Bei reisetopia berichten wir tagtĂ€glich ĂŒber die wichtigsten Geschehnisse aus der Reisebranche, stellen die exklusivsten Luxushotels vor und berichten viel ĂŒber eigene Erlebnisse – meist mit einem Hotel-, Airline- oder Lounge-Bezug. Weniger in den Fokus rĂŒcken dabei die Destinationen selbst – und das, obwohl es so viel zu erzĂ€hlen gibt, was nicht in ReisefĂŒhrern steht!

In dieser Kolumne betrachtet daher jeweils ein reisetopia Autor eine neue Destination aus seiner ganz persönlichen Perspektive. Ganz ungefiltert – ganz real. Sei es, die EnttĂ€uschung ĂŒber den Strand voller PlastikmĂŒll, die Warteschlangen vor den beliebtesten Fotospots oder die ĂŒberraschenden Begegnungen an Orten, von denen man nicht viel erwartet hat. Heute spricht Moritz ganz ungefiltert ĂŒber seine Erfahrungen in China.

Entfernte Erinnerungen und eine Einordnung

China ist aus deutscher Perspektive ein Land, ĂŒber das man primĂ€r in den Medien hört und in den meisten FĂ€llen sind die entsprechenden Meldungen negativ. Mit Blick auf Reisen ist das Land im Vergleich zu anderen LĂ€ndern in Asien deutlich weniger beliebt, wenn dann geht es meist um organisierte Reisen. Der Hintergrund ist sicherlich, dass man fĂŒr die Einreise nach China ein Visum benötigt, was einen zusĂ€tzlichen Aufwand und auch weitere Kosten bedeutet. FĂŒr mich ist dieser Prozess gewissermaßen zu einer Routine geworden. Meine ersten BerĂŒhrungspunkte mit dem sogenannten Reich der Mitte hatte ich bereits mit 18 Jahren, als ich fĂŒr einen frĂŒheren Arbeitgeber zu einem Event nach Schanghai geschickt wurde. Dabei habe ich von dem Land vergleichsweise wenig mitbekommen und bin in der Millionenstadt fast ein wenig verloren gegangen. Ich erinnere mich tatsĂ€chlich nur noch recht dunkel, auch weil ich die meiste Zeit entweder schlafend im Hotel oder bei der Arbeit verbracht habe – ein paar erste EindrĂŒcke aus dieser Zeit habe ich aber noch in Erinnerung.

Meine Erfahrungen mit China sollten sich sieben Jahre spĂ€ter allerdings deutlich erweitern, denn zwischen Mitte 2018 und Mitte 2019 war ich insgesamt viermal in China und hatte so die Gelegenheit, enorm viel ĂŒber das Land, die Leute und die Vielfalt zu lernen. Keineswegs alle Erlebnisse waren dabei positiv, manche eine Überraschung in die richtige, andere in die falsche Richtung. Genau darĂŒber möchte ich Euch in diesem Artikel berichten und lasse dabei auch bewusst die politische Komponente im Hintergrund. Gerade durch meine Studienjahre bin ich von den ZusammenhĂ€ngen der internationalen Beziehungen geprĂ€gt, möchte aber ob der KomplexitĂ€t des Themas hier allen voran den Aspekt einer Reise nach China mit Blick auf die Kultur und die Destinationen beleuchten – auf reisetopia ist genau das eben auch das relevante Thema.

Enormer Stress bei der Beantragung des Visums

Komplett außen vor lassen kann man den politischen Blick auf China sicherlich nicht, denn die etwas andere Regierungsform des Landes betrifft einen auch ganz direkt beim Reisen – auf diese Aspekte möchte ich mich bei entsprechenden Erörterungen aber auch konzentrieren. Beginnen muss ich damit aber dennoch, denn wer China möchte, der braucht erst einmal ein Visum. Insgesamt durfte ich dadurch dreimal bei der chinesischen Botschaft in MĂŒnchen vorstellig werden, genauer gesagt bei einem speziell eingerichteten Center, das die AntrĂ€ge bearbeitet. Nun habe ich doch jede Menge internationale Erfahrung und einen Master-Abschluss, ĂŒberfordert hat mich der enorme Umfang des Antrags, den man schon vorab herunterladen kann, dennoch. Der Nervenzusammenbruch geht vor Ort bei der Einreichung des Antrags weiter, einmal passt Formblatt X nicht, beim anderen Mal ist das Passbild nicht perfekt. Kombiniert mit nicht gerade idealen Öffnungszeiten kann man schon hier schnell die Nerven verlieren.

