Eine komplexe Kurve auf einer der neuen Startrouten am BER schickt Piloten und ihre Maschinen nur 180 Höhenmeter nach dem Start in eine enge Rechtskurve. Diese Idee stößt besonders bei Sicherheitsfragen auf harte Kritik.
Die spezielle Routenplanung wird von Medien und Kritikern bereits mit reichlich uncharmanten Spitznamen wie “Stunt-” oder gar “Kotzkurve” betitelt, obwohl die offizielle Bezeichnung eigentlich “Hoffmannkurve” lautet. Das berichtet unter anderem der Tagesspiegel. Sicherheitsexperten warnen vor einem ernsthaften Risiko.
Waghalsige Hoffmannkurve erschwert den Start am BER für Piloten enorm
Schon beim Schreiben dieser Worte könnte uns beinahe schwindelig werden, wie sich Passagiere oder gar Piloten dann fühlen müssen, möchte man sich fast nicht vorstellen: Eine der vielen Startrouten auf dem Gelände des neuen Hauptstadtflughafens BER erfordert ein schwindelerregendes Manöver – und das nur wenige Sekunden nach dem Start. In nur 180 Metern Höhe sollen Piloten bei Ostwind künftig eine scharfe Rechtskurve von immerhin 145 Grad fliegen, und zwar direkt nach dem jeweiligen Flugstart auf der Südbahn.
Der Grund für die Planung dieses waghalsigen Manövers liegt insbesondere in der enormen Lärmbelastung für die den neuen Hauptstadtflughafen umgebenden Ortsteile Waltersdorf und die Gemeinden Eichwalde, Schulzendorf und Zeuthen. Zwar könnten Piloten in Koordination mit der jeweiligen Fluggesellschaft auf eine alternative Route ausweichen, deren Start deutlich geradliniger verläuft. Diese Strecke benötigt allerdings eine deutlich längere Flugzeit und damit einen erhöhten Treibstoffverbrauch, der den allermeisten Airlines vermutlich nicht rentabel erscheint.
Kritiker verurteilen Hoffmannkurve als enormes Sicherheitsrisiko
Ihren Namen verdankt die neue Risiko-Kurve ihrem Erfinder, dem lokalen Privatpiloten Marcel Hoffmann – und stößt von vielerlei Seiten auf harte Kritik: Ein Sprecher der Pilotengewerkschaft äußerte sich mit den folgenden Worten misstrauisch gegenüber des Reiseportals aerotelegraph und bezeichnet das Manöver als natürlich machbar, “aber der Sicherheit dienlich ist es nicht. Eine solche Kurve zu fliegen, während Klappen und Fahrwerk noch einfahren, trägt nicht zur Ruhe im Cockpit bei”.
Insbesondere bei widrigen Wetterbedingungen oder auch technischer Probleme stelle die Hoffmannkurve ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko dar. Unabhängig davon warnt man auch vor einer Beunruhigung der Passagiere, denen das außergewöhnliche Manöver nicht entgehen wird – im Gegenteil.
Auch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) selbst hat die Hoffmannkurve nach Informationen des Tagesspiegels schon früh als “anspruchsvoll” gewertet. Für das Manöver müssten Piloten deutlich leistungsfähiger auftreten, zudem benötige es weit mehr technische Unterstützung durch Systeme als dies bei regulären Startrouten der Fall wäre. Eine Klage zu dieser Thematik hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg allerdings bereits abschlägig entschieden.
Fazit zur Hoffmannkurve am neuen Flughafen BER
Eine komplexe Kurve auf einer der neuen Startrouten am BER schickt Piloten und ihre Maschinen nur 180 Höhenmeter nach dem Start in eine enge Rechtskurve, und stößt auf allerhand Kritik – insbesondere aufgrund des Sicherheitsrisikos im Angesicht von widrigen Wetterbedingungen oder auch technischer Probleme. Ein Bescheid des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg hält die Kurve allerdings für sicher; zudem ist eine nachträgliche Änderung dieser Startroute nur wenige Wochen vor der offiziellen BER-Eröffnung äußerst unwahrscheinlich.