Ein Großteil der von uns gebuchten Flüge wurde in den letzten Wochen und Monaten storniert – der Großteil dieser wartet auch schon seit geraumer Zeit auf ihre Rückerstattung, die ihnen rechtmäßig zusteht. Doch die Erstattung der Flugkosten verläuft schleppend – rund vier Milliarden Euro müssen noch zurückgezahlt werden.
Wie das Manager Magazin und der Focus berichten, haben sich der Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Condor-Chef Ralf Teckentrup mit Verweis auf die große Anzahl der Stornierungen für die langsamen Rückerstattungen entschuldigt. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) geht es allein in Deutschland um Flugtickets im Wert von rund vier Milliarden Euro, die noch nicht an die Kunden zurückgezahlt wurden.
Stornierungen werden aktuell von den Airlines nicht bearbeitet
Im Zuge der Corona-Krise werden aktuell die Stornierungen von den Fluggesellschaften nicht bzw. kaum bearbeitet, weshalb die Rückzahlung der Ticketkosten auch eher schleppend verläuft. Dies bestätigte ebenso eine Sprecherin des deutschen Reiseverbandes DRV. Laut ihr warten aber nicht nur Reisenden auf ihr Geld, sondern auch alle Vertriebspartner von Airlines, deren Existenz dadurch bedroht wird.
“Die Folgen dieses Verhaltens der großen Fluggesellschaften sind für die für den Flugticketverkauf lizenzierten Vertriebspartner existenzbedrohend. Sie geraten in eine wirtschaftliche Notlage, weil die Fluggesellschaften ihrer Verpflichtung zur Rückzahlung nicht oder nur zögerlich nachkommen”
Sprecherin des DRV
Doch während der DRV die Summe der Ticketkosten, die noch erstattet werden müssen in Deutschland auf rund 4 Milliarden Euro schätzt, steht bereits ein Vorwurf des Rechtsbruchs im Raum. Denn die Airlines sind den rechtlichen Anordnungen nicht nachgekommen und haben Unmengen an Geld noch nicht an die Kunden zurückgezahlt.
Da die Airlines aber dazu verpflichtet sind, ausgefallene Riesen innerhalb von einer Woche zurückzuerstatten, hat die Verbraucherzentrale Hessen den Fluggesellschaften Ende Mai Rechtsbruch vorgeworfen. Betroffenen Kunden, die noch immer kein Geld für ihre Reise bekommen haben, wird sogar empfohlen, die Rückzahlung schriftlich und mit einer zweiwöchigen Frist einzufordern.
“Reagiert die Airline gar nicht, haben Sie die Möglichkeit, ein gerichtliches Mahn- oder Klageverfahren zu führen, wobei man allerdings immer auch das Kosten- und Insolvenzrisiko im Blick behalten sollte. Eine Strafanzeige wird jedenfalls keine schnellere Rückerstattung bewirken”
Verbraucher-Anwalt Peter Lassek
Vor Allem bei der Lufthansa und ihrer Tochter Eurowings warten Kunden vergebens auf Ihre Rückerstattungen. Laut Lufthansa-Chef Sport sollen die Rückzahlungen jedoch in den nächsten sechs bis acht Wochen abgearbeitet sein. Ob dies wirklich so eintreten wird, wird sich wohl zeigen.
Fluggesellschaften haben eine rechtliche Verpflichtung gegenüber dem Kunden
Auch in der Politik stoßen die Verzögerungen rund um die Rückerstattungen nicht auf Freude. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU) ist von den Entwicklungen und dem Rückerstattungsdesaster enttäuscht und erinnert die Airlines an die rechtliche Verpflichtung den Kunden gegenüber.
“Was da passiert, ist eine Frechheit!”
Thomas Bareiß
Rückerstattungen dauern in Deutschland viel zu lange, in anderen Ländern liefen sie “oft problemlos”, bemängelt der Tourismusbeauftragte. Mit Blick auf die Milliardenhilfen für Fluggesellschaften in der Corona-Krise ist das Verhalten der Fluggesellschaft bei den Rückerstattungen nicht gerade vertrauensfördernd. Die Airlines sind von der Gunst der Kunden abhängig – wenn diese schwindet, könnte es in der Zukunft schwer für viele Fluggesellschaften werden.
Airlines könnten an zu vielen Rückforderungen kaputt gehen
Doch auch wenn rechtlich eine Woche für die Rückerstattung vorgesehen ist und sich Politiker sowie Kunden zurecht über die lange Rückerstattungszeit beschweren, sind es ebendiese hohen Summen, die Airlines aktuell in den Ruin treiben könnten. So haben wir bereits Ende Mai berichtet, dass die deutsche Bundesregierung eine Regelung für eine freiwillige Gutscheinlösung auf den Weg gebracht hatte, nachdem ein Antrag zur verpflichtenden Annahme des Gutscheins und damit der Verzicht auf eine Rückerstattung, vom Europäischen Parlament abgelehnt wurde. Mit der neuen freiwilligen Gutscheinlösung steht es den Kunden offen, entweder einen Gutschein der Airline, des Reiseanbieters und Reisebüros anzunehmen oder die Kosten erstatten zu lassen.
Einige Politiker wie die Bundesverbraucherschutzministerin Christine Lambrecht (SPD) warb für eine Annahme der Gutscheine mit der Begründung, dass bei einer gleichzeitigen Rückerstattungsforderung noch mehr Airlines in die Insolvenz abrutschen.
Fazit zu den langsamen Rückerstattungen der Airlines
Jedem ist bewusst, dass Airlines eigentlich ausgefallene Reisen innerhalb von sieben Tagen erstatten müssen, wenn die Kunden keine Gutscheine akzeptieren. Diese Regelung wird offenbar weiterhin nicht umgesetzt, dass Kunden sowie Politiker darüber erzürnt sind, ist also nachzuvollziehen. Wir sind gespannt, wann die Airlines die Summen von über 4 Milliarden Euro wirklich zurückzahlen werden.