Am Ende hatte ich zwar immer ein Visum in der Hand, der Prozess wurde aber von Mal zu Mal komplexer. Gerade bei der letzten Visumbeantragung bin ich trotz jeder Menge Vorerfahrung fast wahnsinnig geworden – diese ungefilterte Betrachtung ist meines Erachtens entscheidend, wenn es um eine Reise nach China geht. Man sollte sich mindestens auf einen ganzen Tag “Stress” einstellen, um das Visum zu beantragen. Besonders blöd ist es zudem, wenn man nicht in einer der StĂ€dte mit einem Visa-Zentrum wohnt, denn dann gilt es entweder den deutlich teureren Weg ĂŒber die Post oder man muss zweimal relativ weit fahren. Entscheidend fĂŒr das jeweilige Zentrum ist zudem der Wohnort laut Ausweis, sodass sich auch noch einmal zusĂ€tzliche KomplexitĂ€ten ergeben. Gegen einen weiteren Aufpreis kann man alternativ auch private Services nutzen, die einem ein wenig Ärger abnehmen.

Langes Warten bei der Einreise und beim Hotel Check-in

Wer meine Reisereports in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß, dass ich hĂ€ufiger einmal das Hotel wechsle – unter anderem, um Euch mehr Reviews zu prĂ€sentieren. In China habe ich das ebenfalls gelebt, dort ist es allerdings ein deutlich komplexeres Umfangen. Aber eines nach dem anderen: Bei der Einreise fĂŒhlt man sich in China gemeinhin nicht wirklich willkommen, der ganze Prozess ist sehr reguliert und dauert deutlich lĂ€nger als in anderen LĂ€ndern. Trotz korrektem Visum wurde ich insgesamt dreimal “herausgezogen” und musste an einem anderen Schalter noch einmal warten – dort unterhielten sich mehrere Mitarbeiter auf Chinesisch ohne mich, danach gab es den Pass wortlos zurĂŒck und ich durfte weiter. Das ganze Verfahren ist zudem meist mit langen Warteschlangen verbunden, was das Ankommen in China nicht gerade zu einem herzlichen Erlebnis macht.

Leider setzt sich dieser Prozess in den Hotels fort, denn in China wird man an jeder Stelle ausfĂŒhrlich registriert. In jedem Hotel mĂŒssen alle GĂ€ste registriert werden, dazu bedarf es neben dem Reisepass meist auch ein Foto. Auch hier dauert der Prozess sehr lange, zumal er sich von Region zu Region noch einmal unterscheidet. Ein schneller Hotel Check-in oder gar ein Online Check-in fĂŒr Reservierungen ist so nicht möglich. Stichwort Registrierung: Wer am Bahnhof ganz einfach ein paar Minuten vorher ankommt wie in Deutschland, wird garantiert seinen Zug verpassen. An jedem Bahnhof gibt es eine Sprengstoffkontrolle fĂŒr das gesamte GepĂ€ck, zudem werden vor dem Betreten des GebĂ€udes die PĂ€sse geprĂŒft und registriert – auch hier gibt es teilweise wieder ein Foto. Der Prozess ist vergleichbar mit einem Flughafen, sodass man besser eine gute Stunde vorher am Bahnhof ist. Besonders streng sind die Kontrollen in den westlichen Provinzen, in denen es in den letzten Jahren AnschlĂ€ge gab, etwa am Bahnhof von Kunming.

Surreale Erlebnisse in einer ganz anderen Welt

All das klingt im ersten Moment sehr negativ, aber rĂŒckblickend sind meine Erfahrungen aus China nicht per se schlecht. Ich will nur darauf hinweisen, dass einige Dinge etwas komplizierter, langwieriger und auch mit Blick auf unser Freiheitsdenken schlichtweg anders sind. Gleichzeitig aber gewöhnt man sich an diese “Probleme” auch relativ schnell und kann sich dann auf das Land einstellen. Als ich etwa bei meiner letzten Reise abends in Shanghai ankam und den Bund entlanggelaufen bin, war ich sofort angekommen – die Kulisse, die Betriebsamkeit und die einfach ganz andere AtmosphĂ€re machen die chinesischen Metropolen aus. Das gilt nicht nur Shanghai, sondern genauso auch fĂŒr Peking, Guangzhou oder auch Xiamen. Die StĂ€dte wirken im Vergleich zu Metropolen in Europa enorm sauber und organisiert – das klingt vielleicht gegensĂ€tzlich, wenn man an die Menschenmassen denkt, doch die allermeisten Dinge sind schlichtweg klar geregelt, sodass alles einen Fluss hat.

Passend zum Titel ‘Ungefiltert’ will ich mit Blick auf die belebten GroßstĂ€dte, von denen ich wirklich viele kennenlernen durfte, auch noch kurz ĂŒber die Luftverschmutzung sprechen. Hier nĂ€mlich muss ich wirklich Positives berichten, denn von Dalian ĂŒber Peking im Norden bis hin zu Shanghai in der Mitte und Xiamen oder Shenzhen und Guangzhou im SĂŒden, fand ich die Luft fast ĂŒberall ziemlich unproblematisch. Einzig in Harbin und Chengdu fand ich die LuftqualitĂ€t teils nicht ganz angenehm, in der Yunnan-Provinz dafĂŒr umso besser. Zur Einordnung: Ich war wĂ€hrend meiner Zeit in China eigentlich immer draußen joggen und hatte im VerhĂ€ltnis zum Sport in europĂ€ischen StĂ€dten keine grĂ¶ĂŸeren Schwierigkeiten beim Atmen. NatĂŒrlich gibt es in China gute und schlechte Tage mit Blick auf die Luftverschmutzung, ich wĂŒrde das Thema allerdings als weniger problematisch beschreiben, als man oft liest – zumindest aus Sicht eines Reisenden.

