Der easyJet-Gründer Stelios Haji-Ioannou wollte den CEO der Billigfluggesellschaft loswerden – und scheiterte. Hier ein Überblick.
Stelios Haji-Ioannou hat easyJet im Jahr 1995 als zweite Billigfluglinie Europas gegründet und hält bis heute noch 35 Prozent an der Airline. Mit der Unternehmensführung ist er jedoch schon seit Jahren zerstritten und hat zuletzt eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, um den Vorstand abberufen zu lassen. Grund dafür war eine Großbestellung bei Airbus, obwohl der Großaktionär Ioannou sich vorerst sogar für eine Verkleinerung der Flotte ausgesprochen hatte. Von der Revolte gegen den easyJet-Vorstand berichtet neben der Webseite airliners auch das Manager Magazin.
Revolte gegen den Vorstand ist gescheitert
Die Revolte gegen Vorstand und Verwaltungsrat der Billigfluggesellschaft ist nun offenbar gescheitert. Wichtige Funktionäre wollte der Firmengründer bei einer außerordentlichen Hauptversammlung abberufen lassen, darunter den CEO von easyJet Johan Lundgren, Finanzchef Andrew Findlay, den Verwaltungschef John Barton und ein weiteres Verwaltungsratsmitglied. Laut Aussagen von Barton, sollen alle vier Gegenanträge von Haji-Ioannou nach Auswertung der von den Stimmrechtsvertretern vorab abgegebenen Stimmen niedergeschlagen sein worden.
Grund für die Einberufung der Hauptverhandlung ist, dass Stelios fürchtet, dass sich easyJet mit der geplanten Bestellung von 107 neuen Airbus-Flugzeugen für 4,5 Milliarden Pfund finanziell übernimmt, während das easyJet-Management die Investition in die Erneuerung der veralteten Flotte für dringend notwendig hielt und an eine Liquidität des Unternehmens auch während und nach der Coronakrise glaubt. Schon im letzten Monat hatten wir berichtet, dass die Billigfluggesellschaft die Liquidität für die nächsten Monate als gesichert sieht und die Fluggesellschaft für ein Grounding für bis zu neun Monate finanziell gerüstet ist. Nun ist es jedoch so, dass easyJet verkündet hat, mehrere tausend Stellen zu streichen und die Flotte bis Ende 2021 zu verkleinern.
Haji-Ioannou drohte schon im April mit dem Rauswurf des Vorstands
Stelios Haji-Ioannou befindet sich schon seit Anfang April mit seiner eigenen Airline im Streit, worüber reisetopia in der Vergangenheit ebenfalls berichtete. Ioannou drohte zwischenzeitlich sogar damit, etwaige finanzielle Hilfen seitens des britischen Staates zu blockieren. Schon damals war der Grund für den Clinch zwischen dem Gründer eine Großbestellung, die beim europäischen Flugzeugbauer Airbus getätigt wurde und einen Gesamtwert von gut fünf Milliarden Euro für 107 Jets umfassen soll. Der easyJet-Gründer wollte diese angesichts der aktuellen Lage sehr riskante Bestellung storniert sehen, da die Maschinen seiner Meinung nach, nach der überwundenen Krise nicht benötigt würden und sich die britische Günstig-Airline diese ohnehin nicht leisten könne. Der größte Einzelaktionär Stelios hat bereits die aktuelle Flotte von mehr als 330 Maschinen als zu groß empfunden und wollte im Zuge der Coronakrise sogar eine Verkleinerung der Flotte auf etwa 250 Jets umsetzen. Die Bestellung neuer Maschinen war deshalb gar nicht in seinem Interesse, weswegen er schon damals mit einem Rauswurf des Vorstands drohte.
“Wenn ein Penny der Gelder von Easyjet an Airbus geht, während Easyjet mit anderen zukünftigen finanziellen Verpflichtungen wie der Rückzahlung des Darlehens der britischen Regierung im März 2021 in Verzug gerät, werde ich persönlich dafür sorgen, dass alle verantwortlichen Schurken wegen Verletzung ihrer treuhänderischen Pflichten ins Gefängnis kommen”
Der Aufsichtsrat hatte die Bestellung vorerst verschoben und sich somit den Forderungen des Griechen gebeugt – ein genauer Zeitpunkt für die Ankunft der 24 zusätzlichen Flugzeuge ist deshalb vorerst noch nicht absehbar.
Fazit zu der easyJet-Situation
Es ist natürlich bedauerlich, wenn es einen so tiefen Clinch zwischen dem Gründer und dem Vorstand einer Airline gibt. Sicherlich hängt der Haussegen noch schiefer, da Ioannou nun seine Drohungen wahr gemacht hat und den Vorstand absetzen wollte. Dass dieses Vorhaben gescheitert ist, wird nicht auf Freue seitens Ioannou stießen. Nachdem es nach der Abbestellung der neuen Maschinen so schien, als seien die Wogen zumindest ein wenig geglättet worden, scheint dies nicht mehr der Fall. zu sein. Es bleibt also spannend, ob und welche weiteren Schritte der easyJet-Gründer unternehmen wird und wie sich die Airline weiterhin entwickelt, wenn nicht alle an einem Strang ziehen.