Nichts für schwache Nerven oder magere Geldbeutel: Das Milliardengeschäft mit Extremreisen boomt und die Ziele werden immer spektakulärer.

Eine Arktisexpedition, den Gipfel des Mount Everests stürmen oder gar ins All fliegen – der Abenteuertourismus kennt mittlerweile keine Grenzen mehr. Erst kürzlich hat das U-Boot-Unglück vor dem Titanic-Wrack gezeigt, dass Liebhaber von Extremsituationen kein Risiko scheuen, um etwas Spektakuläres auf ihrer Reise zu erleben. In diesem Artikel spielen wir “Ich packe meinen Koffer” mit Extravaganz und Adrenalin.

Warum faszinieren uns Extremreisen?

Freizeit- und Gesellschaftsforscher Prof. Ulrich Reinhardt hat bereits 2012 in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung seine Ansichten zu Extremreisen geteilt. Laut Reinhardt bleibt der Urlaub für Deutsche nach wie vor die beliebteste Form des Glückserlebens. Er betont, dass ein Urlaub zwei wichtige Zwecke erfüllen müsse: Erholung und einen Kontrast zum Alltag bieten.

Reisen macht uns nicht nur glücklich, sondern definiert uns auch nach außen

Darüber hinaus stellt Reinhardt fest, dass sich unsere Identität zunehmend weniger über unsere Arbeit oder den Alltag definiert, sondern – spätestens seit Social Media – vielmehr über die Freizeitaktivitäten, die wir ausüben. Dieser gesellschaftliche Wandel verleiht Reiseerlebnissen eine besondere Bedeutung, auch in Bezug auf die Selbstdarstellung:

Vier Bücher in der Toscana zu lesen, reicht einfach nicht mehr.

Ulrich Reinhardt, Freizeit- und Gesellschaftsforscher

Dieser Trend schlägt sich auch statistisch nieder: Der weltweite Markt für Abenteuertourismus wurde von Grand View Research im Jahr 2021 auf 282,1 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll von 2022 bis 2030 durchschnittlich pro Jahr noch um jeweils 15,2 % wachsen.

Extrem teuer: Was sind die kostspieligsten Reisen der Welt?

Das Budget, das man in eine Reise investieren kann, insbesondere, wenn sie mehrere Destinationen beinhaltet, ist schier grenzenlos. Die Boulevardzeitung Express hat in 2013 über eine Reise von einem britischen Luxus-Reisebüro berichtet, die alle 962 UNESCO-Welterbestätten umfasst. Das umfangreiche Kulturangebot soll für schlappe 1,16 Millionen in Anspruch genommen werden können.

UNESCO-Stätte Machu Picchu in Peru

Zu den elitärsten Urlaubsadressen der Welt zählt die Privatinsel des Milliardärs Sir Richard Branson: Neckar Island. Die malerische Karibikinsel kann exklusiv mit 22-köpfigem Personal für bis zu 28 Gäste gemietet werden und ist auch unter den Weltstars ein beliebter Rückzugsort. Ab 22.000 Euro pro Nacht ist die Insel zu haben. Je nach Umfang des gebuchten Pakets können die Kosten pro Nacht jedoch auch um ein Vielfaches höher ausfallen. Mittlerweile können zahlreiche Privatinseln weltweit gebucht werden. Eine weiteres Extremreiseziel in puncto Kosten ist beispielsweise die philippinische Banwa Private Island. Laut Travelbook können bei der Buchung des luxuriösesten Pakets hier bis zu 100.000 US-Dollar pro Nacht anfallen.

Banwa Private Island, Quelle: Companioncommunications

Doch wer nach einer der teuersten Übernachtung der Welt sucht, muss nicht zwangsläufig eine ganze Insel mieten. In der Upper East Side von New York City tut es laut einer Erhebung von Statista aus 2017 auch eine einzelne Suite. Für stolze 75.000 Euro kann man im Penthouse des The Mark Hotels einen Sonnenaufgang über der New Yorker Skyline genießen.

The Mark Penthouse, New York

Auf Platz zwei der Erhebung aus 2017 findet sich die Royal Penthouse Suite im Genfer President Wilson Hotel für rund 69.000 Euro. Mittlerweile kann man jedoch für eine spektakuläre Nacht noch weitaus mehr ausgeben. Für den Meerblick der etwas anderen Art kann man sich beispielsweise in einem Luxus-U-Boot einquartieren. Eine 5-Sterne-Küche unter der Wasseroberfläche und einmalige Begegnungen mit den Unterwasserlebewesen vor der Karibikinsel St. Lucia bietet die mobile U-Boot-Suite in der Lover’s Deep Luxury Submarine. Für eine Nacht inklusive privatem U-Boot-Fahrer und Crew fallen Preise zwischen 155.000 und 213.000 Euro an.

