Die Zahl der Infizierten und Toten durch das Coronavirus steigt. Experten sprechen mittlerweile von über 114.544 gemeldeten Fällen, darunter über 4.026 Todesfälle.
Die aktuellen Entwicklungen rund um den Coronavirus sind bedenklich und auch die mediale Berichterstattung sorgt für eine große Angst. Aber stellt das Coronavirus tatsächlich so eine große Gefahr dar und sollte man deshalb auf eine Reise nach Asien verzichten? Generell sicherlich nicht, aber man sollte mit Augenmaß vorgehen und Reisewarnungen beachten und dabei immer im Blick haben: Auch in Asien gibt es nicht nur zahlreiche verschiedene Länder, sondern auch lokal ganz unterschiedliche Ausbreitungen des Virus.
Vom Fischmarkt in China in die ganze Welt
Die erste Meldung an das WHO-Landesbüro in China von einer ungewöhnlichen Häufung von Patienten mit einer Lungenentzündung unbekannter Ursache ereignete sich am 31.12.2019. Der genaue Ursprung des Krankheitsausbruches soll der Huanan-Seafood-Markt in der chinesischen Millionen Stadt Wuhan sein, wo mitunter mit Wildtieren, Organen von anderen Tieren und Reptilien gehandelt wird. Unklar ist allerdings noch wann genau und wie sich der erste Mensch mit dem Erreger infiziert hat.
Zuletzt wurde das Pangolin, auch Schuppentier genannt, als möglicher Überträger des Coronavirus von chinesischen Forschern gehandelt, da das Erbgut des Pangolin, dem Erbgut der neuartigen Coronaviren zu 99 Prozent gleicht. Laut Dirk Pfeiffer, Professor für Tiermedizin an der Hong Kong City University, sei es allerdings noch ein weiter Weg bis endgültig bewiesen sei, dass das Schuppentier die Viren auf den Menschen übertragen hat.
Neuartiger Coronavirus mit deutlich mehr Infektionen als seine Vorgänger
Bei dem neuartigen Coronavirus, Sars-CoV-2, aus Wuhan handelt es sich um einen Erreger aus der Familie der Coronaviren, also aus derselben Familie wie das SARS aus dem Jahr 2002 und das MERS-CoVirus aus 2012. Der Ausbruch des Sars-CoV-2 hat mit insgesamt 76.719 gemeldeten Fällen jetzt schon deutlich mehr Infektionen als seine beiden Vorgänger. Die Sars-Pandemie brachte es vor knapp 17 Jahren auf insgesamt 8.096 Fällen, wobei 774 Menschen durch das SARS starben. Das MERS-CoVirus infizierte im September 2012 insgesamt 2.494 Menschen, darunter 858 Todesfälle:
- SARS (2002): 8.096 Fälle, darunter 774 Todesfälle
- MERS-CoVirus (2012): 2.494 Fälle, darunter 858 Todesfälle
- Sars-CoV-2 (2019): 114.544, darunter 4.026 Todesfälle (Stand: 21.02.2020)
Bezieht man sich auf die aktuellen Todeszahlen der WHO, die mit dem neuartigen Coronavirus in Verbindung gebracht werden, liegt die Letalitätsrate bei gerade mal 2,8 Prozent. Es handelt sich bei den Zahlen der WHO um eine sogenannte Dunkelziffer, sodass Experten die Anzahl der weltweit durch das Coronavirus infizierten Menschen zwischen 50.000 und 150.000 schätzen. Diese Annahme hat zur Folge, dass die Wahrscheinlichkeit an den Folgen einer Infizierung durch den neuen Erreger zu sterben vermutlich noch deutlich unter dem Wert von 2,8 Prozent liegt, was als verschwindend gering zu betrachten ist, zumal ein Großteil der Todesfälle auf ältere Menschen mit weiteren Vorerkrankungen zurückzuführen ist.
