Das Chaos an den deutschen Flughäfen entspannt sich zwar, aber nur langsam. Vor allem die Sicherheitskontrollen sorgen mitunter für lange Wartezeiten. Wir wollen mit den Vorurteilen aufräumen und klarstellen, wer verantwortlich ist.

Vor einigen Wochen machten Medienberichte die Runde, wonach die Lufthansa diverse Fast Lanes an den Sicherheitskontrollen deutscher Flughäfen schließen müsse. Wir haben uns bereits zuvor mit dem Thema beschäftigt, wollten aber endgültig für Klarheit sorgen. Wer ist für die Sicherheitskontrollen und Fast Lanes verantwortlich und kann eine Fluggesellschaft wie die Lufthansa diese überhaupt beeinflussen?

“Lufthansa bremst Vielflieger aus”

“Lufthansa bremst Vielflieger aus” – das titelte der Spiegel vor gar nicht so langer Zeit. Aus dem Beitrag geht hervor, dass die Lufthansa eine E-Mail an Passagiere versendet haben soll, aus welcher hervorgeht, dass die Fast Lanes an den Sicherheitskontrollen einiger Flughäfen nicht mehr zur Verfügung gestellt werden können. Einige andere Online-Medien übernahmen die News. Der Vorwurf: Die Lufthansa würde einen Vorteil verkaufen, den sie schlichtweg kürzen würde. Ferner würde sie um Verständnis bitten, und zwar in einem “sehr devoten Tonfall”.

Die Nachrichten scheinen zum Chaos an den deutschen Airports nicht abreißen zu wollen. Tatsächlich musste der Flughafen Hamburg die Fast Lane seit Juli vorerst dauerhaft schließen – wir berichteten zuerst zum Thema. Dazu fragten wir die vier größten deutschen Flughäfen zur aktuellen Situation an den Sicherheitskontrollen an. Die Flughäfen Berlin, Frankfurt und München meldeten keine Anpassungen. Der Flughafen Frankfurt hält sich aber die Option offen, die Fast Lanes bei einem besonders hohen Fluggastaufkommen allen Passagieren zur Verfügung zu stellen.

Anders sieht die Situation am Flughafen Düsseldorf aus, den wir ebenfalls zum Sachverhalt anfragten. Hier stehen aktuell keine Fast Lanes zur Verfügung. Darüber hinaus schilderte die Pressestelle die eher ungewöhnliche Situation an den Sicherheitskontrollen, die ohnehin keine dauerhafte Nutzung der Fast Lanes erlauben würde. Welche Fast Lanes laut Lufthansa geschlossen werden müssen, ging vorerst nicht aus dem Beitrag des Spiegels hervor. Die darin erwähnte E-Mail hat zudem ebenfalls keiner von uns erhalten.

Lufthansa verweist an Bundespolizei

Dementsprechend führte der erste Weg wiederholt zur Pressestelle der Lufthansa. Hier erhielten wir prompt eine Rückmeldung. In unserer Anfrage nahmen wir Bezug zum Spiegel-Artikel und wollten mehr über die besagte E-Mail der Lufthansa an die Passagiere erfahren. Zudem wunderte uns die Nachricht an sich. Denn eigentlich liegt der Betrieb der Fast Lanes an den Flughäfen nicht in den Händen der Fluggesellschaften. Davon abgesehen wollten wir wissen, welche Fast Lanes betroffen sein sollen.

Das haben Sie genau richtig erkannt. Die Sicherheitskontrollen liegen im Verantwortungsbereich der Bundespolizei. Sicher ist Lufthansa mit ihren Systempartnern im kontinuierlichen Austausch. Wir bedauern die derzeitige Situation.

Statement eines Pressesprechers der Lufthansa

So schnell die Antwort der Lufthansa auch kam, so knapp fiel sie aus. Auf die erwähnte E-Mail an die Passagiere wurde nicht eingegangen. Dafür bestätigt die Pressestelle des Kranichs unsere Annahme, dass die Sicherheitskontrollen von der Bundespolizei in Deutschland durchgeführt werden und die Lufthansa hier keinen Einfluss habe. Dennoch ist sich die größte deutsche Fluggesellschaft über die aktuellen Umstände bewusst und entschuldigt sich erneut für die Unannehmlichkeiten an den Flughäfen in Deutschland, aber auch international. Für weitere Erkenntnisse müssten wir uns nun aber an die Bundespolizei wenden.

