Emirates denkt zurzeit lautstark über eine Partnerschaft mit einer der drei großen US-Airlines nach, wobei es hier schon einen klaren Favoriten geben soll. Ob daraus allerdings etwas wird, muss man dennoch infrage stellen.
Tim Clark hat jüngst ausführlich über die Zukunft von Emirates gesprochen. Dabei war Clark eine Möglichkeit in den Raum, die das Gesicht des Flugverkehrs für immer verändern könnte. So sei Emirates sehr daran interessiert, eine Partnerschaft mit einer der drei großen US-amerikanischen Fluggesellschaften einzugehen, wie unter anderem OMAAT berichtet hatte.
Strategische Allianzen für “beide Seiten von großem Nutzen”
Tim Clark glaubt, es sei an der Zeit, all das historische böse Blut als “water under the bridge” – etwa: Schnee von gestern – zu sehen. Während eines Webinars, das von “Aviation Week” veranstaltet wurde, sprach der Airline-Chef über eine Reihe von Themen, die von Corona bis hin zur Flottenstrategie und weiterer Punkte reichten. Beim Thema Allianzen bekräftigte Clark jedoch schnell seinen Mangel an Vertrauen in die kommerziellen weltweiten Airline-Verbünde. Seit jeher vertritt Clark die Meinung “niemals ein Fan von Fluglinien-Allianzen zu sein”. Und das wird der Emirates-Chef auch nicht müde zu wiederholen.
Allerdings wies Clark auch mit Deutlichkeit darauf hin, dass strategische Allianzen, wenn sie in der richtigen Art und Weise durchgeführt werden, für beide Seiten von großem Nutzen sein können. Als Beispiel nannte er hier die Kooperation zwischen Emirates und Qantas und stellte fest, wie gut dies auf beiden Seiten funktioniere. In Anbetracht dieser Tatsache, richtete Clark schließlich den Blick gen USA, wo er sich für Emirates gerne “Zugang zu US-Partnern” wünschen würde. Und weiter, wäre es “absolut sinnvoll, wenn Emirates mit einer der ‘Big Three’ [US-Fluggesellschaften] verhandeln würde”.
Clark sieht enormes Potenzial für eine Partnerschaft
Emirates ist nicht Mitglied einer der großen globalen Allianzen der Fluggesellschaften. Trotz einiger Gerüchte über ein mögliches Interesse an der Star Alliance im Jahr 2000, hat sich Emirates seither dafür entschieden, unabhängig zu bleiben.
Doch unterhält Emirates diverse Partnerschaften – häufig in Form von Codeshares – zu anderen Airlines, darunter Qantas, Korean Air, Malaysia Airlines und JetBlue. Bei letzterer handelt es sich sogar um eine US-Airline, jedoch zählt der Low-Budget-Carrier nicht zu den “Big Three”. In den USA sieht Tim Clark also noch einiges an Potenzial gegeben und das in Form eines neuen großen Partners in den Vereinigten Staaten:
“Es besteht also eine riesige Chance, ein enormes kommerzielles Potenzial freizusetzen, das Emirates in die Vereinigten Staaten bringen könnte, ohne eine Allianz einzugehen. Es ist für beide Seiten vorteilhaft”.
Doch bleibt die Frage, welche der drei großen US-Airlines eine Partnerschaft mit Emirates eingehen würde. Beziehungen zwischen den Fluggesellschaften der USA und des Nahen Ostens, die seit Langem lautstark wegen illegaler staatlicher Beihilfen kritisiert werden, sind Beziehungen dennoch nicht vom Tisch. Da die US-Fluggesellschaften nun von staatlichen Hilfspaketen für ihr Überleben abhängig sind, hofft Clark darauf, dass das frühere böse Blut bald “Schnee von gestern” sein wird.
“Was die Subventionen betrifft, so ist es ironisch, dass genau die Leute, die in der Vergangenheit so abscheulich zu uns waren, jetzt mit dem gleichen Problem konfrontiert sind. Aber wissen Sie, man muss diesbezüglich erwachsen sein. Ich bin die letzte Person, die will, dass Fluggesellschaften aus dem Geschäft scheiden, […] es ist sehr wichtig, dass die Branche nicht untergeht.”
Da alle im selben Boot sitzen, was die staatlichen Subventionen angeht, hofft Clark, dass die US-Fluggesellschaften ihre Haltung neu überdenken und offener für eine Partnerschaft mit Emirates werden.
“[Eine Partnerschaft mit Emirates] wäre ein Wasserhahn, den man aufdrehen und sich zurücklehnen und zusehen könnte, wie er eine große Anzahl ihrer Flugzeuge füllt.
Was die Frage betrifft, wer das sein würde, so gibt es einige Spitzenreiter. Und hierbei gilt Delta Air Lines über American Airlines und United Airlines zurzeit als Favorit. Da Delta historisch gesehen dem eigenen Status als SkyTeam-Mitglied eher ablehnend gegenübersteht und es vorzieht, eigene Joint Ventures und Partnerschaften zu gründen, gibt es bereits zahlreiche Synergien zwischen den beiden Fluggesellschaften. Während American Airlines durch eine enge Beziehung zu Qatar Airways mehr oder weniger raus ist, könnte auch United Airlines eine interessante Option sein.
Fazit zu einer möglichen US-Partnerschaft mit Emirates
Die Codeshare-Partner von Emirates bei WestJet, LATAM und Korean Air sind allesamt Joint-Venture-Partner von Delta Air Lines. China Southern ist Codeshare-Partner beider Fluggesellschaften. Es wäre interessant zu sehen, wie empfänglich Delta-Chef Ed Bastian und sein Unternehmen für eine Partnerschaft mit Emirates wäre, wenn man bedenkt, wie sehr sich Bastian in der Vergangenheit bemüht hat, gegen die drei großen Fluggesellschaften des Nahen Ostens zu wettern. Vielleicht könnte am Ende auch United Airlines zum Partner von Emirates werden – oder aber die Fluggesellschaft steht auch in Zukunft ohne Verbündeten in den USA da.