Nachdem sich das Gastgewerbe bereits mit Forderungen nach Öffnungsperspektiven an die Politik gewendet hat, folgt nun auch die Airline-Branche und wendet sich mit einem Beschwerdebrief zum Lufthansamanagement direkt an die Bundeskanzlerin.
Personalvertretungen der großen deutschen Fluggesellschaften verleihen den Meinungen und Forderungen ihrer Mitarbeiter in Form eines offenen Briefes Nachdruck! Dieser wendet sich mit dem Appell an die Bundeskanzlerin und der Bundesregierung, ihren Pflichten im Rahmen der gewährten Staatshilfen für Lufthansa, Condor und TUIfly nachzukommen und das Vorgehen der Fluggesellschaften besser zu beobachten – das berichtet Airliners. Schon zuvor hat die EU-Wettbewerbskommission sich eingeschaltet.
Appell an Merkel
Schon seit Monaten dürfen Hotels in Deutschland keine Touristen empfangen. Mit sinkenden Inzidenzzahlen und steigender Impfquote wurden die Forderungen zuletzt wieder lauter. Erste Bundesländer reagieren bereits und wollen Hotels und Gaststätten wieder öffnen – so zuletzt auch in Bayern. Damit wird dem Gastgewerbe die langersehnte Perspektive geboten, die am morgigen Donnerstag auch bundesweit einheitlich abgestimmt werden soll. Doch auch die Airline-Branche befindet sich in einer andauernden Krise. Die derzeitigen Reisebestimmungen sorgen auch weiterhin für massive Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr. Dennoch wenden sich Mitarbeiter-Vertreter der Lufthansa und anderen deutschen Fluggesellschaften mit einem anderen Appell an die Bundeskanzlerin.
Im offenen Brief der Personalvertretungen von Lufthansa, Condor und TUIfly beschweren sich Airline-Angestellte über das Management der Bundesregierung mit der Lufthansa. Schon im Vorfeld hat die EU-Wettbewerbskommission ihr Missfallen ausgedrückt. Diese hat der Bundesregierung ebenfalls die zu lasche Aufsicht der Lufthansa vorgeworfen. Der Lufthansa drohte infolgedessen und wegen möglicher weiterer Verletzungsverfahren der Entzug milliardenschwerer Staatshilfen. Auch der Umgang mit der ehemaligen Tochterfluggesellschaft Condor wurde zum Gegenstand der Äußerungen. Am Ende verlängerte die Lufthansa doch den Vertrag zu den Zubringerflügen mit der Condor. Dennoch werfen Airline-Mitarbeiter der deutschen Fluggesellschaften der Lufthansa Wettbewerbsverzerrung vor.
Kritik auch an TUIfly
Zudem werfen die Personalvertreter von Lufthansa, Condor und TUIfly der Lufthansa Group vor, die Staatshilfen für falsche Zwecke, aber vor allem zum Nachteil der Angestellten zu verwenden. Ihrer Ansicht nach würden die Staatshilfen genutzt werden, um Tarifflucht zu organisieren. Darüber hinaus habe die Lufthansa “zur Verdrängung von ebenfalls staatlich gestützten Fluggesellschaften” einen Verdrängungswettbewerb losgetreten. Weitergehend habe die Lufthansa Group Arbeitsplätze zu untarifierten Konditionen zur Eurowings Discover verlagert “und die Not, der bereits entlassenen oder von Entlassungen unmittelbar bedrohten Kolleg:innen, beispielsweise von Sunexpress Deutschland und Germanwings, ausgenutzt.”
Neben Kritik an der Lufthansa Group wird auch der größte Touristikkonzern TUI im Brief erwähnt. Auch die TUI habe mehrfach millionenschwere Staatshilfen erhalten. Im Gegenzug hat der Konzern die Fluggesellschaft TUIfly verkleinert. Crewmitglieder konnten in einem langwierigen Streit die Massenentlassung gerade noch so verhindern. Dennoch werden Arbeitsplätze und die Flotte reduziert. Gleichzeitig gibt TUIfly die Kooperation mit der lettischen Charterfluggesellschaft Smartlynx bekannt, um den bevorstehenden Sommerflugplan bewältigen zu können. Doch TUI erklärt diesen Schritt aufgrund des Kostendrucks, welcher wiederum zum Teil auch auf dem von Lufthansa mit der Eurowings-Discover-Gründung begonnenen Verdrängungswettbewerb beruhe.
Fazit zum Beschwerdebrief
Personalvertretungen von Lufthansa, Condor und TUIfly verleihen ihren Mitarbeitern eine Stimme und richten sich mit einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin. Darin wird vor allem der Umgang und Aufsicht der Lufthansa Group während der vergangenen Monate kritisiert. Diese würde die Staatshilfen nutzen, um die Tarifflucht zu organisieren und voranzutreiben. Zudem forciert sie gleichzeitig einen Verdrängungswettbewerb, welcher jüngst in den Streitigkeiten zwischen Condor und Lufthansa bezüglich der Zubringerflüge gipfelte. Aber auch die TUI AG wird für ihr Vorgehen kritisiert, der Touristikkonzern beruft sich dabei aber auf das Vorgehen der Lufthansa Group. Inhalt des Briefes ist dabei nicht neu – EU-weit sind die Probleme bekannt. Ob der Brief diesmal auf mehr Gehör treffen wird, ist daher fraglich.