Des Weiteren wird die Zahl der bereits geheilten Personen nur sehr selten im Zusammenhang mit dem Coronavirus genannt. Laut der Nationalen Gesundheitskommission der Volksrepublik China wurden von den offiziell bestätigten 114.544 Fällen, 64.031 Personen wieder vollständig geheilt. Das bedeutet, dass sich über 55 Prozent aller Infizierten bereits ohne Impfstoff von dem Coronavirus erholt haben.
Die grundlegenden, klinischen Anzeichen und Symptome der neuartigen Erkrankung sind hauptsächlich grippeähnliche Symptome und Husten, bis hin zur Atemnot und Lungenentzündung, allerdings verliefen in vielen Fällen die Infektionen nachweislich mit nur wenigen oder überhaupt keinen Symptomen. Aufgrund der grippeähnlichen Symptome ist eine gewissenhafte Unterscheidung zur saisonalen Grippe schwierig und kann erst durch eine aufwendige Stuhluntersuchung in einem Labor festgestellt werden, sodass in vielen Fällen Infizierte Personen keine Kenntnis über Ihre Erkrankung haben und von einer gewöhnlichen Grippe ausgehen – meist ohne weitere schwerwiegende Folgen. Das hat wiederum zur Folge, dass die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, deutlich unter der reißerischen Darstellung der Öffentlichkeit liegt.
Wissenschaftler und Forscher wissen darüber hinaus erst sehr wenig über das neuartige Coronavirus, es wird aber wird davon ausgegangen, dass die Übertragung des Virus durch Tröpfcheninfektion erfolgt und insbesondere ältere Menschen mit Vorerkrankungen betroffen sind. Der Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Ausbrechen der Infektionskrankheit beträgt voraussichtlich 2 bis 14 Tage. Aufgrund der längeren Inkubationszeit und mangelnder Erkenntnisse seitens der Forscher ist die genaue Einordnung der Ansteckungsgefahr unklar, eine gute Handhygiene, Husten- und Nies Etikette sowie Abstand zu erkrankten Personen sollen das Infektionsrisiko aber schon deutlich senken.
Es ist unklar, ob der Impfstoff gegen das Sars-CoV-2 rechtzeitig fertig sein wird, um den Verlauf der aktuellen Epidemie zu beeinflussen. Allerdings arbeiten viele biopharmazeutische Unternehmen gemeinsam mit Universitäten daran, einen mRNA-Impfstoff zu entwickeln, dessen Tests an Menschen in drei bis vier Monaten beginnen könnten. Ein zertifizierter Impfstoff für einen weitreichenden Einsatz würde allerdings erst voraussichtlich in 18 Monaten zur Verfügung stehen, laut der WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan.
Vernachlässigung anderer Krankheiten durch den Virus
Richtet man den Blick auf uns bereits bekannte Krankheiten, dann wirken die Zahlen der Infizierten und Toten durch das Coronavirus im Vergleich erschreckend gering. Drei bis fünf Millionen Menschen leiden jährlich unter einer saisonalen Grippe. Die Zahl der Toten schwankt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen 290.000 und 650.000 Fällen im Jahr. Darüber hinaus starben im Jahr 2018 weltweit 1,5 Millionen Menschen an der Tuberkulose, 405.000 Menschen an Malaria und 140.000 an der Krankheit Masern. Deshalb sollte man den Coronavirus keineswegs kleinreden, besonders weil die genannten Infektionskrankheiten primär in Entwicklungsländern mit schwächerem Gesundheitssystem auftreten – im Verhältnis zur Grippe ist der Coronavirus bislang aber zumindest nicht als übertrieben gefährlich zu betrachten, zumindest was die Gesamtzahl der Fälle und die Mortalität angeht.
Die Zahlen der Infizierten und Toten durch uns bekannte Krankheiten klingen erstmal erschreckend hoch, dies liegt jedoch daran dass Krankheiten wie Tuberkulose, Malaria oder die saisonalen Grippe wenig bis überhaupt nicht medial erscheinen. Trotz dessen werden wir tagtäglich mit neuen Informationen zu dem Coronavirus konfrontiert, das mit Schlagzeilen wie zum Beispiel “Das Virus kann überall sein” (tagesschau) betitelt wird und dadurch eine Hysterie in der Bevölkerung auslöst, wodurch die anderen gefährlichen Krankheiten in den Hintergrund rücken. Ob dies berechtigt ist, lässt sich zumindest aus medizinischer Sicht aktuell noch nicht absehen.
