Immer öfter muss die Deutsche Bahn Züge stoppen, wenn Personen am Gleis gemeldet werden – nun sollen Züge in manchen Fällen weiterfahren.
2022 wurden 4.000 Mal die Gleise gesperrt, weil Personen am Gleis gemeldet wurden. Bei jedem Alarm müssen die Züge warten, bis die Bundespolizei die Strecke überprüft und freigegeben hat. Das könne laut einem Artikel der FAZ zu Folgeverspätungen über den restlichen Tag führen. Die Deutsche Bahn erwägt nun, Züge unter Umständen trotz Alarm fahren zu lassen.
Immer mehr Gleissperrungen
Wird ein Alarm bei der Bahn für Personen auf der Strecke ausgelöst, wird dort mit sofortiger Wirkung der Bahnverkehr auf dem Abschnitt eingestellt. Laut dem Grünen-Abgeordnete Matthias Gastel handele es sich dabei auch oft um Menschen, die lediglich die Gleise überqueren oder in Gleisnähe Pilze oder Müll sammeln. Deshalb fordert er, dass die Deutsche Bahn die Züge Einzelfällen weiterfahren lasse.
Auch die Deutsche Bahn erwägt eine neue Strategie bei Meldungen von Personen auf dem Gleis, nachdem sich die Zahl der Meldungen von 2020 mit 3.600 Fällen zu 2022 um 400 auf 4.000 vergrößert hat. Die Deutsche Bahn könnte sich laut einer Sprecherin vorstellen, bei Alarmen zwischen Personen im Gleis, Personen am Gleis sowie Kindern im und am Gleis zu unterscheiden. Bei Personen am Gleis könnten die Züge dann “auf Sicht” weiterfahren. Bei Personen oder Kindern auf den Gleisen würde die Strecke weiterhin gesperrt, bis die Bundespolizei die Strecke freigibt.
Verspätungen nehmen zu
Von der Zunahme an Alarmen und Streckensperrungen aufgrund von Personen auf dem Gleis wird auch der restliche Zugverkehr beeinflusst. Laut der Deutschen Bahn ist dies ein Grund, warum Zugverspätungen immer mehr zunehmen. So hat die Bahn im Juni ihren eigenen Unpünktlichkeits-Rekord erneut geknackt. Mit der Verkehrswende nimmt die Bahn eine wichtige Rolle ein, sowohl die Bundesregierung als auch die EU-Kommission investieren Milliarden in den Streckenausbau. Schon 2026 sollen noch mehr Züge mit Einführung des Deutschlandtakts auf den Strecken unterwegs sein.
Die Bahn hat deshalb mit der Überarbeitung des Sicherheitsprotokolls bei Personen auf dem Gleis eine Stellschraube identifiziert, mit der die Pünktlichkeit verbessert werden könnte. Die Deutsche Bahn sieht vor allem die sinkenden Hemmschwellen, das geringe Gefahrenbewusstsein, aber auch Trends, wie Selfies im Gleisbereich, als Ursache für die vielen Alarmmeldungen. Sie erwartet, dass die Fallzahl in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird.
Fazit zur neuen Strategie der DB
Die Deutsche Bahn sieht sich mit einer immer weiter steigenden Zahl an Personen auf dem Gleis konfrontiert, die Streckensperrungen und Verspätungen verursachen. Nun soll bei Personen am Gleis “auf Sicht” gefahren werden. Wie die Bahn schon selbst feststellt, gehen die meisten Menschen aufgrund von Unwissenheit oder fehlendem Gefahrenbewusstsein in die Nähe der Gleise. Statt Aufklärungsarbeit zu leisten, könnten mit der vorgeschlagenen Strategie potenziell Menschen gefährdet werden.