Die Profitabilität scheint bei Eurowings zu mehr Problemen geführt zu haben als auf den ersten Blick erkennbar war. Die Low-Cost Tochter der Lufthansa soll das Langstreckengeschäft komplett an die Kernmarken abgeben und die Flotte auf Kurz- und Mittelstreckenmaschinen vom Typ A320 umbauen.
Darüber hinaus werden auch die Pläne einer Integration von Brussels Airlines in Eurowings verworfen und die belgische Airline fortlaufend wieder eher im Premium-Segment parallel zu Lufthansa, Austrian und Swiss positioniert.
Eurowings soll ohne Langstrecke bis 2021 profitabel werden
Die Probleme rund um Eurowings sind keine Neuheit. Die Billigtochter der Lufthansa fliegt seit ihrem Start rote Zahlen ein, was auch das Konzernergebnis negativ beeinflusst. Auf dem Kapitalmarkt Tag in Frankfurt hat Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr nun umfangreiche Restrukturierungen bekanntgegeben, die Eurowings bis 2021 profitabel fliegen lassen sollen – bislang war eine Rentabilität bis 2019 geplant.
Die wohl wichtigste Neuigkeit betrifft dabei die Langstrecke. Nachdem vor knapp einem Jahr Eurowings als neuer Player am Flughafen Düsseldorf gefeiert wurde und mit einem Business Class Produkt an den Start ging, wird das Langstreckengeschäft nun wieder den Netzwerkairlines übergeben. Für die Flottenplanung bedeutet das, dass Eurowings die Airbus A330 wieder abgeben wird und auf der Kurz- und Mittelstrecke bald nur noch mit Airbus A320 Flugzeugen unterwegs sein soll. Diese Vereinheitlichung soll zu einer Reduktion der Stückkosten um 15 Prozent bis 2022 führen. Mit dieser Restrukturierung soll Eurowings fortlaufend auch im Betrieb auf ein einziges AOC (Air Operatos Certificate) transferiert werden. Aktuell operieren dank verschiedener Vertragswerke noch drei Gesellschaften alle Flüge von Eurowings in Europa. Wann genau die Langstrecke wieder übergeben wird, ist aktuell aber noch unklar.
Neben der Vereinheitlichung der Flotte, die übrigens auch das Ende der Luftfahrtgesellschaft Walter mit ihren Dash 8 Q400 beinhaltet, sollen auch Basen geschlossen werden und das Personal stärker beansprucht werden, um mehr Produktivität zu erreichen. Welche konkreten Standorte reduziert und geschlossen werden, wurde im Rahmen der Meldung aber nicht spezifiziert. Genannt wurde nur die Verstärkung des Verkehrs in Düsseldorf, Stuttgart, Hamburg und Köln/Bonn.
Brussels Airlines neuer Premium-Anbieter im Lufthansa Konzern
Bis gestern schien das Schicksal von Brussels Airlines klar. Die belgische Airline, die seit 2016 komplett zum Lufthansa-Konzern gehört, sollte in Eurowings integriert werden und das Langstreckenangebot der Airline ergänzen. Nun aber sieht die Sache ganz anders aus, denn Eurowings wird keine Verstärkung aus Brüssel erhalten.
Die belgische Airline wird fortan parallel zu den Konzernairlines Swiss, Austrian und Lufthansa im Premium-Segment positioniert werden und ein höherwertiges Angebot bieten als Eurowings. Auch eine engere Anbindung an die anderen Kernmarken der Lufthansa Group soll durch diese Veränderungen erreicht werden. Brussels Airlines, die bislang auch noch entfernt von der Profitabilitätsgrenze arbeitet, soll durch diese Veränderungen bis 2023 schwarze Zahlen schreiben. Bei den anderen Premium-Marken soll ebenfalls die Produktivität gesteigert werden, um das Konzernergebnis weiter positiv zu verändern.
Fazit zu den Veränderungen bei Eurowings
Die Lufthansa scheint stärkeren Druck durch die Anleger zu verspüren als bislang angenommen. Die Veränderungen sind weitreichend und bewegen den Konzern komplett entgegen der Strategie, die über die letzten Jahre verfolgt wurde. Ob Eurowings ohne Langstrecke und als “Zweitmarke und Point-to-Point-Carrier der Lufthansa, die in den ertragsstarken Heimatmärken des Konzerns – allen voran Deutschland – Markanteile außerhalb der Hubs sichert und ausbaut”, wie eine Eurowings-Sprecherin die Airline beschreibt, besser funktioniert, wird sich zeigen. Die Veränderungen um Brussels Airlines sind aber allen voran positiv zu bewerten, denn so bleibt die Airline auf jeden Fall der Teil der Star Alliance, was sowohl für Vielflieger als auch für Meilensammler eine gute Nachricht ist!