Bundespolizei bringt Licht ins Dunkle

Nachdem wir uns also an die größten Flughäfen Deutschlands und an die Lufthansa gewandt haben, schickten wir eine Anfrage an die Pressestelle der Bundespolizei. Da wir mittlerweile in Berlin beheimatet sind, wandte ich mich mit meinem Anliegen an die Pressestelle der Bundespolizei in Berlin. Einige Tage später erhielten wir eine sehr ausführliche und aufschlussreiche Antwort der Bundespolizei in Berlin, die endlich Licht ins Dunkle bringen dürfte.

Demnach ist die Bundespolizei an zwölf deutschen Flughäfen für die Durchführung der Sicherheitskontrollen zuständig. Das bedeutet aber nicht, dass die Bundespolizei auch wirklich die Sicherheitskontrollen selbst durchführt. Wie uns mitgeteilt wird, und wie die meisten unter uns sicherlich schon wahrgenommen haben dürften, beleiht die Bundespolizei hierzu private Sicherheitsunternehmen, die letztlich die Sicherheitskontrollen auch durchführen. Ein spannender Aspekt dabei:

Die Luftsicherheitskontrollen im Auftrag der Bundespolizei werden für alle Fluggäste, unabhängig von der gebuchten Flugklasse, gleich durchgeführt.

Statement der Bundespolizei Berlin

Einen ähnlichen Ansatz wählte auch der Flughafen Düsseldorf in seiner Stellungnahme uns gegenüber. Demnach sei ein dauerhafter Betrieb der Fast Lanes deshalb nicht vorgesehen gewesen. Die Bundespolizei fügt dem an, dass das sogenannte Lining vor den Sicherheitskontrollen nicht im hoheitlichen Aufgabenbereich der Sicherheitskontrollen, und somit auch nicht bei der Bundespolizei liegen. Wie der Anstellprozess also organisiert wird, liegt einzig in der Hand des jeweiligen Flughafenbetreibers. Dafür sei laut Bundespolizei Berlin wichtig zu beachten:

Grundsätzlich kann der Flughafenbetreiber den Reisenden sog. „Fast-Lanes“ anbieten, für die hoheitliche Aufgabenwahrnehmung ist das nicht bindend. Wenn alle verfügbaren Luftsicherheitskontrollspuren eine vertretbare Auslastung verzeichnen, muss gewährleistet sein, dass durch den Betrieb der Fast-Lanes keine Staubildung an den übrigen Luftsicherheitskontrollspuren entsteht.

Statement der Bundespolizei Berlin

Im Anschluss folgt auch von der Bundespolizei Berlin der Hinweis auf die derzeitige Situation an den deutschen Flughäfen. Der Personalmangel und das hohe Passagieraufkommen habe in Abstimmung mit den Flughafenbetreibern so beispielsweise dazu geführt, dass die Fast Lanes neben Hamburg auch an den Flughäfen Düsseldorf sowie Köln-Bonn vorerst geschlossen bleiben. Laut Bundespolizei sei damit eine gleichmäßige Auslastung der zur Verfügung stehenden Ressourcen an Personal und Technik gewährleistet.

Fazit zu den Zuständigkeiten an den Sicherheitskontrollen und Fast Lanes

Dank der Erkenntnisse durch die Bundespolizei konnten wir für etwas mehr Klarheit sorgen und kehren zur Ausgangsfrage zurück: Ist die Lufthansa für die Schließung der Fast Lanes an den Flughäfen verantwortlich? Die Antwort fällt eindeutig aus: nein! Denn für die Durchführung der Sicherheitskontrollen selbst ist die Bundespolizei verantwortlich. Für den Anstellprozess davor, und damit auch für die Fast Lanes, sind die jeweiligen Flughafenbetreiber verantwortlich. Airlines können lediglich den Wunsch äußern, für gewisse Personengruppen kürzere “Schlangen” vor den Sicherheitskontrollen zu erhalten, den Betrieb oder die Schließung dieser kann aber keine Airline beeinflussen, auch nicht die Lufthansa. Vielmehr bezahlen Fluggesellschaften für diesen Service sogar Geld. Auf der Strecke bleiben dabei Airlines und Passagiere gleichermaßen, die für diesen Service gerne extra Kosten in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite ist die Erklärung der Bundespolizei durchaus nachvollziehbar.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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