Eine Recherche des ARD-Politikmagazins “Report Mainz” hat ergeben, dass diesen Sommer tausende Bahnreisende oft stundenlang in Zügen feststeckten.

Auch das Bundesverkehrsministerium scheint sich mit den Fällen von Zugevakuierungen in den letzten Monaten zu befassen. Besonders diesen Sommer kam es immer häufiger zu Evakuierungen bei der Bahn, bei denen die Fahrgäste oft ewig warten mussten. Bei jeder Zugevakuierung in Deutschland muss ein Notfallmanager der Deutschen Bahn anwesend sein, um mögliche Gefahren zu vermeiden. Genau hier scheint auch das Problem zu liegen, wie die Tagesschau berichtet.

Bis zu sechs Stunden ohne Strom im Zug gefangen

Neben Verspätungen und Unpünktlichkeit fällt die Deutsche Bahn jetzt auch mit ihrem Notfallmanagement negativ auf. Teilweise herrschte in den Zügen Panik und mehrere Fahrgäste kollabierten. Besonders wenn es keine Stromversorgung mehr gibt, fällt neben der Klimaanlage auch die Lüftung aus.

Wenn die Lüftung in den Fahrzeugen ausfällt, dann fällt viel CO₂ an. Und es besteht tatsächlich Erstickungsgefahr, weil die Fenster sich in den modernen Zügen nicht öffnen lassen und kein Luftaustausch mehr stattfindet. Menschen können dann leicht in Panik geraten.

Markus Hecht, Professor an der Technischen Universität Berlin

Personen am Gleis werden ebenfalls immer häufiger gemeldet. Im Zuge dessen fährt die Deutsche Bahn eine neue Strategie. Eine Flucht auf die ungesicherten Gleise ist durch Stromschläge oder einer Kollision mit einem Zug auf dem Gegengleis lebensgefährlich. Das Notfallmanagement der Deutschen Bahn ist jedoch genau dafür da, solche Gefahren zu vermeiden, indem der Strom der Oberleitung abgeschaltet und die Gleisanlagen gesichert wird. Vorher dürfen auch Feuerwehr und Polizei nicht mit Evakuierungsmaßnahmen beginnen. Nach eigenen Angaben der Deutschen Bahn soll der Notfallmanager nach maximal 30 Minuten am Einsatzort sein. Das ist aber in den wenigsten Zugevakuierungen der Fall, wie aus der Recherche von Report Mainz hervorgeht.

Erst im vergangenen Juni dauerte eine Evakuierung beispielsweise fast sechs Stunden. Dabei ist ein Zug mitten auf der Saale-Elster-Brücke in Sachsen-Anhalt in 21 Meter Höhe liegen geblieben. Rund 800 Fahrgäste waren dabei eine gefühlte Ewigkeit im Zug gefangen.

Temperatur im Zug für Fahrgäste nicht mehr auszuhalten. Zwei Fahrgäste sind bereits kurz vor dem Kreislaufzusammenbruch. […] Die Lage im Zug ist sehr angespannt und durch das Zugbegleitpersonal nicht mehr beherrschbar.

Zugführer und Leitstelle der Deutschen Bahn

Zugevakuierungen in Deutschland nicht meldepflichtig

Das Eisenbahnbundesamt als zuständige Aufsichtsbehörde bestätigt, dass Zugevakuierungen auf offener Strecke in Deutschland nicht meldepflichtig sind. Die Deutsche Bahn teilte mit, dass es gerade einmal bei 0,004 Prozent der Zugfahrten zu Evakuierungen auf offener Strecke kommt. Auf den ersten Blick scheint die Zahl zwar eher gering, doch täglich befinden sich rund 39.000 Personenzüge auf dem Schienennetz in Deutschland. Jeden Tag bleiben im Schnitt also 1,56 Züge liegen, die evakuiert werden müssen. Das macht im Monat durchschnittlich etwa 47 Züge.

Seit mehreren Monaten beobachtet der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion in Brandenburg Andreas Büttner, dass sich Zugevakuierungen bei der Deutschen Bahn häufen. Büttner fordert deshalb eine Aufklärung seitens der Landesregierung, doch an konkrete Zahlen oder anderen Angaben kommt er nicht.

Das zeigt wieder, in welch irrer Situation wir eigentlich sind. Da sind Menschenleben in Gefahr, und niemand meldet irgendetwas. Keiner führt angeblich irgendwelche Statistiken, und keiner ist in der Lage, irgendeine Auskunft zu geben.

Andreas Büttner, Politiker

Aber auch das Bundesverkehrsministerium teilte mit, sich jetzt mehr mit kritikwürdigen Evakuierungsfällen auseinander zu setzten:

Derzeit geht die Aufsicht des Eisenbahnbundesamtes im Rahmen von Verwaltungsverfahren konkreten, möglicherweise kritikwürdigen Evakuierungsfällen nach.

Sprecher des Eisenbahnbundesamtes

Fazit zum Notfallmanagement der Deutschen Bahn

Zwar wird die Deutsche Bahn bei Städtereisen innerhalb Deutschlands immer beliebter, dennoch hat das Unternehmen mit einigen Problemen zu kämpfen. Im Sommer waren zahlreiche Bahnreisende aufgrund von Stromausfällen und fehlender Klimaanlagen stundenlang in Zügen gefangen. Die Recherchen von Report Mainz enthüllen dabei deutliche Schwächen im Notfallmanagement der Deutschen Bahn, bei denen es deutlichen Handlungsbedarf gibt. Forderungen nach Verbesserungen im Notfallmanagement werden lauter, während Aufsichtsbehörden Untersuchungen ankündigen. Es bleibt spannend abzuwarten, was die laufenden Untersuchungen des Bundesverkehrsministeriums ergeben.

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Autor

Anna Schulte ist als Duale Studentin seit September 2022 im reisetopia Content-Team tätig. Mit einer Ausbildung startete ihr beruflicher Weg in die Reisebranche und mittlerweile hält sie Euch mit aktuellen News des Reisealltags immer up to date.

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