Austrian Airlines feilt weiterhin intensiv an der eigenen Zukunft. Die Fluggesellschaft befindet sich mittlerweile in fortgeschrittenen Verhandlungen über Staatshilfen, braucht voraussichtlich aber weniger Geld als ursprünglich erwartet – auch wegen Gehaltseinsparungen.
Gute Nachrichten aus Österreich: Der Fortbestand der Austrian Airlines scheint für den Moment gesichert, denn auch wenn die Verhandlungen über Staatshilfen noch laufen, gibt es verschiedene gute Nachrichten. Nachdem Staatshilfen für die Schweizer Tochter Swiss bereits gewährt wurden und sich die Verhandlungen in Deutschland dem Ende zuneigen, dürfte sich auch die österreichische Lufthansa-Tochter bald auf Unterstützung freuen. Das ist aber nicht die erste gute Nachricht, denn gemeinsam mit den Arbeitnehmern hat sich die Airline auf Einsparungen geeinigt. Der Flugbetrieb startet zudem voraussichtlich früher als ursprünglich geplant.
650 Millionen Euro reichen wegen früherem Betriebsstart
Bei den Verhandlungen um staatliche Hilfen kann Austrian Airlines dem österreichischen Staat insofern entgegenkommen, als voraussichtlich weniger Geld notwendig ist. Wie der Kurier in der Donnerstagsausgabe berichtet hat, reichen wohl 650 Millionen Euro statt der anfänglich kolportierten 767 Millionen Euro. Bestätigt wurde diese Summe von Austrian Airlines zwar noch nicht, in einer internen Videokonferenz erklärte Finanzvorstand Wolfgang Jani gegenüber Mitarbeitern allerdings, dass man weniger Geld brauche als ursprünglich erwartet, wie aero.de berichtet. Der Hintergrund ist primär, dass der Betrieb der Airline vermutlich früher wieder starten kann, als ursprünglich geplant.
Angepeilt ist für einen Neustart der österreichischen Airline der 15. Juni, an diesem Tag sollen auch die Grenzen innerhalb des Schengen-Raums beziehungsweise zu ausgewählten Ländern wieder geöffnet werden. Zuletzt hatte Austrian Airlines allerdings noch die Verlängerung des Betriebsstopps bis zum 14. Juni bekannt gegeben. Wie genau der Plan für einen Neustart aussieht, ist aktuell zudem noch offen. Los gehen soll es voraussichtlich mit Strecken im deutschsprachigen Raum, also Inlandsflügen sowie Verbindungen nach Deutschland und in die Schweiz. Danach sollen Verbindungen in wichtigen europäische Metropolen wie Paris oder London folgen, im Sommer stehen dann möglicherweise auch Flüge zu Urlaubsdestinationen auf der Liste.
Keine Entlassung, aber 300 Millionen Euro Einsparung beim Personal
Hilfreich bei den Verhandlungen um Staatshilfen scheint bei Austrian Airlines auch die Einigung mit dem Kabinenpersonal. Nach übereinstimmenden Medienberichten spart die österreichische Airline in den nächsten Jahren 300 Millionen Euro durch eine Vereinbarung mit den Arbeitnehmervertretern. Die Ersparnis von knapp 80 Millionen Euro im Jahr soll in den nächsten Jahren durch die Nutzung der Kurzarbeit realisiert werden. Dafür will Austrian Airlines zuerst die auf sechs Monate befristete Corona-Kurzarbeit nutzen und dann in die reguläre Kurzarbeit wechseln, die dann bis ins erste Quartal 2022 läuft. Danach allerdings kehren die Mitarbeiter noch nicht in den regulären Dienst zurück.
Stattdessen verzichtet das Bodenpersonal bis zum 31. Dezember 2023 auf bis zu 15 Prozent seiner aktuellen Bezüge. Die Regelung gilt für alle Beschäftigten des Konzerns und baut auf einen Sozialplan. Dabei fallen die Gehaltskürzungen bei Besserverdienern höher aus als bei Mitarbeitern mit geringerem Einkommen. Eine ähnliche Regelung gibt es auch für das Bordpersonal, hier kommt es zu einer Gehaltsreduzierung von bis zu 12,7 Prozent sowie einen Verzicht auf Beiträge zu den Sozialkassen bis Ende 2024. Insgesamt sinken die Personalkosten der Austrian Airlines somit um 20 Prozent, dafür gibt es allerdings trotz der Krise und dem Einbruch der Nachfrage keine Entlassungen. Zudem sollen ab 2024 je nach wirtschaftlicher Lage Rückzahlungen an die Mitarbeiter erfolgen, wie Austrian Aviation berichtet.
Kredite, Hilfen vom Staat und der Lufthansa
Während die Airline noch gemeinsam mit den Wirtschaftsprüfern von PwC an einem Plan zu einer positiven Fortführungstendenz feilt, werden die Staatshilfen mitsamt einer Standortgarantie immer wahrscheinlich. Das Paket soll dabei voraussichtlich wie folgt aussehen:
- 300 Millionen Euro in Form von durch die staatliche Finanzierungsagentur COFAG garantierten Krediten
- 175 Millionen Euro als direkte Finanzbeteiligung des österreichischen Staates
- 175 Millionen Euro als Hilfen von der Mutter Lufthansa
Die Kredite sollen dabei verzinst sein und bis ins Jahr 2026 zurückgezahlt werden. Weitere Details sind aktuell noch nicht bekannt. Möglich erscheint es auch, dass im Rahmen der Verhandlungen, die auch über das Wochenende weiterlaufen, noch kleinere Änderungen kommuniziert werden.
Generell allerdings sind die Signale aktuell positiv, sodass man davon ausgehen kann, dass die Staatshilfen für die Austrian Airlines in den kommenden Tagen bestätigt werden könnten. Die Kuh wäre damit vom Eis und Austrian könnte sich auf einen erfolgreichen Betriebsstart im Juni konzentrieren.
Fazit zu den Fortschritten bei Austrian Airlines
Im Schatten der Lufthansa und ihrem Multi-Milliarden-Hilfspaket wird auch bei Austrian Airlines intensiv an der Zukunft gefeilt, inklusive eines deutlich kleineren Hilfspakets. Aktuell stehen die Zeichen hier gut, denn die Airline konnte sich nicht nur mit ihren Mitarbeitern auf einen langfristigen Plan einigen, sondern scheint auch in den Verhandlungen um Staatshilfe weiterzukommen. Auch der Neustart des Flugbetriebs ab Mitte Juni erscheint von Tag zu Tag wahrscheinlicher.