Das offizielle Ende des aktuellen Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist auf heute Mittag um 13 Uhr terminiert. Doch damit wird das Chaos auf der Schiene nicht enden.
Nachdem die Gewerkschaft GDL in der vergangenen Woche die Gespräche mit der Deutschen Bahn AG abgebrochen hat, wurden weitere Streikankündigungen befürchtet. Trotz des Appells von Bundesverkehrsminister Volker Wissing an beide Seiten, eine Einigung zu erzielen, blieb diese erfolglos. Es kam, wie es kamen musste, und die Arbeit wurde erneut niedergelegt – mit massiven Einschränkungen für Reisende als Folge. Doch trotz heutigem Streik-Ende geht es lediglich mit dem eingeschränkten Grundangebot der Bahn weiter.
Keine Ruhe ab 13 Uhr
Bereits seit vielen Stunden sind starke Nerven der Bahnreisenden gefragt. Denn seit Donnerstagmorgen streiken die Gewerkschaftsmitglieder im Personenverkehr. Auch wenn der Arbeitskampf offiziell in ein paar Stunden, um 13 Uhr, endet, kehrt danach noch keine Normalität zurück. Den restlichen Tag wird weiterhin das Grundangebot im Fernverkehr fortgesetzt, konkret bedeutet dies, dass nur jeder fünfte Zug im Einsatz ist. Das berichtet die Tagesschau am Morgen. Für den Regionalverkehr gibt es eine kleine Entwarnung – dieser soll sich langsam nach Streik-Ende wieder einpendeln. Wie schnell dies allerdings gehen wird, bleibt abzuwarten.
Bisher ist weiterhin keine Einigung beider Parteien in Sicht. Die Angst vor Streiks über Ostern wird zunehmend größer. Auch wenn es in der Vergangenheit bereits eine Friedenspflicht zwischen Bahn und GDL gegeben hat, will sich die Gewerkschaft über Ostern bisher nicht darauf einlassen. Gegenüber dem RBB-Inforadio äußerte sich GDL-Chef Claus Weselsky sehr vage:
Ostern ist ja durchaus noch ein paar Tage, eigentlich Wochen hin, und deswegen kann ich das nicht beantworten.
GDL-Chef Claus Weselsky
Seitens der politischen Spitze wird der anhaltende Tarifkonflikt massiv kritisiert. Doch um den Streiks ein Ende zu setzten, muss es eine Lösung für die immerwährende Forderung nach der 35-Stunden-Woche geben.
“Worum es uns geht: nämlich um die 35-Stunden-Woche”
Der aktuelle Arbeitsausstand ging nicht ohne Hintergedanken genau 35 Stunden lang. Am Mittwoch um 18 Uhr begann der Streik zunächst im Güterverkehr, ab Donnerstag um 2 Uhr war dann auch der Personenverkehr der Deutschen Bahn betroffen. Die Dauer begründete GDL-Chef Claus Weselsky folgendermaßen:
35 Stunden deshalb, damit jeder in der Republik merkt, worum es uns geht: nämlich um die 35-Stunden-Woche.
Claus Weselsky, GDL-Chef
Er unterstrich, dass die GDL in dieser Tarifrunde bereits beträchtliche Zugeständnisse gemacht habe, während der Vorstand der Bahn sich nicht von der Stelle bewege und die Mitglieder der GDL zu weiteren Streiks gedrängt habe. Der GDL-Chef kündigte daraufhin an, dass “Wellenstreiks” folgen würden. Er erwähnte zudem, dass die Gewerkschaft zukünftige Arbeitsniederlegungen nicht mehr 48 Stunden im Voraus ankündigen werde. Dies würde dazu führen, dass die Zuverlässigkeit der Eisenbahn als Verkehrsmittel infrage gestellt werde, so Weselsky.
Die Deutsche Bahn gibt bereits zu Bedenken, dass es bei einer solchen Kurzfristigkeit nicht möglich sein wird, ein Grundangebot anzubieten. Dadurch werden Streiks in Zukunft noch problematischer.
Ein wesentlicher Konfliktpunkt in den bisherigen Verhandlungen betrifft die Forderung der Gewerkschaft nach einer Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bis 2028, ohne Lohnabzüge. Zunächst hat die Bahn dies kategorisch abgelehnt, später jedoch ein alternatives Modell vorgeschlagen. Dabei könnten Lokführer auf eine 37-Stunden-Woche umstellen, jedoch müssten sie im Gegenzug auf eine zusätzliche Gehaltserhöhung verzichten. Insgesamt bietet das Unternehmen eine Lohnerhöhung von bis zu 13 Prozent an. Weselsky betont, dass der Vorstand der Bahn für diese Eskalation verantwortlich sei, nicht die GDL oder ihre Mitglieder. Er hob hervor:
Der Bahnvorstand schert sich nicht um die berechtigten Interessen der Eisenbahner und hat damit selbst die Verhandlungen bestreikt, sodass auch keine Lösung zustande kommen konnte.
Claus Weselsky, GDL-Chef
Fazit zu Einschränkungen nach Streik-Ende
Ab 13 Uhr heißt es nicht unbedingt Aufatmen für alle Bahnreisenden. Zwar ist dann ein weiterer GDL-Streik überstanden, doch auch über das offizielle Ende hinaus wird es zu Einschränkungen kommen. Im Fernverkehr fährt den restlichen Tag weiterhin das Grundprogramm – also jeder fünfte Zug. Es bleibt abzuwarten, ab wann mögliche “Wellenstreiks” auf Reisende zukommen und wie die Bahn so unvorbereitet darauf reagieren wird.