Nun ist es entschieden! Der lang umstrittene Fehmarnbelt-Tunnel als deutsch-dänisches Projekt darf laut dem Bundesverwaltungsgericht unter der Ostsee gebaut werden – zum Missfallen vieler Umweltschützer.
Der Fehmarnbelt-Tunnel soll der längste Absenktunnel der Welt werden und die Reisezeit von Hamburg nach Kopenhagen verkürzen. Er soll von Autos und Zügen genutzt werden können. Noch vor Verkündung des Urteils, wurde vor dem Bundesverwaltungsgericht vergeblich gegen das Projekt protestiert. Nach dem Urteil steht der Bebauung nun nichts mehr im Wege. Naturschützer haben nur wenig bis gar keinen Erfolg erzielen können, wie der NDR berichtet.
Der Vertrag wurde 2008 unterzeichnet
Schon im Jahr 2008 wurde der Vertrag zum Bau des Fehmarnbelt-Tunnels von Deutschland und Dänemark unterzeichnet. Dänemark trägt die alleinigen Kosten, die nach aktuellem stand rund 7,5 Milliarden Euro betragen, inklusive der Förderung durch die Europäische Union. Die Mauteinnahmen sollen mittelfristig zu den Baukosten beitragen. 2015 hat das dänische Parlament ein Baugesetz für das Projekt erlassen. Näheres zu den chronologischen Ereignissen könnt Ihr hier nachlesen.
Mit dem Bau des Tunnels zwischen Puttgarden auf Fehmarn und Rödby aus Lolland erhofft sich die Wirtschaft einen Aufschub für die regionale Entwicklung. Das Projekt zählt aktuell zu einem der größten Verkehrsvorhaben in Europa. Nach der Urteilsverkündigung meldete sich der Präsident der Unternehmensverbände im Norden (UVNord), Uli Wachholtz zu Wort. In einem Statement bezeichnete er das Projekt als „Jahrhundertbauwerk über den Fehmarnbelt, auf das die norddeutsche Wirtschaft seit Jahrzehnten sehnsüchtig wartet.”
Der Tunnel soll Fahrzeit für Reisende verkürzen
Mit dem 18 Kilometer langen Absenktunnel soll in Zukunft die Fahrzeit der Reisenden verkürzt werden. Bislang waren Fähren Verbindungsstücke von Deutschland und Dänemark. Die Fahrzeit beträgt hierbei ungefähr 45 Minuten. Ab dem Jahr 2029 soll sich das ändern. Der Fehmarnbelt-Tunnel, der Unterwasser von Autos und Zügen befahren werden soll, wird die Fahrzeit auf insgesamt zehn Minuten verkürzen.
Nach 20 Jahren Vorlaufzeit, einschließlich Planung, Revision, politischen Debatten und Klagen, wird die staatliche dänische Gesellschaft Femern A/S den Tunnel bauen. Um dies zu ermöglichen, wird eine Rinne in den Meeresgrund gegraben und von dort vorgefertigte Betontunnelelemente versenkt. Für dieses Vorhaben wird sogar eine eigene Fabrik samt Hafen errichtet. Zum Vergleich: die ersten Projektplanungen des BER Flughafens dauerten fünf Jahre. Danach folgten 15 Jahre, bis der Flughafen am 31. Oktober 2020 eröffnet wurde.
In Deutschland und Dänemark sollen rund um den neuen Tunnel schnelle Bahn- und Straßenverbindungen hergestellt werden. Somit würde beispielsweise die Reisezeit von Hamburg nach Kopenhagen per ICE um rund zwei Stunden sinken. Laut DB Netz wären Reisezüge zwischen Hamburg und Kopenhagen nur noch knapp drei Stunden statt über fünf Stunden unterwegs. Der Tunnel würde somit eine gute Alternative zu Flugreisen zwischen Dänemark und Deutschland darstellen. Auch für den Güterverkehr wird der neue Tunnel eine relevante Abkürzung bieten.
Klagen von Umweltschützern wurden abgelehnt
Mit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts steht der Bebauung nun nichts mehr im Wege. Zuvor haben in Leipzig die Gegner des Tunnel-Projekts noch vergeblich protestiert. Zahlreiche Klagen wurden abgelehnt. Zu den Klägern zählten unter anderem der Naturschutzbund NABU. Der Bund bezweifelt die ausreichende Nutzung des Tunnels und führt die Umweltauswirkungen auf, die das Projekt mit sich bringt. Die Schweinswale werden laut NABU vom Lärm den Bauarbeiten beeinträchtigt. Des Weiteren seien die Riffe im Bereich der Tunnelröhre betroffen. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger übt nach der Verkündung des Urteils Kritik aus.
Wir sind erstmal enttäuscht, dass das Gericht unseren Sorgen um den Schutz von Ostsee, von Schweinswalen und von Meeresenten nicht gefolgt ist.
NABU-Präsident, Jörg-Andreas Krüger
Der Bauherr habe bei der Planung die nötige Sorgfalt walten lassen, teilte der Vorsitzende Richter, Wolfgang Bier, nach dem Urteil mit. Der Sedimenteintrag soll von Messschiffen beobachtet werden, sodass das Projekt gegebenenfalls unterbrochen werden kann. Die vorgesehenen Auflagen würden sicherstellen, dass weder die Schifffahrt noch die Natur beeinträchtigt wären.
Dänische Naturschützer sehen das Projekt pragmatischer. Es wurde einst eine Brücke nur für Autos geplant, die über den Fehmarnbelt führen sollte. Durch den Tunnel könnten in Zukunft aber auch Züge fahren, was von den dänischen Umweltschützern als wesentlich umweltfreundlichere Reisemethode erachtet wird.
Fazit zum Fehmarnbelt-Tunnel
Der Fehmarnbelt-Tunnel ist aktuell das größte Bauprojekt Europas. Nach jahrelanger Planung und Verhandlung steht dem Bau des Tunnels nun nichts mehr im Weg. Reisende könnten, anstatt mit der Fähre, den Tunnel mit dem Auto oder dem Zug nutzen, um schneller nach Dänemark zu gelangen. Wirtschaftlich gesehen, dürfte das Projekt den Güterverkehr durch die verkürzte Fahrtzeit unterstützen. Allerdings wird das Projekt von deutschen Umweltschützern, besonders vom Naturschutzbund NABU, stark kritisiert. Die zahlreichen Klagen wurden jedoch abgelehnt. Dänische Umweltschützer sehen es ein bisschen pragmatischer. Wie steht Ihr zu dem Projekt?