Die Lufthansa Group war während der Corona-Pandemie schon früh auf finanzielle Unterstützung seitens der Politik angewiesen – dadurch haben sich Abhängigkeiten ergeben, welche der Konzern wieder eliminieren möchte.
Die Hauptversammlung der Lufthansa Anfang Mai steht an. Bei dieser möchte der Konzern die Weichen für die finanzielle Zukunft des Kranichs stellen, wie aero.de berichtet. Vor allem die Corona-Pandemie hat das Unternehmen und die gesamte Branche ins Wanken gebracht, was nur durch finanzielle Unterstützung des Staates beruhigt werden konnte. Die Zugeständnisse dafür sind der Lufthansa jedoch mittlerweile zu streng, weshalb man die Aktionäre um Kapitalbeschaffung am freien Markt bitten möchte, um die Politik zukünftig weitestgehend vom Unternehmen fernzuhalten.
Die Parteinahme der EU
Liquide finanzielle Mittel sind für jedes gesunde Unternehmen entscheidend. Vor allem während der Corona-Pandemie hat diese Zahl auch in der Öffentlichkeit an Bedeutung gewonnen. Durch die massiven Einschränkungen im internationalen Flugverkehr waren viele, auch namhafte, Fluggesellschaften schnell auf finanzielle Unterstützung seitens des Staates, aber auch des freien Finanzmarktes, angewiesen. Auch die Lufthansa Group befand sich schnell in Gesprächen mit der Bundesregierung. Am Ende konnte ein finanzielles Hilfspaket in Höhe von insgesamt neun Milliarden Euro geschnürt werden. Dieses Paket ist in verschiedenen Tranchen aufgeteilt, welche wiederum an bestimmte Bedingungen geknüpft sind. Diese Bedingungen sind nach Meinung des Vorstands zu streng, weshalb die Airline den Aktionären bei der kommenden Hauptversammlung einen neuen Milliardenplan vorstellen möchte.
Verträge, die Passagierströme von Lufthansa auf andere Airlines verlagern, werden nicht fortgeführt.
Michael Niggemann, Vorstandsmitglied der Lufthansa
Von den Staatshilfen hat die Lufthansa bisher “erst” 2,8 Milliarden Euro in Anspruch genommen. Den ersten Teil davon hat der Konzern bereits frühzeitig zurückgezahlt. Weitere finanzielle Unterstützung wird in den nächsten Monaten dennoch vonnöten sein. In dieser Zeit möchte sich die Kranich-Airline jedoch nicht mehr in die derartige Abhängigkeit der Politik begeben. Zu groß sind die Enttäuschungen bei der Lufthansa, vor allem gegenüber der Europäischen Union. Die EU-Wettbewerbskommission hat die Airline aktuell stark auf dem Kieker. Vor allem das Vorgehen mit der ehemaligen Tochter Condor musste am Ende revidiert werden. Der zuvor durch die Lufthansa gekündigte Vertrag der Zubringerflüge für die Condor nach Frankfurt musste am Ende doch beibehalten werden. Nach Ansicht der Lufthansa hat die EU-Kommission hier Partei für die falsche Seite ergriffen.
Die EU-Kommission wird Ticketpreise und Veranstalterkonditionen von Eurowings Discover sehr genau im Blick behalten. Der Staat ist nun mal Copilot bei Lufthansa – und deswegen gelten jetzt andere Spielregeln.
Auch die Zinsrückzahlungen wurden zum Problem, weshalb die EU-Wettbewerbskommission auch die Bundesregierung ermahnt und die Pflicht zur besseren Aufsicht der größten deutschen Fluggesellschaft genommen hat. Das wird auch bei der neuen Lufthansa-Billigtochter Eurowings Discover der Fall sein, wie ein unbekannter Insider aero.de verraten haben soll.
Weichen für die Zukunft
Das alles soll zum Kurswechsel bei der Geldbeschaffung führen. Schon zu Beginn des Jahres konnte der Konzern ein starkes Interesse des Kapitalmarktes für Anleihen der Lufthansa registrieren. Insgesamt 1,6 Milliarden Euro konnte man sich so bereits beschaffen. Doch auch abgesehen von den aktuellen Staatshilfen, möchte sich der Kranich von der Politik loslösen. Die bevorstehenden Bundestagswahlen geben genug Grund zum Anlass, dass eine neue Bundesregierung formiert wird, welche auch strengere Klimaziele formulieren wird. Weitere Staatshilfen würden bedeuten, dass die Bundesregierung bei Entscheidungen der Lufthansa im Aufsichtsrat mitwirken darf. Gleiches würde auch für eine eventuell neue Regierung gelten.
Dadurch soll das Unternehmen in die Lage versetzt werden, Finanzierungsgelegenheiten flexibel nutzen zu können, um Eigenkapital am Kapitalmarkt zu beschaffen.
Statement in der Ankündigung zur Hauptversammlung
Bei der bevorstehenden Hauptversammlung am 4. Mai – welche virtuell stattfinden wird – sollen die Weichen dafür gestellt werden. Insgesamt möchte man sich eine Kapitalerhöhung von insgesamt 5,5 Milliarden Euro bestätigen lassen. Damit könne die Lufthansa ihren Aktionären weitestgehend freie Hand garantieren, die Politik könne sich dann nicht in die Strategie der Airline für die nächsten Jahre einmischen.
Fazit zu den Plänen der Hauptversammlung
Die Maßnahmen der Politik, vor allem der Europäischen Union, haben der Lufthansa zum Umdenken verholfen. Um in Zukunft die Beteiligung der Bundesregierung zu vermeiden, sollen die Staatshilfen nicht mehr in Anspruch genommen werden. Dafür benötigt der Kranich jedoch finanzielle Unterstützung des freien Finanzmarktes. Die Weichen dafür möchte die Lufthansa bei der kommenden Jahreshauptversammlung stellen, um frühzeitig vor der Bundestagswahl entsprechende Strategien einleiten zu können.