Noch vor wenigen Tagen galt die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa und MSC als reine Formsache. Nun rückt eine Entscheidung wieder in weite Ferne.

Spohr dürfte Anfang der Woche nur noch auf die offizielle Meldung gewartet haben. Doch der Lufthansa-Chef wartet weiter vergebens auf eine Rückmeldung von der italienischen Regierung. Der Verkauf von ITA Airways steht damit weiterhin aus. Und eine Entscheidung könnte mit der aktuellen Regierungskrise Italiens sogar noch unwahrscheinlicher werden, wie aeroTELEGRAPH berichtet.

Regierungskrise lässt Spohr warten

Erst der Stillstand wegen eines Streiks im italienischen Luftverkehr. Nun gerät auch die Verhandlung zur ITA-Übernahme ins Stocken. Schuld daran soll die derzeitige Regierungskrise Italiens sein. Dabei standen die Vorzeichen, besonders in den vergangenen Tagen, gar nicht so schlecht. Bereits seit Wochen laufen die Verhandlungen mit mehreren Interessenten. Zuvor brachten sich diverse Fluggesellschaften schon öffentlich in Lauerstellung. Das Interesse an der Alitalia-Nachfolgerin war und ist groß. Die Airline weckt viele Begehrlichkeiten in einem interessanten Markt. Für die Lufthansa zählt Italien sogar zu den wichtigsten Märkten weltweit. Nicht umsonst war das Interesse hier besonders groß.

Gemeinsam mit MSC wurde die Übernahme von ITA Airways von langer Hand geplant. Doch von den ursprünglichen Geboten musste man Abstand nehmen. Auf über eine Milliarde Euro bezifferte man ursprünglich den Wert für die etwa 80 Prozent Anteile an der italienischen Fluggesellschaft. Mittlerweile soll das Gebot deutlich geringer ausfallen. Auch die Konkurrenz um Air France-KLM hat ihr Angebot deutlich reduzieren müssen, sodass sich die Regierung Italiens mehr oder weniger gezwungen sehen musste, den Deal möglichst bald über die Bühne zu bringen. Mehr Wert sollte die Airline nicht verlieren dürfen, dementsprechend optimistisch dürften die Parteien besonders in den letzten Tagen gewesen sein.

Drohen Neuwahlen?

Doch die derzeitige Regierungskrise Italiens dürfte etwaige Verhandlungen wieder verlangsamen. Zwar habe das Wirtschaftsministerium bereits die Entscheidung zugunsten der Lufthansa gefällt, doch der offizielle Verkauf, der eigentlich nur noch als reine Formsache galt, blieb aus. Derweil muss sich der Ministerpräsident Draghi anderen Problemen widmen. Denn ein lodernder Streit mit dem Koalitionspartner, der Fünf-Sterne-Partei, ist am vergangenen Montag endgültig eskaliert. Die Partei boykottierte die Abstimmung zu einem Milliarden-schweren Hilfspaket. In erster Konsequenz habe Draghi den Rücktritt angeboten. Dieser wurde jedoch abgelehnt. Stattdessen soll sich der Regierungschef nun vor dem Parlament erklären.

In der Konzernzentrale wartet Spohr derweil auf den offiziellen Kaufbescheid. Bis dahin bleibt die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa und MSC weiterhin in der Schwebe. Draghi wird erst am Mittwoch um Unterstützung aus dem Parlament buhlen dürfen. Bis dahin wird es wohl auch keine Entscheidung zur ITA-Übernahme geben. In der Zwischenzeit befindet sich der italienische Regierungschef auf Staatsbesuch in Algerien. Lufthansa und MSC sind nicht nur finanziell die Favoriten. So soll vor allem die Strategie die Regierung am meisten überzeugt haben. Davon abgesehen dürfte eine baldige Übernahme durch die Lufthansa von großem Interesse sein. Zwar hat ITA Airways erstmals im vergangenen Monat einen Gewinn erzielen können, doch die Erfolgsaussichten für die Wintermonate sehen eher schlecht aus, sollte kein fähiger Partner zur Seite stehen.

Fazit zu den Verzögerungen

Inwiefern die Entscheidung zur ITA Airways-Übernahme von der aktuellen Regierungskrise abhängig ist, kann ich nur schwer einschätzen. Fest steht zumindest für den Moment, dass sich Draghi diesem Problem zuerst stellen muss. Erst dann kann der Verkauf von ITA Airways wieder forciert werden. Ob eine Entscheidung diesbezüglich sogar für längere Zeit ausbleiben würde, sollte Draghi kommende Woche zurücktreten müssen, bleibt abzuwarten. Sollte dieser Fall eintreffen, würde es zu Neuwahlen kommen. Zwar besteht weiterhin die Dringlichkeit zur Übernahme von ITA Airways, ob Draghi dann aber noch entscheidungsfähig ist oder überhaupt sein will, wird sich erst noch herausstellen.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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