Als zweite Airline ist die Lufthansa am Samstag am neuen Flughafen BER gelandet – in einer Pressekonferenz hat Carsten Spohr dabei überraschend positive Worte zum Standort Berlin gefunden, inklusive eines Hoffnungsschimmers mit Blick auf Langstrecken.

Die Lufthansa befindet sich genauso wie andere Fluggesellschaften aktuell in der schwierigsten Phase ihrer Geschichte. Positive Events wie die heutige Eröffnung des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) sind dabei aktuell eher die Ausnahme. Wenngleich die geplante Parallellandung mit easyJet nicht zustande kam und Lufthansa nur als zweite Airline am BER gelandet ist, hat Carsten Spohr auf der offiziellen Pressekonferenz zur Eröffnung klar betont, wie wichtig der neue Flughafen und der Standort Berlin für die Lufthansa ist.

Spohr sieht die Lufthansa als klaren Marktführer am BER

Die Lufthansa bringen die meisten Reisenden primär mit den Standorten in Frankfurt und München in Verbindung, allerdings war die Hauptstadt für die Airline dennoch immer von großer Bedeutung. Das zeigt auch die Zahl der täglichen Flüge, denn vor der Krise flog die Lufthansa Group bis zu 60 mal am Tag nach Berlin. Die sechs Airlines der Gruppe waren damit nach der Pleite von airberlin der Marktführer nicht am Flughafen Tegel, sondern insgesamt in Berlin. Daran wird sich auch nach der Eröffnung des BER nichts ändern, wie Carsten Spohr in der Pressekonferenz hervorgehoben hat:

Marktführer sind wir natürlich als Gruppe – wir haben sechs Airlines. Die Gruppe hat [vor der Krise] ein Drittel aller Flüge nach Berlin angeboten. Wenn wir jetzt mindestens doppelt so viele Flüge anbieten wie die Zweiten, zeigt das unsere Bedeutung von Berlin.

Lufthansa CEO Carsten Spohr auf der Pressekonferenz zur BER-Eröffnung

Mit Blick auf das deutlich geschrumpfte Angebot von easyJet in der Bundeshauptstadt, darf sich die Lufthansa in Krisenzeiten über einen großen Vorsprung vor dem Konkurrenten freuen.

Während die Lufthansa Group weiterhin mit knapp 40 Flügen am Tag plant, wird easyJet bis auf Weiteres nur knapp 20 Flüge am Tag anbieten und damit mit klarem Abstand auf den zweiten Platz verwiesen. Auch sonst kommt keine andere Fluggesellschaft mit Blick auf die Zahl der täglichen Flüge an die Lufthansa heran.

Berlin kommt als Standort am besten durch die Krise

Interessant ist die Analyse von Spohr mit Blick auf den Standort Berlin auch in anderer Hinsicht – die Folgen der Krise rund um das Coronavirus. Laut Spohr ist der Standort Berlin weniger stark betroffen als jeder andere Flughafen im Netz der Lufthansa. “Der Rückgang ist deutlich geringer als bei allen anderen Flughäfen, die wir anfliegen, weltweit”, gab Spohr in der Pressekonferenz zu Protokoll. Entsprechend ist das Angebot der Lufthansa ab Berlin Tegel in den Wochen der Krise auch “nur” um ein Drittel gesunken, während die Airline im Gesamtnetz teils nur noch ein Viertel oder noch weniger der Frequenzen anbietet wie vor der Krise.

Nicht geäußert hat Spohr sich allerdings zu den Entwicklungen in den kommenden Wochen. Der Flugplan zeigt bereits, dass die Lufthansa Group voraussichtlich deutlich weniger als 40 Flüge am Tag anbieten wird, was mit Blick auf das Gebot auf Reisen zu verzichten, nicht unbedingt überraschend kommt. Dennoch wird die Lufthansa auch in den nächsten Wochen weiterhin ein vergleichsweise großzügiges Angebot anbieten, inklusive mehrerer täglicher Flüge nach Frankfurt, München, Zürich und Wien. Auch das Hub in Brüssel soll weiterhin mindestens täglich mit dem neuen Flughafen in Berlin verbunden werden.

Spohr will Langstrecken ab dem BER nicht ausschließen

Schon seit Jahren wird darüber spekuliert, ob die Lufthansa mittelfristig Langstrecken ab dem BER anbieten wird. Dem hat die Lufthansa Group zuletzt noch einmal eine Absage erteilt. Dennoch will man Langstreckenverbindungen ab der größten deutschen Stadt zukünftig nicht ausschließen. Wenngleich Spohr klargemacht hat, dass das aktuelle Umfeld weitere Langstrecken für kaum eine Airline zulasse, sieht er in der Zukunft wieder eine Erholung des Marktes und damit zwingend auch mehr Langstrecken ab Berlin. Bislang seien viele Langstreckenverbindungen in die Hauptstadt auch an der fehlenden Infrastruktur gescheitert.

Ob die Lufthansa Group allerdings in den nächsten Jahren Langstrecken ab Berlin anbieten wird, will Spohr weder bestätigen noch ausschließen. Mit Blick auf Langstrecken betont Spohr dabei:

Wenn da [bei Langstrecken ab dem BER] bei Lufthansa Profitabilität absehbar ist, werden wir dabei sein.

Lufthansa CEO Carsten Spohr auf der Pressekonferenz zur BER-Eröffnung

Gleichzeitig machte Spohr allerdings noch einmal klar, dass für Langstrecken ab Deutschland zwingend Umsteigeverkehr notwendig sei. “Kein Gebiet in Deutschland ist groß genug, um Langstrecken alleine zu füllen”, betonte Spohr im Rahmen der Pressekonferenz. Mit Blick darauf, dass die Lufthansa Group den Flughafen in Berlin vorerst fast ausschließlich von den eigenen Hubs (mit Ausnahme einer Flüge von Eurowings) bedient, fehlt es allerdings an möglichen Umsteigeverkehr. Lufthansa-Langstrecken ab dem BER bleiben zumindest auf absehbare Zeit unwahrscheinlich – wenn auch langfristig nicht unmöglich.

Fazit zur Rolle von Lufthansa am BER

Die Lufthansa ist als zweite Airline am neuen Flughafen in Berlin gelandet. Der Standort soll für die Lufthansa Group dabei zu einem weiteren Standbein werden und könnte mit Blick auf die Aussagen von Spohr zukünftig auch noch weiter an Bedeutung gewinnen. Mit Blick darauf, dass der Rückgang durch die Krise in Berlin besonders gering ist, dürfte die Lufthansa hier in den nächsten Monaten weitere Marktchancen sehen und versuchen, die Marktführerschaft auszubauen – möglicherweise in Zukunft auch mit Langstrecken.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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