist. An den starken Gewerkschaften ist Alitalia zuvor schon bei vielen Sparprogrammen gescheitert, weswegen dieser Schritt wohl für jeden Investor entscheidend ist. Ursprünglich hatte die Lufthansa deutlich größere Einschnitte gefordert, die Flotte sollte einstmals auf nur noch 75 Maschinen schrumpfen (jetzt auf knapp 100), die Zahl der Arbeitsplätze sollte um insgesamt 6.000 reduziert werden, wodurch die Belegschaft mehr als halbiert worden wäre.
Die neuen Pläne erscheinen im Vergleich also recht milde, zumal Lufthansa allen voran bei der Effizienz ansetzt. Eine nur leicht reduzierte Flotte, in der zudem besonders die kleinen Embraer-Maschinen ausscheiden sollen, steht einem großen Stellenabbau gegenüber. Damit sollen die Einnahmen pro Passagierkilometer steigen, was ein guter Weg wäre, um die Fluggesellschaft wieder in Richtung Gewinne zu trimmen. Genau daran waren die Investoren und Aktionäre von Alitalia in den letzten Jahrzehnten immer wieder gestiegen – primär wegen zu hohen Kosten für die Verwaltung und die Mitarbeiter sowie überbordender Ineffizienz in verschiedenen Bereichen.
Fazit zum möglichen Deal der Lufthansa und Alitalia
Wird Lufthansa auf der Zielgeraden doch noch ein Investor von Alitalia? Noch lässt sich das nicht sicher sagen, dass aber das neue Angebot klingt für den italienischen Staat sicherlich attraktiv – zumal die Einschnitte nicht mehr so groß ausfallen wie ursprünglich geplant. Mittelfristig möchte die Lufthansa gemeinsam mit Atlantia scheinbar sogar zum Mehrheitsaktionär werden. Ob es dazu allerdings wirklich kommen wird, bleibt aktuell abzuwarten – immerhin gibt es auch noch so einige politische, kartellrechtliche und sicherlich auch emotionale Stolpersteine bei einer möglichen Übernahme der italienischen Airline durch den deutschen Konkurrenten.