Anlässlich der Airline-Fusionen, die aktuell im Raum stehen, hegen Interessensvertreter diverser Einrichtungen Bedenken in Hinblick auf steigende Flugticketpreise.
Reisebüros, Flughäfen und Verbraucher appellieren an Wettbewerbsbehörden, bei der Prüfung von Airline-Zusammenschlüssen besonders genau zu sein. Dahingehend sollen härtere Abhilfemaßnahmen verlangt werden, wie airliners berichtet.
Zu mächtige Positionen befürchtet
Verbände von Reisebüros, Flughäfen und Verbrauchern äußern ihre Zweifel hinsichtlich bevorstehender Airline-Fusionen, die einen fairen Wettbewerb des europäischen Luftmarktes gefährden könnten. Folglich fordert der Europäische Reisebüro- und Reiseveranstalterverband, EU Travel Tech, der Europäische Passagierverband, der Europäische Verbraucherschutzverband BEUC und der Flughafenverband ACI härtere Maßnahmen im Zuge kartellrechtlicher Prüfungen solcher Zusammenschlüsse.
Zweifel werden anhand des Beispiels der Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa verlautbart, wie auch anhand der Fusion von Air Europa mit der Internatinal Airlines Group (IAG). Im Falle eines erfolgreichen Deals befürchten die Interessensvertreter eine zu mächtige Stellung der größten Fluggesellschaften im europäischen Raum. Sollten die beiden Fusionen genehmigt werden, behaupten die Verbände, dass die fünf größten europäischen Fluggesellschaften 73,5 Prozent des innereuropäischen Luftverkehrs kontrollieren würden. Vor knapp 20 Jahren hätte dieser Prozentsatz vergleichsweise nur 47 Prozent betragen.
Anstieg der Ticketpreise wahrscheinlich
In der Folge rechnen die Interessensverbände mit höheren Flugticketpreisen. Negativ hervorgehoben wird indessen der US-amerikanische Luftverkehrsmarkt. Durch die hohe Marktkonzentration sehen die Verbände diesen als Negativbeispiel, während große Airlines, wie die Lufthansa, anderer Meinung sind.
Schließlich appellieren die Verbände an die EU-Kommission, sich nicht unter politischen Druck setzen zu lassen und bei wahrhaftigem Zweifel von ihrem Recht Gebrauch zu machen.
EU-Kommission nicht ohne Zweifel
Obschon die EU-Kartellbehörden ebenso Bedenken hegen – sowohl an der Air Europa Übernahme durch die IAG, als auch an der Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa – werden die Stimmen für härtere Übernahme-Auflagen lauter. Dabei hat Brüssel bereits die zweite Prüfungsphase anlässlich des ITA-Airways-Deals eingeleitet. Die EU-Wettbewerbsbehörde nimmt die Akte noch bis Anfang Juni 2024 genau unter die Lupe. Diesbezüglich zeigt sich die Kommission nicht zimperlich und fährt ein hartes Programm. Auch in Hinblick auf den Air-Europa-Deal steht noch eine erweitere Prüfung seitens der EU-Wettbewerbsbehörde bis zum 7. Juni 2024 aus.
Gegenstimmen von SAS
Gegenüber der Meinung der Interessensverbände positioniert sich Anko van der Werff, CEO von SAS Scandinavian Airlines. Er sieht der vorsichtigen Herangehensweise der EU-Wettbewerbsbehörde mit Vorbehalt entgegen und kritisiert:
Ich befürchte, dass die Europäische Kommission nicht wirklich in der Lage ist, sich eine eigene Meinung zu bilden. Sie will, auf der einen Seite, dass Flüge teurer werden, aber sie scheint andererseits auf Konsolidierung zu setzen.
Anko van der Werff, CEO von SAS Scandinavian Airlines
Hinsichtlich seiner Aussage, dass die EU will, dass Flüge teurer werden, argumentiert er mit Verweis auf das Vorzeigeprogramm der EU zur Reduzierung der CO₂-Emissionen. Bis 2050 fordert die EU beispielsweise 70 Prozent SAF für alle Flugzeuge.
Fazit zu den Bedenken der Branche
Interessensvertreter von Reisebüros, Flughäfen und Verbrauchern sehen dem Handeln der EU-Wettbewerbsbehörde in Hinblick auf Airlines-Fusionen kritisch entgegen. Befürchtet wird neben einer zu mächtigen Stellung entsprechender Fluggesellschaften die Erhöhung von Flugticketpreisen. Zudem gibt es Ansichten, die das Thema von einem ganz anderen Blickwinkel beleuchten. So bemängelt der CEO von SAS Scandinavian Airlines die zaghafte Herangehensweise der EU-Wettbewerbsbehörde. Es bleibt jedenfalls spannend, welche Rückmeldungen Anfang Juni 2024 aus Brüssel kommen.