Die Meinungen über die Zukunft des Verkehrsflughafen Kassel-Calden sind geteilt und Aussagen des hessischen Verkehrsministers stoßen auf Kritik.
Vor über 20 Jahren wurde der Flughafen in Nordhessen neu gebaut. Rund 280 Millionen Euro wurden dafür investiert. Zwar haben sich die Passagierzahlen seitdem vervierfacht, bleiben aber auf einem niedrigen Niveau und der große Erfolg bleibt aus. Jetzt stellt sich der hessische Verkehrsminister die Frage, ob der Flughafen Kassel-Calden herabgestuft werden soll, wie aerotelegraph berichtet.
Über den Flughafen Kassel-Calden
Ursprünglich als Militärflugplatz der britischen Royal Air Force genutzt, wurde der Flughafen Kassel-Calden am 4. April 2013 für den kommerziellen Flugverkehr eröffnet. Der Flughafen liegt etwa 16 Kilometer nordwestlich von Kassel entfernt und ist aktuell wieder im Gespräch. Mit Sundair fliegt im Winter nur eine Fluggesellschaft am Flughafen Kassel-Calden und verbindet diesen mit den kanarischen Inseln Fuerteventura, Teneriffa und Gran Canaria und mit Hurghada. Auch die Frequenzen des Sommerangebots sind meist eher gering. Der Sommerflugplan sieht Ziele wie Heringsdorf, Sylt, Bozen, Antalya, Heraklion, Hurghada, Mallorca, Gran Canaria, Teneriffa und Fuerteventura vor.
Was die Passagierzahlen angeht, erreichte der Flughafen Kassel-Calden 2018 mit 132.000 Reisenden sein Rekordjahr. In der ersten Hälfte dieses Jahres erreichte der hessische Verkehrsflughafen 45.097 Passagiere. Daraufhin zeigt sich der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir in einem Interview mit der Zeitung HNA eher weniger beeindruckt.
Wenn wir zehn Jahre zurückschauen, dann gab es viel Hoffnung […]. Die haben sich nicht unbedingt erfüllt.
Tarek Al-Wazir, Verkehrsminister Hessen
Kritik für den hessischen Verkehrsminister
Auch wenn sich die Passagierzahlen seit der Eröffnung vervierfacht haben, bleiben diese stets auf einem niedrigen Niveau. Im vergangenen Jahr zählte der Flughafen Kassel-Calden insgesamt weniger Fluggäste als andere kleine Airports, wie Erfurt und Sylt und nur halb so viele Passagiere wie Friedrichshafen und Saarbrücken. Daraufhin stellte sich der Verkehrsminister Al-Wazir die Frage, ob der Flughafen wieder zum einfachen Verkehrslandeplatz herabgestuft werden soll und erntet damit Kritik.
Fakt ist, dass Kassel über Straße und Schiene sehr gut angebunden ist. Deshalb stellt sich ja die Frage, ob Kassel weiter Verkehrsflughafen sein muss – nur wenige Kilometer vom Flughafen Paderborn entfernt. […] Als Verkehrslandeplatz muss der Kassel Airport aber natürlich auf jeden Fall bleiben.
Tarek Al-Wazir, Verkehrsminister Hessen
Gemäß der deutschen Luftverkehrs-Zulassungs-Ordnung brauchen Verkehrslandeplätze weniger technische Infrastruktur. Außerdem ist diese Kategorie von Flughäfen mit einem Abfluggewicht bis zu 20 Tonnen ausgelegt.
Der Verein “Pro Kassel Airport” kritisiert die Aussagen des Verkehrsministers und sieht diese als Wahlkampfmanöver. Nach Angaben des Vereins wäre eine Rückstufung des Flughafens Kassel-Calden weder von der Kostenseite noch aus umweltpolitischen Erwägungen sinnvoll. Außerdem entlaste der Flughafen den Frankfurter Flughafen und helfe damit, unnötigen Anreiseverkehr zu reduzieren.
Fazit zur Debatte um den Flughafen Kassel-Calden
Der Verkehrsflughafen Kassel-Calden bietet im Sommer zwar durchaus attraktive Ziele an, hat aber mit geringen Flugfrequenzen und bescheidenen Passagierzahlen zu kämpfen. Daraufhin spricht der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir darüber, dass es sinnvoll wäre den Flughafen zu einem einfachen Verkehrslandeplatz zurückzustufen. Dies stößt jedoch auf Kritik. Al-Wazir argumentiert, dass große Fluggesellschaften nicht angezogen werden und die gute Anbindung von Kassel an Straßen und Schienen die Notwendigkeit eines Verkehrsflughafens infrage stellt. Kritiker sehen Al-Wazirs Aussagen als politisches Manöver im Wahlkampf an. Der Verein Pro Kassel Airport argumentiert, dass die Herabstufung aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen nicht sinnvoll wäre, da der Flughafen zur Entlastung des Frankfurter Flughafens beiträgt.