Das erste kommerzielle mit Wasserstoff betriebene Flugzeug von Airbus soll ein Turboprop-Flugzeug werden.
Bei Airbus‘ großem Projekt hin zu einem ersten kommerziellen Wasserstoff-Flugzeug, hat anscheinend das Design eines Turboprop-Flugzeug das Rennen gemacht. Dieses würde gut 100 Passagieren Platz bieten und könnte etwa auf Strecken zwischen den europäischen Metropolen eingesetzt werden. Boeing scheint die Wahl des Konkurrenten sogar zu beruhigen. Das berichtet unter anderem aero.de.
Von Rom nach Dublin – Über 1.850 Kilometer Reichweite
Ein Turboprop-Design gewinnt bei Airbus, bei der Suche nach einer Lösung für die Herausforderung bis 2035 einen Wasserstoff-Jet zu entwickeln, an Bedeutung. Das Propellerflugzeug könnte demnach rund 100 Passagiere über eine Distanz von etwa 1.852 Kilometer befördern – das entspricht in etwa der Entfernung zwischen Rom und Dublin. Das Design soll laut dem europäischen Flugzeugbauer am ehesten in der Lage sein, das ehrgeizige Ziel von Airbus zu erreichen, bis Mitte des nächsten Jahrzehnts ein emissionsfreies Flugzeug auf den Markt zu bringen. Eine formelle Entscheidung seitens des Unternehmens wird jedoch erst in einigen Jahren erwartet.
Airbus hat im vergangenen September drei Designkonzepte vorgestellt, darunter auch das beschriebene Turboprop-Flugzeug, und dazu erklärt, man werde sich auf die Wasserstofftechnologie konzentrieren, um das Problem der wachsenden Kohlendioxid-Emissionen anzugehen. Obwohl noch keine endgültige Entscheidung getroffen wurde, welches Design weiterverfolgt werden soll, begann das Unternehmen mit der Bewertung des Potenzials der einzelnen Vorschläge. Die beiden anderen Entwürfe sind zum einen ein sogenannter „Mischflügel“ mit 200 Sitzplätzen, den Airbus aufgrund der Herausforderungen bei der Zertifizierung wahrscheinlich nicht als erstes verfolgen wird, und ein aufgrund seiner Ähnlichkeit zu heutigen Airbussen eher bekannt aussehender Ansatz, der mehr als 3.700 Kilometer weit fliegen könnte – etwa zwei Drittel so weit wie die Single-Aisle-Jets des Unternehmens, der A320-Familie.
Ein Turboprop-Flugzeug wäre zwar einfacher zu entwickeln, würde aber einen kleineren Markt ansprechen. Es könnte so zum Beispiel die meisten Flüge zwischen den europäischen Großstädten durchführen, aber keine Transatlantik-Routen bedienen oder etwa von Küste zu Küste innerhalb der USA verkehren. Das macht es weniger zu einer „Bedrohung“ für konventionelle Jets, die weiter und schneller fliegen. Sollte sich Airbus für den Turboprop-Ansatz entscheiden, könnte dies den Druck auf den US-Rivalen Boeing verringern, seine Ambitionen mit Wasserstoff zu erfüllen und den kurzfristigen Wettbewerb zwischen den beiden dominierenden Flugzeugherstellern auf konventionelle Flugzeuge konzentrieren.
Boeing sieht Airbus-Projekt gelassen
Während Airbus also seine Null-Emissions-Pläne vorantreibt, ließ Boeing dazu verlauten, dass die Wasserstofftechnologie noch Jahrzehnte entfernt sei und man sich lieber auf die Entwicklung von Flugzeugen konzentriere, die nachhaltige Flugkraftstoffe verwenden können. Airbus hat angedeutet, dass der Flugzeugbauer auch Upgrades an seinen bestehenden Schmalrumpfmodellen als Zwischenschritt vornehmen könnte, bevor ein Umstieg auf Wasserstoff geschieht.
Die Turboprop-Maschine wurde immer als die machbarste der kohlenstoffneutralen Optionen für Airbus angesehen, um das Auslieferungsziel zu erreichen, wenn man die Technologie und die Reichweitenanforderungen bedenkt. Die Technologie, die in diesem Modell zum Einsatz käme, sei bereits verfügbar und die größten Herausforderungen bestünden darin, die Kosten zu senken und sie auf die Bedürfnisse eines Passagierflugzeugs zu skalieren, wie mit dem Projekt vertraute Personen gegenüber Medien erklärten.
Eines der Haupthindernisse bei der Verwendung von Wasserstoff ist die Speicherung im Flugzeug. Im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen wird mehr Volumen benötigt, so dass in den Tragflächen nicht genügend Platz vorhanden ist. Die Turboprop-Konstruktion würde eine einfachere Lösung für dieses Problem ermöglichen, da sie aufgrund ihrer geringeren Größe und Reichweite weniger Treibstoff benötigt als die beiden anderen vorgeschlagenen Modelle. Es würde sich auch für die Verwendung von Wasserstoff-Brennstoffzellen unter der Tragfläche eignen.
Fazit zur Designwahl von Airbus
Obwohl das in Toulouse ansässige Unternehmen in der Lage sein könnte, den Zeitplan hin zu einem Wasserstoff betriebenen Flieger mit einem kleineren Flugzeug zu beschleunigen, bleiben die Hürden dennoch erheblich. Für die Kommerzialisierung muss eine komplette Wasserstoff-Infrastruktur geschaffen und die Kosten ausreichend gesenkt werden, um die Kunden der Fluggesellschaften von einem Umstieg überzeugen zu können. Entsprechend spannend bleibt die weitere Entwicklung des ambitionierten Projektes von Airbus.