“Green flying is lying!”: Verbraucherschutzorganisationen nehmen Lufthansa aufgrund mutmaßlich irreführender Aussagen zur Nachhaltigkeit von Flügen ins Visier.
In einer gemeinsamen Initiative planen verschiedene Verbraucherschutzorganisationen unter dem Dachverband Beuc rechtliche Schritte gegen europäische Fluggesellschaften wie Lufthansa und Ryanair einzuleiten. Wie fvw berichtet, lautet der Vorwurf: irreführende Werbung bezüglich der Nachhaltigkeit von Flugreisen – Greenwashing.
Irreführende Nachhaltigkeitsversprechen
Die Greenwashing-Vorwürfe gegenüber Fluggesellschaften häufen sich in den vergangenen Jahren. Aktuell wird KLM wegen Greenwashing verklagt und auch eine Werbekampagne von Etihad Airways wurde kürzlich verboten. Nun steht auch die Lufthansa neben weiteren Airlines in der Kritik.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) äußerte auf Twitter seine Bedenken hinsichtlich der von einigen Fluggesellschaften vermittelten Vorstellung, dass Fliegen CO₂-neutral oder umweltfreundlich sein könnte:
Aus diesem Grund beteiligt sich der Verbraucherzentrale Bundesverband an einem Unterlassungsverfahren des Verbraucherschutzdachverbands Beuc. Die Kritik bezieht sich vor allem auf die Verwendung von Begriffen wie “CO₂-neutral”, “grün” und “nachhaltig”.
Mehrere Airlines unter Beschuss
Innerhalb der aktuellen Initiative der Verbraucherschützer stehen nicht nur Lufthansa und Ryanair im Fokus, sondern auch andere europäische Airlines wie Air France. Beuc gab bekannt, dass zahlreiche Beispiele für irreführende Praktiken gefunden wurden. Insbesondere Behauptungen, dass CO₂-Emissionen durch Kompensationsmaßnahmen “ausgeglichen”, “neutralisiert” oder “kompensiert” werden könnten, seien sachlich falsch. Die Effektivität solcher Kompensationsmaßnahmen sei höchst unsicher, während der Schaden, der durch CO₂-Emissionen von Flugreisen verursacht wird, gewiss sei.
Die Fluggesellschaften werden beschuldigt, sich des Greenwashings schuldig zu machen, indem sie Flugreisen als klimafreundlicher darstellen, als sie tatsächlich sind. Lufthansa reagierte auf die Ankündigung von Beuc, erklärte jedoch, dass bislang keine offizielle Beschwerde eingegangen sei. Die Fluggesellschaft betont, dass sie sich mit jeder Beschwerde sorgfältig auseinandersetzen und diese gründlich prüfen werde. Lufthansa hat, wie viele andere Airlines, das Ziel, bis 2050 eine neutrale CO₂-Bilanz zu erreichen. Außerdem sollen die Netto-CO₂-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2019 durch Reduktions- und Kompensationsmaßnahmen halbiert werden.
Fazit zu den Greenwashing-Vorwürfen
Da der globale Fokus auf Nachhaltigkeit und Klimawandel zunimmt, hinterfragen Verbraucherschutzgruppen zunehmend die Behauptungen und Praktiken von Unternehmen. Die Luftfahrtindustrie, die erheblich zu den Treibhausgasemissionen beiträgt, steht zunehmend unter dem Druck, ihre Umweltauswirkungen ehrlich und transparent anzugehen. Die Ergebnisse der laufenden rechtlichen Schritte und die darauffolgenden Debatten rund um Greenwashing in der Luftfahrtindustrie werden voraussichtlich weitreichende Auswirkungen auf das Verbrauchervertrauen und die Bemühungen der Branche um echte Umweltverantwortung haben.