Die Covid-19-Pandemie scheint auch weiterhin viele der großen Reise- und Tourismusunternehmen an ihre Grenzen zu bringen. Nun bestätigte der Autovermieter Hertz offenbar verschiedene Medienberichte, nach denen das US-amerikanische Unternehmen in den Vereinigten Staaten Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet hatte. Ein Überblick.
Der amerikanische Autovermieter The Hertz Corporation ist pleite. Der offizielle Insolvenz-Antrag sei offenbar bereits am vergangenen Freitagabend (22. Mai 2020) in Estero im Bundesstaat Florida gestellt worden, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet. Die Covid-19-Pandemie habe zu einem „plötzlichen und dramatischen“ Einbruch der regulären Einkünfte des Unternehmens gesorgt, da aufgrund der international stark eingeschränkten Reisebedingungen besonders wesentliche Einnahmen aus Autovermietungen an Flughäfen wegfallen.
Rund 50 Prozent aller Mitarbeiter entlassen oder beurlaubt
Das Aus für die weltweit größte Autovermietung Hertz kommt wenig überraschend. Bereits im März dieses Jahres habe man erste Maßnahmen eingeleitet, um die sich bereits abzeichnende Krise erfolgreich abwenden zu können, wie nun eine offizielle Mitteilung bestätigte. Neben Beurlaubungen und Entlassungen von weltweit rund der Hälfte (20.000) aller Angestellten, wollte man außerdem eine Minimierung von Fahrzeugen und Standorten durchführen.
Es habe jedoch oberste Priorität, aktuelle Qualitätsstandards für Kunden und Mitgliedern auch weiterhin beizubehalten, und außerdem die Weiterführung von Treueprogrammen zu gewährleisten. Hierfür erwähnte das Unternehmen offenbar über 900 Millionen Euro an Barbeständen, die das Bestehen des Betriebes auch während der Krise und der damit verbundene Umstrukturierungen garantieren würden. Zudem wolle man auch Lieferanten und Arbeitnehmern innerhalb des Unternehmens weiterhin ihre Gehälter bezahlen. Internationale Operationen des Autovermieters in Europa, Australien oder Neuseeland sind von dem Insolvenzantrag nicht betroffen, wie der oben bereits erwähnte Bericht bestätigt.
Keine finanziellen Hilfen von der amerikanischen Regierung
Der Autovermieter The Hertz Corporation ist offenbar mit nicht weniger als rund 18 Milliarden US-Dollar verschuldet, was knapp 16,5 Milliarden Euro entspricht. Bereits im April dieses Jahres hatte das Unternehmen längst fällige Zahlungen für das Leasing diverser Fahrzeuge nicht leisten können. Nun sei man nicht mehr in der Lage gewesen, entsprechende Gläubiger zu besänftigen und sich auf langfristig angelegte Ratenzahlungen zu verständigen. Zudem habe man auf finanzielle Unterstützung vonseiten der US-amerikanischen Regierung gehofft, die nun allerdings auszubleiben scheinen.
Die Insolvenz nach Chapter 11 dient üblicherweise einer finanziellen Sanierung eines Unternehmens und hat deutlich öfter ein positives Ergebnis als eine Insolvenz in Deutschland. Auch viele US-Fluggesellschaften haben das Verfahren in Folge der Terroranschläge im Jahr 2001 bereits durchlaufen und so ihre Schulden abgebaut.
Fazit zur Insolvenzanmeldung vom Autovermieter Hertz
Im Anbetracht der weltweit so drastisch eingeschränkten Einreisebestimmungen der vergangenen Wochen und Monate ist es vermutlich ohnehin verwunderlich, wie viele Unternehmen diese Krise bis dato überlebt zu haben scheinen. Dass ein bereits in Milliardenhöhe verschuldeter Konzern unter diesen Umständen nicht in der Lage sein würde, die wegfallenden Einnahmen selbstständig zu überbrücken, liegt quasi auf der Hand. Es bleibt allerdings fraglich, wie viele Mitarbeiter und Angestellte weltweit wirklich von dieser Situation getroffen werden, und ob es überhaupt eine staatliche Hilfeleistung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber innerhalb der Vereinigten Staaten geben wird.