Die Unzufriedenheit von Bahn-Reisenden steigt. Die Ursachen sind vielseitig, ein großer Personalaufbau soll helfen.
Gerade sind die Zahlen der Pünktlichkeits-Quote für den November offengelegt worden – der unpünktlichste Monat der letzten acht Jahre. Das wirkt sich auch auf die Passagiere aus. Die Unzufriedenheit bei Bahn-Reisenden steigt, wie Bahnblogstelle berichtet. Die Ursachen der Probleme bei der Deutschen Bahn (DB) sind zahlreich. Eine Kontra-Offensive der Bahn konzentriert sich zunächst auf den Personalaufbau.
Strategie zur Beschwerden-Minimierung
Die Pünktlichkeit als Schwachstelle wurde im letzten Monat wieder massiv sichtbar. Doch auch darüber hinaus sind Reisende der Schiene genervt über Ausfälle, Sperrungen oder schlechte Informationen. Der Fahrgastverband Pro Bahn macht nun auf die erhöhten Beschwerden aufmerksam, die aus den anhaltenden Problemen resultieren.
Auch wenn viele Baustellen Teil des Problems sind, sollen sie in Zukunft die Probleme lösen. Denn die Strecken sollen besser und die Zeiten zuverlässiger werden. Eine Generalsanierung der Bahn ist angestrebt. Aktuell kommt es hier noch zu finanziellen Problemen durch die Kürzung der Gelder aus dem Klima- und Transformationsfonds. Im Jahr 2023 haben 2.200 Fahrplanänderungen die Züge eingeschränkt – Ursache waren die vielen Baustellen. Diesen Rekord gibt der Rhein-Main-Verkehrsbund (RMV) bekannt und betont dennoch die Notwendigkeit dieser Baumaßnahmen.
Eine große Rekrutierungs-Initiative soll für mehr Personal sorgen und die Qualität des Bahnerlebnisses verbessern. Auch im nächsten Jahr soll der Personalzuwachs wieder, wie in diesem Jahr, im fünfstelligen Bereich liegen. Von dem Personalmangel waren häufig auch die Stellwerke als zentrales Glied des Schienenverkehrs betroffen. Hier soll unter anderem in Zukunft die voranzutreibende Digitalisierung und Automatisierung greifen. Vorreiter ist das elektronische Stellwerk in Gelnhausen. Pro Bahn sieht die Problematik des Personalausfalls in den Stellwerken auch als kritisch für Europa an, etwa aufgrund der Lieferketten.
In solch eklatanter Weise hat sich dies in fast 190 Jahren Bahngeschichte, nehmen wir mal die Weltkriege aus, nicht zugetragen.
Thomas Kraft, Landesvorsitzender der Pro Bahn in Hessen
Oft lassen Passagiere ihren Frust über das Unternehmen direkt an den Mitarbeitern raus. Dem entgegenwirken soll die Kampagne “Bahnhöflichkeit” der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und dem Verkehrsministerium. Die Kampagne soll für ein faireres Miteinander werben, doch auch über Bodycams zur Dokumentation der Gewalt an Mitarbeitern wurde nachgedacht.
Multiple Ursachen führen zu Unzufriedenheit
Die Liste von Komplikationen bei der Bahn ist lang. Verspätungen, Personalmangel an Stellwerken, unzählige Baustellen, welche die Fahrpläne beeinträchtigen. Reisende haben lange Wartezeiten durch schlechte Umsteigeverbindungen und sind zudem unzureichend informiert, oft durch konträre Angaben von Bahnhöfen und Apps. Zusätzlich kam es immer wieder zu Streiks.
Der Personalmangel scheint eine große Ursache vieler dieser Probleme zu sein. Hinzu kommt eine marode Infrastruktur mit internen Schwierigkeiten in Bezug auf geregelte Zuständigkeiten und Kommunikation. Die Bahn erklärt, Probleme bei der Rekrutierung von genügend neuem Personal zu haben. Wie in vielen Branchen gibt es einen Fachkräftemangel und bei bestehendem Personal kommt es zu vermehrten Krankheitsausfällen. Zudem sind einzelne Sparten innerhalb des Konzerns mit spezifisch ausgebildetem Personal besetzt, das nicht zwischen Positionen wechseln kann, um Lücken zu schließen.
So war es zum Beispiel jüngst in den Stellwerken Frankfurt West oder Frankfurt Süd trotz aller Anstrengungen nicht möglich, einzelne Schichten voll zu besetzen. Infolgedessen konnten die Züge nicht regulär über die Strecken fahren. Auch bei der S-Bahn Rhein-Main kam es in den vergangenen Wochen krankheitsbedingt zu einigen Ausfällen.
Sprecher der Deutschen Bahn
Geografisch besonders betroffen ist die Region Mittelhessen. Hier zeigt sich der Personalmangel ganz massiv – anhand von vielen Ausfällen und unbesetzten Stellwerken. Der Landkreis Groß-Gerau ist besonders durch Baustellen und zusätzliche technische Probleme im Bahnhof Mainz-Bischofsheim gebeutelt. Ebenfalls ein Problemherd stellt der Main-Kinzig-Kreis dar aufgrund von wiederholten Stellwerkausfällen.
Wenn man auf die Strecken schaut, sind auch hauptsächlich Verbindungen in Hessen betroffen. Zwischen Glauburg-Stockheim und Gelnhausen fällt die Linie RB46 immer wieder aus. Die Kurhessenbahn und die Verbindung von Wabern nach Bad Wildungen machen auch immer wieder Probleme.
Fazit zu vermehrten Bahn-Beschwerden
Die Deutsche Bahn hat allerhand Probleme an vielen Stellen. Darüber beschweren sich die Reisenden immer häufiger. Der Zug ist ein nachhaltiges Verkehrsmittel und anders als die Flugzeuge, von der Kleinsten bis zur längeren Distanz einsetzbar. Doch Passagieren wird es oft erschwert, auf dieses Angebot zuzugehen, wenn sie hauptsächlich negative Erfahrungen machen. Es bleibt abzuwarten, wie die geplanten Sanierungen und der Personalzuwachs die Probleme der Bahn lösen und die Passagiere besänftigen können.