Der Generalsekretär der IFRC (Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung), Eljadj As Sy, äußerte sich diesbezüglich: „Die Aufmerksamkeit, die wir gerade dem Coronavirus geben, sollte genau die gleiche Aufmerksamkeit sein, die wir allen anderen Krankheiten geben, egal wo sie auftreten”. Zudem fügte er hinzu: „Jedes Mal wenn wir einen Schock jener Art erleben wie das Coronavirus haben wir die Tendenz, in einen Kreislauf der Panik zu geraten. Und danach: Vernachlässigung und Vergessen.” Dies macht klar, dass der Coronavirus definitiv nicht verharmlost werden sollte, gleichzeitig ist es genauso wichtig andere Krankheiten wie die Influenza im Blick zu behalten und die Gefahren realistisch abzugleichen.
Coronavirus löst unbegründete Angst vor Reisen aus
Das Coronavirus hinterlässt auch in Deutschland seine Spuren und hat zur Folge, dass viele Deutsche zur Zeit auf eine Ausreise nach Asien verzichten und sogar die kostenlose Stornierungsmöglichkeit für bereits gebuchte Reisen nach Thailand, Singapur oder Vietnam in Anspruch nehmen. Zudem haben viele Fluggesellschaften ihre Verbindungen von und nach China eingestellt. Das geringe Risiko an einer Infektion des neuartigen Sars-CoV-2 zu sterben und ein Vergleich zu anderen Krankheiten hat deutlich gezeigt: Eine grundlegende Skepsis gegenüber neuartigen Krankheiten ist durchaus nachvollziehbar, ein Verzicht auf generelle Reisen nach Asien allerdings aus medizinischer Sicht allerdings unverhältnismäßig.
Es ist ohne Zweifel äußerst wichtig, insbesondere bei einer anstehenden Reise nach Asien oder Afrika, sich über die lokalen Gesundheitsrisiken zu informieren und den Hinweisen Folge zu leisten, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten. Im Gegensatz zu bekannten und sehr häufig auch tödlichen Krankheiten wie Malaria, Japanische Enzephalitis oder Tollwut gibt es zwar noch kein Impfstoff gegen das Coronavirus, allerdings senken die oben genannten Maßnahmen wie Handhygiene das Infektionsrisiko schon deutlich, sodass es wenig Anlässe für Deutsche gibt, generell auf Reisen nach Asien zu verzichten. Eine Ausnahme hiervon ist sicherlich China, denn dort ist die Situation nicht nur unübersichtlich, es gibt auch eine nicht zu vernachlässigende Ansteckungsgefahr.
Anderswo sollte man nicht nur genau die Reisewarnungen für die jeweiligen Länder im Blick haben, sondern darüber hinaus auch die Entwicklung des Virus verfolgen. Während es in einigen Ländern Asiens eine relativ hohe Zahl an Ansteckungen gibt, etwa in Südkorea oder Japan, ist beispielsweise Indonesien von dem Virus bislang komplett verschont geblieben. Auch in Ländern wie Indien, Sri Lanka oder auch Kambodscha wurden nur vereinzelte Fälle festgestellt. Während man von Reisen in stark betroffene Länder zweifelsfrei absehen sollte, spricht nichts gegen eine Reise in Länder, die vom Coronavirus bislang noch nicht oder kaum berührt wurden.
Zu bedenken ist ansonsten allerdings auch, dass mögliche Einreisebeschränkungen nach einer Reise in bestimmte asiatische Länder zu einem Problem werden können. Auch hier gilt allerdings: Betroffen sind hiervon meist nur stark vom Virus betroffene Länder, sodass auch in dieser Hinsicht eine klare Differenzierung zwischen den Ländern in Asien sinnvoll ist.
