In einem offenen Brief an die Europäische Union fordern europäische Billigfluganbieter Gleichbehandlung im Kontext des Klimaschutzes. Demnach müssten Plänen zum Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe im Luftverkehr auch Langstreckenflüge miteinbeziehen.
Das geht aus übereinstimmenden internationalen Medienberichten der Nachrichtenagentur Reuters sowie des deutschen Handelsblatts hervor. Sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF) sind synthetische Kraftstoffe, die herkömmlichem Kerosin mithilfe von aus erneuerbaren Energien produziertem Strom beigemischt werden. Ein Überblick.
Billigflieger wünschen grüne Treibstoffe auch für die Langstrecke
Es ist eine beispiellose Zusammenkunft einiger europäischer Low-Cost-Carrier und kleinerer Luftfahrtunternehmen, die sich im Kontext eines Schreibens an die Europäische Union zusammenfanden – und ein gemeinsames Ziel verfolgen: In einer laufenden Debatte rundum potenzielle Einführungen nachhaltiger Flugkraftstoffe für die europäische Kurzstrecke dürften die Langstreckenangebote nicht ausgeschlossen werden. Im Zuge dieser Forderung vereinten sich neben einigen innereuropäischen Billigfluganbietern wie der britischen easyJet, der irischen Ryanair und der ungarischen Wizz Air außerdem diverse Flugzeughersteller und Treibstoffproduzenten, sowie die europäische NGO Transport & Environment und die niederländische Natuur & Milieu.
Langstreckenflüge auszuschließen würde bedeuten, dass genau der Bereich unseres Sektors, der am dringendsten dekarbonisiert werden muss, überhaupt nicht von dieser Gesetzgebung erfasst würde.
Schreiben an den für Klimapolitik zuständigen EU-Kommissionsvize Frans Timmermans und Verkehrskommissarin Adina Vălean.
Das dem Medium vorliegende Schreiben richtete sich nach Informationen des Handelsblatts an den für Klimapolitik zuständigen EU-Kommissionsvize Frans Timmermans sowie die Verkehrskommissarin Adina Vălean. Die Hauptforderung dieses Schreibens beinhalte eine offizielle Pflicht zur Beimischung nachhaltiger Treibstoffe bei sämtlichen Flugverbindungen, die innerhalb der Europäischen Union starten. Hintergrund dieses Briefs sei eine für April angesetzte Gesetzesinitiative der EU-Kommission, nach welcher künftig bestimmte Anteile dieser sustainable aviation fuels (SAF) dem herkömmlichen Flugbenzin beigefügt werden müssten. In diesem Kontext waren zuletzt Gerüchte laut geworden, dass man in Brüssel eine Aussparung der Langstrecke für dieses Vorhaben plane.
Billigfluganbieter verfolgen Klimabilanz auf der Kurzstrecke
„Die Kurzstreckenluftfahrt kann schon bald über innovative, disruptive, emissionsfreie Lösungen verfügen, wie zum Beispiel Elektro-, Hybrid-Elektro- und Wasserstoffantriebe“, betonen die Luftfahrtvertreter in ihrem Schreiben. Man zeige sich zuversichtlich, in naher Zukunft selbstständig für eine bessere Klimabilanz auf der Kurzstrecke sorgen zu können. Hierfür seien bereits diverse Kooperationen zwischen Fluggesellschaften und Herstellern entstanden: Der slowenische Hersteller Pipistrel für Ultraleichtflugzeuge arbeite aktuell an einem Flüssigwasserstoff-Miniliner mit insgesamt 19 Sitzplätzen, und auch das US-amerikanische Start-up Wright Electric habe zuletzt einen US-Zuschuss für ein vollelektrisches Flugzeug mit beinahe 200 Sitzplätzen erhalten.
Fazit zur Forderung nach nachhaltigen Treibstoffen auf der Langstrecke
“Nachhaltige Kraftstoffe müssen auch tatsächlich für die Umwelt funktionieren, deshalb brauchen wir Ziele für synthetische Kraftstoffe, strengere Kriterien für Biokraftstoffe der zweiten Generation und keine Kraftstoffe auf Pflanzenbasis.” Mit diesen Worten wird in oben erwähntem Kontext auch der Exekutivdirektor von Transport & Environment, William Todts, zitiert. Mit den beschriebenen Forderungen an die Europäische Union möchten die kooperierenden Luftfahrtunternehmen auch die langfristigen Planungen der EU beeinflussen – ob es hierfür bereits zu spät ist, oder die oben erwähnten Forderungen tatsächlichen Einfluss auf die im April anstehenden Entscheidungen ausüben werden, muss sich in den kommenden Wochen zeigen.