In einem kürzlich veröffentlichten Interview hat Vize-Präsident der EU-Kommission Frans Timmermans dafür plädiert, schnelle und günstige Zugverbindungen auszubauen – und somit attraktiver als kurze Flugreisen zu machen. Außerdem möchte er Instrumente wie eine Ausweitung des Europäischen Emissionshandels im Flugverkehr sowie Abgaben auf Kerosin nutzen.
Nachdem nach Frankreich auch Spanien darüber nachdenkt, Kurzstreckenflüge zu verbieten, haben die Diskussionen zum Klimawandel wieder Aufwind bekommen. EU-Klimakommissar Frans Timmermans hingegen ist da ganz anderer Meinung: Er plädiert dafür, Kurzstreckenflüge in Zukunft attraktiver zu machen, statt sie zu verbieten. Außerdem habe er angekündigt, den Emissionshandel nachschärfen zu wollen und möglicherweise auch auf den Verkehr und auf Gebäude auszuweiten, wie Reise vor 9 berichtet.
Alternativen zu Kurzstreckenflüge schaffen
Über die Umsetzung des neuen EU-Klimaziels, bis 2030 mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 zu emittieren, arbeitet die EU an geeigneten Maßnahmen. Um diese umzusetzen, will die Kommission am 14. Juli ihr „Fit für 55″-Paket vorlegen, das eine Reihe Gesetzesvorschlägen enthält.
„Wir wollen uns befreien von Kurzstreckenflügen, aber nicht mit Verboten”, soll der niederländische EU-Kommissar im Interview gesagt haben. „Wenn wir gleichzeitig gute und bezahlbare Zugverbindungen mit Schnellzügen oder Nachtzügen bieten, haben die Bürger keine Nachteile,“ folgerte er weiter.
Bei Strecken unter 600 bis 800 Kilometern sei es nicht mehr sinnvoll, das Flugzeug zu nutzen – einfach, „weil es länger dauert.” Natürlich sei ein Urlaubsflug nach Mallorca nicht problematisch, betonte er. „Wenn man sich einmal pro Jahr eine Flugreise gönnt, entsteht gar kein Problem – weder für das Klima noch für das eigene Portemonnaie“.
Europa-Grüne fordern CO2-Preis von 150 Euro je Tonne
Auf dem Weg zum neuen EU-Klimaziel für 2030 plädieren die Grünen im Europaparlament dafür, den Ausstoß von Kohlendioxid drastisch zu verteuern, um Kohlekraftwerke aus dem Markt zu drängen, wie Airliners weiß. Ein CO2-Preis von 150 Euro je Tonne bis 2030 soll hierfür der Grundstein sein, wie Grünen-Abgeordnete Michael Bloss gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel äußerte. Dafür müsse der europäische Emissionshandel reformiert werden. Kommissionsvize Frans Timmermans habe bereits angekündigt, dass der Emissionshandel nachgeschärft und möglicherweise auch auf den Verkehr und auf Gebäude ausgeweitet wird. Die Grünen fordern stattdessen, schärfere Vorschriften etwa zur Reduktion von CO2 bei Neuwagen oder zum Energiesparen beim Heizen und Kühlen von Gebäuden. Das ist „einfacher, schneller und gerechter”, argumentierte etwa Grünen-Abgeordneter Bas Eickhout.
Es droht kein Klima-Lockdown. Wir müssen unsere Wirtschaft umbauen – aber so, dass alle ihre Arbeit behalten oder neue Arbeit finden. Wir haben als Zwischenziel gesetzt, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu reduzieren. Das kann die Wirtschaft schaffen. In drei Bereichen sind die Herausforderungen besonders groß: bei den Gebäuden, in der Landwirtschaft und beim Verkehr. Da müssen wir nachlegen.
Frans Timmermans, Vize-Präsident der EU-Kommission
Die Ausweitung des Emissionshandels hat in Deutschland beispielsweise viele Anhänger, unter anderem die FDP soll zuletzt dafür plädiert haben. Weil Kohlendioxid dort eingespart wird, wo dies am preiswertesten ist, gilt das Handelssystem als marktwirtschaftliches Instrument. Da viele Zertifikate gratis verteilt wurden und der Marktpreis gering blieb, hatte das europäische System allerdings jahrelange Anlaufschwierigkeiten. Erst mehrere Reformen brachten den Markt in Schwung.
Fazit zum Vorschlag von EU-Klimakommissar Alternativen zu Kurzstreckenflüge schaffen
Um das neue Klimaziel bis 2030 zu erreichen, will EU-Klimakommissar Timmermans schnelle und günstige Zugverbindungen ausbauen und so attraktiver als Kurzstreckenflüge machen, statt Verbote zu schaffen. Verspätungen, veraltete Infrastruktur, wenig Komfort und teuer – um die Klimaziele zu erreichen, führt an einer Grundsanierung der Bahn definitiv kein Weg vorbei.