Fragwürdige Rettungsmaßnahmen gegen das Coronavirus
Die WHO spricht derzeit von insgesamt 16 bestätigten Corona-Fällen innerhalb von Deutschland, dessen Verbreitung und Übertragung innerhalb Deutschlands als möglich, wenn gleich auch als äußerst gering eingestuft wird. Deutschland gilt als bestmöglich auf das Coronavirus vorbereitet, sodass bereits in der Vergangenheit eine Weiterverbreitung des deutlich tödlicheren Coronavirus SARS im Jahr 2002 durch Isolierung und Behandlungen verhindert werden konnte. Eine weitere Maßnahme der deutschen Bundesregierung war die sogenannte Rückholaktion deutscher Staatsbürger aus der Provinz Hubei vom 01.02.2020. Dabei wurden insgesamt 100 deutsche Staatsbürger und 24 Angehörige anderer Staaten mit einer Maschine der deutschen Luftwaffe gerettet und bei Frankfurt am Main unter ärztlich Aufsicht für die Inkubationszeit von 14 Tagen in Quarantäne gestellt.
Dahingegen wurde für die Volksrepublik China eine Teilreisewarnung ausgesprochen und insbesondere vor Reisen in die Provinz Hubei gewarnt. Darüber hinaus sollte man nicht notwendige Reisen in das übrige Staatsgebiet der Volksrepublik China mit Ausnahme der Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macao vermeiden und im Falle eines momentanen Aufenthalts in China eine vorübergehende bzw. vorzeitige Ausreise erwägen. Während Deutschland sich auf seine medizinische Infrastruktur beruft und so als bestmöglich auf das Coronavirus vorbereitet gilt, greift China zu deutlich schärferen Mitteln und riegelt Teile seiner Millionenstädte ab. Durch das geringe Wissen über die Krankheit gepaart mit der Tatsache, dass schon Menschen an dem Virus gestorben seien, schürt Angst, so Michael Siegrist, Experte für Risikowahrnehmung an der ETH Zürich.
Es ist fraglich, ob die Rettungsmaßnahme der deutschen Luftwaffe sowie die Abriegelung chinesischer Millionenstädte aus rein politischem Interesse getätigt wurden oder ob es nachweislich die Verbreitung des Coronavirus eindämmt. Fakt ist, dass derartige Rettungsaktionen für viel Furore in der Medienwelt sorgen und den Eindruck vermitteln, dass es sich bei dem Coronavirus um eine wahrhaftige Bedrohung handelt. Die Bedrohung, die vom Coronavirus ausgeht sollte allerdings in Relation zu anderen Krankheiten gesehen werden, sodass man sich in China über die wesentlich bedrohlicheren Krankheiten wie Malaria, Japanische Enzephalitis oder Tollwut bewusst sein sollte und entsprechende Schutzmaßnahmen wie körperbedeckende, helle Kleidung, allgemeine Impfungen und die Vermeidung von streunenden Tieren vornehmen sollte.
reisetopia Fazit zu derzeitigen Reisen nach Asien
Die aktuelle Lage in China, insbesondere in der Provinz Hubei, ist sehr zu bedauern, so ist jeder einzelne Todesfall durch das neuartige Coronavirus in China tragisch. Allerdings bieten die Zahlen der Infizierten und Toten dieses Ausbruchs, insbesondere im Vergleich zu bekannten Krankheiten, keinen Grund für unmittelbare große Furcht. Man sollte zweifelsfrei alle Reisewarnungen im Blick behalten und von Reisen in stark betroffene Gebiete absehen, allerdings muss man nicht grundsätzlich von Reisen nach Asien absehen. Genauso wie nach aktuellen Entwicklungen eine Reise in bestimmte Regionen Norditaliens nicht ratsam ist, sollte man auch die besonders betroffenen Gegenden in Asien aktuell nicht unbedingt als Reiseziel wählen – gegen eine Reise in Länder wie Indonesien spricht dagegen wenig, weswegen ein gesundes Augenmaß bei der Reiseplanung entscheidend ist.
Dieser Artikel wurde in Anbetracht aktueller Entwicklungen zwischenzeitlich mehrmals aktualisiert.