Die touristischen Ankünfte sind in fast allen Ländern der Welt stark eingebrochen. Allein in Deutschland um ein Drittel. Experten fordern nun einen einheitlichen Impfpass.

Der Tourismus ist im vergangenen Jahr so stark eingebrochen, wie seit vielen Jahren nicht mehr, auf das Niveau von 1990. Kaum eine Tourismusbranche konnte im letzten Jahr zumindest etwas von der Krise profitieren. Teilweise verzeichneten Branchen Umsatzsatzrückgänge von 60 Prozent beziehungsweise 90 Prozent im ersten Lockdown. Einige EU-Mitgliedsstaaten fordern nun ein einheitliches Impfzertifikat, um die Reisebranche zu retten.

Griechenland, Malta, Spanien & Portugal für Impfzertifikate

Unmittelbar vor dem EU-Corona-Gipfel ging es vor allem auch um die Zukunft der Reisebranche. In vielen Ländern sind derzeit Hotels, Restaurants, Bars und andere touristische Einrichtungen, sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen. Reisen innerhalb Europas? Derzeit so gut wie unmöglich und wenn, dann nur mit einer Reihe strenger Auflagen und Quarantäne. Schon der Tourismusexperte der Bundesregierung,  Thomas Bareiß, dämpfte die Hoffnung auf innerdeutsche Reisen zu Ostern. Erst ab Pfingsten rechnet er mit Reisemöglichkeiten. Um die Branche nun vor weiteren Verlusten zu bewahren und Reisen schon früher “normaler” zu gestalten, sprechen sich einige EU-Mitgliedsstaaten für einen einheitlichen Reiseimpfpass aus. Den Anstoß für die Diskussion hat der griechische Ministerpräsident, Kyriakos Mitsotakis, gegeben. Geht es nach ihm, sollen geimpfte Personen auch frei reisen dürfen.

Auch Maltas Regierungschef Robert Abela schloss sich dieser Ansicht an. “Ausweise seien ein wichtiges Instrument im Hinblick auf grenzüberschreitende Reisen”. Und auch Spaniens Tourismusministerin Reyes Maroto spricht sich für einen Impfpass aus:

Impfpässe könnten zur Wiederherstellung der Mobilität auf europäischer Ebene beitragen.

Reyes Maroto, Tourismusminister Spaniens

Zu den Reise-Impfpässen hat die EU-Kommission bereits ein Konzept entwickelt, den die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder nun prüfen sollen. Bis zum 24. Januar sollen sich die 27 Mitgliedsstaaten auf ein einheitliches Konzept bei den Impfzertifikaten einigen. Jedoch ließ die EU-Kommission vor dem Gipfel damit verbundene Vorteile für Geimpfte offen. Deutschland zeigt sich dagegen verhalten, was einen Impfpass angeht.

Deutschland zögerlich bei Impfpass-Diskussion

Auch in Deutschland ist es im vergangenen Jahr zu hohen Verlusten in der Tourismusbranche gekommen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte brach der Umsatz bei Reiseveranstaltern, Büros und Reservierungsdienstleistern um mehr als 61 Prozent ein. Im ersten Lockdown sogar um über 90 Prozent. Besonders hart traf es vor allem Hotels, Gasthöfe und Pensionen. Diese verzeichneten einen Verlust der Gesamtübernachtungen im Sommer von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Einzig die Anbieter von Ferienhäusern und Camping-Plätzen konnten im vergangenen Jahr ein leichtes Plus verzeichnen. Auf den Camping-Plätzen verzeichnete das Statistische Bundesamt sogar sechs Prozent mehr Übernachtungen als noch 2019.

Dennoch, geht es um einen einheitlichen Impfpass, ist die Bundesregierung derzeit verhalten. In ihren Augen gibt es noch zu wenige Langzeitstudien über die Wirkung des Impfstoffes, vor allem die Ansteckungs- und Verbeitungsgefahr, die von Geimpften ausgehen kann, ist ein großes Thema. Eine gute Option stellt der Impfpass dennoch für Deutschland dar:

So weit sind wir aber leider noch nicht. Noch sind zu wenige geimpft und zu viele Fragen offen. Ungeklärt ist vor allem, ob Geimpfte andere anstecken können.

Michael Roth, Europastaatsminister

Außerdem muss von den EU-Mitgliedsstaaten geklärt werde, ob der gelbe Impfpass der Weltgesundheitsorganisation als Pass genutzt werden oder ob ein eigenes Dokument verfasst werden soll. Zudem gibt es noch keine Aussagen darüber, ob die Daten auch digital erfasst werden und ganz besonders, welche Daten überhaupt erfasst werden sollen.

Update: Der Impfpass soll kommen, vorerst jedoch nur als medizinisches Dokument. Sollten mehr Langzeitstudien zu Geimpften aussagekräftig sein und Geimpfte keine weiteren Personen anstecken, soll erneut darüber diskutiert werden, ob der Impfpass auch als Dokument für die Reisefreiheit eingesetzt werden kann.

Fazit zum einheitlichen EU-Impfpass

Eines vorweg, noch ist nichts entschieden. Derzeit sind noch zu viele Fragen offen, die die Langzeitauswirkung der Impfstoffe betreffen. Zudem sind in allen Ländern der EU immer noch zu wenige Menschen tatsächlich geimpft. Vorreiter ist hier Großbritannien, die bereits die zweite Gruppe impfen. In Deutschland dagegen lief der Impfstart nur zögerlich und derzeit gibt es vor allem zu wenig Impfstoff. Sind erstmal mehr Menschen geimpft und kann ein breites Angebot zur Verfügung gestellt werden, ist der Impfpass auch eine Option für Deutschland. Kommen wird der Impfpass, nach dem EU-Gipfel, dennoch, wenn auch vorerst nur als medizinisches Dokument. Freiheiten bei Reisen oder Aufhebung von Einschränkungen, wie der Maskenpflicht, sind damit nicht verbunden. Mit mehr Studien über den Impfstoff könnte sich das aber bald ändern!

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Autorin

Seit sie 4 Jahre alt ist, reist Julia um die Welt und besucht gerne exotische Orte und weiße Strände. Am liebsten entspannt sie irgendwo am Strand in der Sonne oder genießt beim Windsurfen die Grenzenlosigkeit des Meeres. Bei reisetopia ist sie Eure Ansprechpartnerin für Neueröffnungen, Deals und relevante News aus der internationalen Hotellerie!

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