Ab sofort schaut ein ehemaliger Marine-Admiral Boeing über die Schulter und berät das Unternehmen in puncto Verbesserung der Qualitätssicherung.

Boeing muss aufgrund der aktuellen Vorkommnisse handeln – jetzt stellt das Unternehmen erste Ergebnisse der Änderungen vor. In der letzten Zeit hatten sich negative Schlagzeilen bezüglich des US-Flugzeugherstellers gehäuft, ausgehend von einem Vorfall bei Alaska Airlines. Ein herausgebrochenes Rumpfteil im Startflug der Airline und lose Schrauben bei United Airlines ließen ein großflächiges Problem vermuten. Nun ändert sich etwas im Qualitätsmanagement bei Boeing, wie Reuters berichtet.

Eine neutrale Perspektive im Kontrollprozess

Vor einer Woche hatte der Boeing-CEO, Dave Calhoun, Fehler des US-Unternehmens eingestanden. Um diese in Zukunft zu vermeiden, und die Qualitätssicherung zu verbessern, bekommt er jetzt externe Beratung. Kirkland H. Donald wird ab sofort als unabhängiger Berater das Qualitätsmanagementsystem des Unternehmens prüfen und Verbesserungsvorschläge besprechen. Donald ist pensionierter Marine-Admiral und wird von weiteren Experten unterstützt. Ein solcher außenstehender Berater soll die Glaubwürdigkeit steigern, die Boeing während des 737-MAX-Debakels eingebüßt hat. Kritische Stimmen bemängeln jedoch die fehlende Erfahrung des Beraters in der Luftfahrt.

Ein unabhängiger Berater soll künftig die Qualitätskontrolle verbessern

In der Vergangenheit gab es auch Fälle, in denen die Qualitätskontrolle bei Boeing gut funktioniert hat und sich Unfälle vermeiden ließen. Bei einer Boeing 787 war beispielsweise im Sommer letzten Jahres ein wackeliger Jumpseat aufgefallen, wie aero berichtet. Eine lose Mutter hätte zu einem Unfall führen können, wurde aber von der Federal Aviation Administration (FAA) erkannt und konnte ausgebessert werden.

Einige große Teile von Boeing-Fliegern werden von Zulieferern hergestellt, so auch der Rumpf des Sorgenkindes 737 MAX. Dieser wird von Spirit Aerosystems produziert und liefert damit einen weiteren Fehlerherd, da Boeing nicht die gesamte Produktion selbst in der Hand hat. Doch hier muss die Qualitätskontrolle am Ende greifen.

Spirit Aerosystems ist Teil des Problems

Der Boeing-Zulieferer spielt eine große Rolle in dem aktuellen Vorfall, da es sich bei Alaska Airlines um Teile aus der Produktion von Spirit Aerosystems handelt.

Was auch immer in den letzten Jahren geschehen ist – denn das geht schon seit Jahren so – hat nicht funktioniert. Alles deutet darauf hin, dass der Unfall bei Alaska Airlines auf die Herstellungsprozesse zurückzuführen ist und nicht auf einen Designfehler.

Mike Whitaker, FAA-Vorstand
Die Rumpfteile der 737-MAX-Familie stammen von Spirit Aerosystems

Mitarbeiter des Zulieferers beklagen sich über hohen Druck und bemängeln interne Abläufe, wie aeroTELEGRAPH berichtet. Arbeitsplätze wurden gestrichen und die finanzielle Lage der Firma erholt sich nur schwer von den Folgen des Groundings von 2019 nach zwei tödlichen Abstürzen der 737 MAX 8. Die Beschäftigten selbst zweifeln oft an der Qualität ihrer Produkte.

Wir haben Flugzeuge auf der ganzen Welt, die Probleme haben, die niemand gefunden hat, weil Spirit die Angestellten unter Druck gesetzt hat, die Arbeit so schnell zu erledigen.

Cornell Beard, Präsident der Gewerkschaft International Association of Machinists and Aerospace Workers

Ein ehemaliger Qualitätsprüfer berichtet von seiner Entlassung aufgrund von Ehrlichkeit. Er hatte auf falsch gebohrte Löcher aufmerksam gemacht und bemängelt, dass das Unternehmen unbequeme Mitarbeiter aus dem Weg räumt. Auch hier müssen die Prozesse der Überwachung und Qualitätsprüfungen verbessert werden.

Mitarbeiter von Spirit Aerosystems klagen über Druck bei der Produktion

Spirit Aerosystems produziert auch für den Konkurrenten Airbus. Der europäische Flugzeughersteller will das Geschehen um den Zulieferer genau beobachten.

Fazit zur Einstellung eines unabhängigen Beraters bei Boeing

Um in Zukunft Fehler zu vermeiden, soll sich der Kontrollprozess und die Qualitätssicherung des Unternehmens verbessern. Dafür hat Boeing nun Kirkland H. Donald und sein Experten-Team eingestellt, um die Prozesse zu bewerten und Verbesserungen anzubringen. Doch Teil des Problems ist ebenfalls der Zulieferer der 737-MAX-Teile, Spirit Aerosystems. Dort herrschen schlechte Bedingungen und Druck, die zu fahrlässiger Arbeit führen. Es bleibt abzuwarten, ob ein unabhängiger Berater die Sicherheit von Boeing verbessern kann.

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Autor

Wenn Ricarda auf Reisen ist, fühlt sie sich am lebendigsten. Infiziert vom Reisefieber wurde sie im Jugendalter durch ein Auslandsjahr in den USA. Egal ob mit dem Van, Backpack, Boot oder im Hotel: Sie ist immer bereit für ein neues Abenteuer, gerne auch mit viel Adrenalin. Nach ihrem Journalismus-Studium kann sie bei reisetopia ihre beiden Leidenschaften voll ausleben und versorgt Euch mit spannenden News.

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