Reisen ins All – der Tourismus kennt keine Grenzen mehr

Eine der bislang teuersten Reisen dürfte weiterhin der erste Weltraumtourist Dennis Tito auf der Agenda haben. Er bezahlte im Jahr 2001 20 Millionen US-Dollar für einen achttägigen Aufenthalt im Weltall. Mittlerweile bietet das private Raumfahrt-Unternehmen Virgin Galactic Flüge ins Weltall für 400.000 Euro an. Laut der Frankfurter Rundschau könnte in 2027 sogar das erste Weltraumhotel “Voyager Station” eröffnen. Ersten Berichten zufolge soll eine Reise zum ersten galaktischen Hotel rund fünf Millionen US-Dollar für dreieinhalb Tage kosten. 

Extrem riskant: Was sind die gefährlichsten Reisen der Welt?

Von extremem Luxus zu extremer Entsagung oder extremem Risiko-Extremreisen lassen sich von anderen Gesichtspunkten angehen, die mindestens genauso faszinierend sind. Eine der weltweit wohl bekanntesten Reisen der Entsagung ist der Jakobsweg von den Pyrenäen bis zum Apostelgrab in Santiago de Compostela. Er ist vielleicht nicht extrem gefährlich, allerdings extrem anspruchsvoll, denn: Wer den berühmten Pilgerweg auf sich nimmt, kann sich auf rund 800 Kilometer Fußweg gefasst machen sowie den etwa sechswöchigen Verzicht auf jede Form von Luxus und Komfort.

Extrem fordern: der Jakobsweg

Extrem risikoreich geht es eher bei sehr sportbetonten Urlauben zugange. Ob Eisklettertouren, Canyoning, Höhlentauchen oder Big Wave Surfing – wer es gerne actiongeladen hat, kann sich für seine Extremreise mittlerweile an die entlegensten Orte des Planeten bringen lassen. Auch hier zeichnet sich der Trend ab: umso extremer, desto beliebter. Der Mount Everest ist ein klassisches Beispiel für diese These, was sich alleine an den erfolgreichen Besteigungen über die Jahre ablesen lässt:

Erfolgreiche Everest Besteigungen, Quelle: Statista

Allerdings schaffen deutlich mehr Reisende den kompletten Aufstieg nicht in Gänze oder der Everest fordert noch einen härteren Tribut – auch das mit steigender Tendenz. Dieses Jahr verzeichnet der Mount Everest bereits ein Rekordhoch an Todesfällen, wie das Magazin Blick berichtet. 13 Todesopfer wurden bereits am Everest gemeldet – doppelt so viele wie sonst zum gleichen Zeitpunkt im Jahr.

Extremreise Mount Everest

Eine Extremreiseform, die sich in letzter Zeit auch immer größerer Beliebtheit erfreut, ist das Testen der eigenen Überlebensfähigkeit innerhalb eines Survival-Urlaubs. Wer also schon immer mal wie Tom Hanks in “Cast Away” eine tiefe emotionale Verbindung zu Strandgut aufbauen und Feuer machen wollte, kann dies nun in einem geschützten Rahmen ausprobieren.

Extremreise Survival-Urlaub

Diverse Reiseanbieter bieten bereits mehrtägige Survival-Trips, beispielsweise nach Schweden oder auf einsame Pazifikinseln, an. Teilweise mit begleitendem Survival-Experten, aber auch ganz auf sich allein gestellt, kann man das extreme Abenteuer angehen. In letzterem Fall ist man in der Regel per Funk mit dem Reiseanbieter verbunden und muss nach Vereinbarungen in bestimmten Abständen ein Signal absenden.

Fazit zu dem Trend der Extremreisen

Die menschliche Neugierde treibt uns in vielerlei Hinsicht voran. Insbesondere beim Thema Reisen spielt die Erkundung des Unbekannten eine zentrale Rolle. Da sich die Möglichkeiten für eine spektakuläre Reise nicht einmal mehr auf das Land oder gar die Erdoberfläche beschränken, wächst der Wunsch bei vielen nach einem extremen Erlebnis mit Alleinstellungsmerkmal. Es wird sehr spannend, zu sehen, wohin uns der Reisetourismus noch führen wird und ob wir in ein paar Jahren vielleicht auch schon reisetopia Hotels im All buchen können.

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Autor

Unstillbare Abenteuerlust und chronisches Fernweh treiben Anja seit jeher raus in die weite Welt. Die Berlinerin nennt jeden Ort, an dem sie mehr als zwei Tage verbringt, ihr temporäres Zuhause und ist am glücklichsten, wenn ihr Tag nur aus neuen Wegen besteht.

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