Die InterContinental Hotels Group (IHG) muss einen schweren Schlag hinnehmen. Mehr als 100 Hotels verlassen die Kette, weil diese ihre verpflichtenden Zahlungen nicht geleistet hat.
Die Hotelindustrie leidet in der aktuellen Krise so stark wie nur wenige andere Branchen – Airlines ausgenommen. Davon nicht ausgenommen sind auch die großen globalen Ketten, zu denen auch IHG gehört. Der Konzern mit bekannten Marken wie InterContinental oder Holiday Inn ist weltweit vertreten und muss dabei mit erodierenden Umsätzen zurechtkommen. Die Ketten allerdings kommen im Grunde noch gut weg, denn es ist mittlerweile die Regel, dass die allermeisten Hotels nicht nur einen anderen Eigentümer haben, sondern auch von einer anderen Firma geführt werden. Diese sogenannte ‘Asset Light’-Strategie sorgt nun auch dafür, dass insgesamt mehr als 100 Hotels im Herbst nicht mehr die IHG-Marken werden, wie unter anderem Loyaltylobby berichtet.
IHG bezahlt Mindestgebühren nicht und verliert Management-Verträge
Tatsächlich geht es in dem konkreten Fall um Hotels, die einen Management-Vertrag mit IHG haben. Das heißt konkret: Die Hotels gehören zwar einem anderen Unternehmen, werden aber von IHG betrieben. Zumindest bislang noch, denn insgesamt 103 Hotels werden ab dem 1. Dezember 2020 unter einer neuen Marke auftreten, konkret der von Sonesta. Hierbei handelt es sich um eine recht kleine Marke mit aktuell weniger als 100 Hotels im Portfolio – teilweise im Übrigen ebenfalls Hotels, die früher eine IHG-Marke trugen. Hintergrund ist ein längerer Streit zwischen IHG und dem Inhaber der Hotels, dem Service Properties Trust, der wiederum eine Tochter eines Vermögensverwalter ist.
Laut eines Statements von SVC wurde IHG bereits vor Monaten dazu aufgefordert, Mindestmieten und Mindesterträge an den Besitzer zu bezahlen, habe dies aber bis heute nicht getan. Allein im Juli und August beliefen sich die ausbleibenden Zahlungen auf mehr als 26 Millionen US-Dollar (~ 22 Millionen Euro). Da auch bis zum 24. August keine Zahlung eingegangen war, hat sich SVC entschieden, die gültigen Management-Verträge außerordentlich zu kündigen. IHG hat die ausbleibenden Zahlungen dabei nicht beschrieben, sondern in einem Statement nur auf die schwierige Situation sowie eine starke eigene Liquidität verwiesen. Wie bereits 16 andere SVC-Hotels, die früher IHG-Marken trugen, werden die 103 Hotels in Zukunft ebenfalls unter der Marke Sonestea betrieben.
IHG verliert auch mehrere Luxushotels
Der Streit um die Hotels in Nordamerika ist besonders deshalb erwähnenswert, weil es keineswegs nur um Hotels günstiger Marken geht, sondern auch einige bekannte IHG-Häuser. Betroffen sind unter anderem das InterContinental Austin, das InterContinental San Juan sowie das InterContinental Toronto Yorkville. Ebenfalls verliert IHG fünf Häuser der beliebten und aufstrebenden Kette Kimpton in US-amerikanischen Großstädten. Die restlichen SVC-Hotels, die zukünftig nicht mehr unter einer IHG-Marke arbeiten werden, sind 11 Crowne Plaza, 3 Holiday Inn, 20 Staybridge Suites und 61 Candlewood Suites. Nahezu alle Hotels befinden sich in den USA und Kanada, sodass keinerlei europäischen Hotels betroffen sind.
Laut Angaben von SVC hat man mit der wenig bekannten Sonesta-Marke sehr gute Erfahrungen gemacht. Die 16 Hotels, die bereits im Jahr 2012 von IHG zu Sonesta überführt wurden, erzielen demnach nach anfänglichen Zusatzkosten der Transition mittlerweile höhere Erträge als zuvor unter dem Management von IHG. Es ist davon auszugehen, dass die InterContinental und möglicherweise auch die Kimpton Hotels zukünftig die Royal Sonesta Marke tragen werden. Die anderen Hotels werden wohl entweder als normale Sonesta Hotels (Crowne Plaza & Holiday Inn) oder als Sonesta ES Suites (Staybrdige Suites & Candlewood Suites) firmieren.
Fazit zum Verlust der mehr als 100 IHG-Hotels
Dass IHG mehr als 100 Hotels abgeben muss, ist für die Kette zweifelsfrei ein schwerer Schlag. Besonders bedenklich ist, dass der Konzern scheinbar nicht willens oder fähig war, die Mindestgebühren an den SVC Trust zu bezahlen. Zuletzt gab es bereits Gerüchte um eine Übernahme von IHG durch den französischen Accor-Konzern, sodass die Situation von IHG zumindest nicht gänzlich unproblematisch ist. Man kann gespannt sein, wie die Zukunft von IHG aussieht und ob noch mehr Hotels zukünftig unter einer Flagge agieren werden.