In China gibt es nach offiziellen Angaben nahezu keine Armut oder Bettler – im Straßenbild sieht man so etwas tatsĂ€chlich auch nicht, wenngleich die HintergrĂŒnde dessen sicher zweifelhaft sind. Genauso wenig bekommt man von so etwas wie Verbrechen etwas mit, sodass man sich auch in der Praxis sehr sicher fĂŒhlt. Angesprochen wird man in China anders als in vielen anderen asiatischen LĂ€ndern zudem ebenfalls fast nie, schon weil die VerstĂ€ndigung meist nicht klappen wĂŒrde. Das ist zumindest als Tourist durchaus angenehmer als in vielen anderen LĂ€ndern – ich erinnere mich im Vergleich besonders an meine Reise nach Indien zurĂŒck, bei der ich sicher in zwei Wochen viele tausend Mal angesprochen wurde.

Mehr als nur HochhĂ€user und GroßstĂ€dte

Ich habe in China eine Vielzahl an GroßstĂ€dten gesehen und auch diese durchaus zu schĂ€tzen gelernt, weil das Erlebnis eben doch auch hier ein Besonderes ist. Allerdings ist China ein enorm großes und unglaublich vielfĂ€ltiges Land. Vor meiner Zeit im Land hĂ€tte ich etwa nie gedacht, dass ich einmal in China am Strand auf Hainan entspannen wĂŒrde.

Genauso wenig hatte ich im Blick, dass China eines der beeindruckendsten Eisfestivals der Welt bietet.

Dazu kommen andere weltweit einmalige Attraktionen wie die Shilin Stone Forest in der NĂ€he von Kunming.

Genauso einmalig fand ich den Besuch der Jade Dragon Snow Mountains – zwar hatte ich bei der Fahrt mit dem Sessellift so meine TodesĂ€ngste, das Erlebnis war dennoch besonders.

Es sind aber nicht immer nur die bekannten Attraktionen, auch der Besuch ein kleines Fort in der NĂ€he von Shenzhen hat mir gezeigt, wie viel mehr China zu bieten hat als nur Metropolen.

Das soll diese ĂŒbrigens nicht schmĂ€lern, denn gerade in StĂ€dten wie Peking gibt es auch in der Stadt selbst unglaublich viel zu sehen. Man sollte bei dem Gedanken an eine Reise nach China nur eben immer auch im Blick haben, dass das Land einfach enorm groß ist und entsprechend eine Vielzahl an unglaublichen Erlebnissen bietet.

Leben wie ein König in Hotels und faszinierende Technik

Wenn es um China und Reisen geht, will ich einen Aspekt nicht außen vorlassen: Die wirklich außergewöhnlichen Möglichkeiten fĂŒr vergleichsweise kleines Geld in Luxushotels zu ĂŒbernachten. Die meisten Hotels der absoluten Spitzenklasse kosten meist nur zwischen 150 und 250 Euro und sind damit meist nicht einmal halb so teuer wie in Europa. Die QualitĂ€t in den meist brandneuen Hotels ist dafĂŒr meist umso besser. Zimmer und Suiten sind oft riesig, einen beeindruckenden Pool gibt es meist genauso wie ein herausragendes FrĂŒhstĂŒck und die ĂŒblichen reisetopia Hotels Vorteile wie kostenfreies FrĂŒhstĂŒck, 100 US-Dollar Guthaben oder ein Upgrade gibt es trotzdem. Gerade in Verbindung mit meinen verschiedenen Status konnte ich bei meinen insgesamt ĂŒber 100 HotelnĂ€chten in China wirklich einen schier surrealen Gegenwert fĂŒr meine Punkte erleben – etwa in genialen Suiten wie im Conrad Hangzhou.

Der unglaubliche Gegenwert in Hotels – auch “normale” DoubleTree oder Hilton Hotels sind meist bereits ziemlich gut – steht komischerweise in keinem VerhĂ€ltnis zu den Flug- und Zugpreisen, die ich in China vergleichsweise hoch sind. Es kommt zwar immer auf die Strecke an, ich wĂŒrde die Preise aber in etwa vergleichbar mit denen in Europa beschreiben. Das ist im VerhĂ€ltnis enorm teuer, was Reisen innerhalb des Landes deutlich teurer macht. Umso faszinierender fand ich persönlich, die technischen Möglichkeiten in vielen Bereichen. Bezahlen? Bargeld ist dafĂŒr nicht notwendig, denn man bezahlt sowieso alles mit WeChat Pay – hier wiederum ist man als Tourist aber oft außen vor, da die Einrichtung enorm kompliziert ist und meist gar nicht funktioniert, wenn man kein chinesisches Bankkonto hat. Mit Kreditkarte ist man dagegen meist aufgeschmissen, sodass es dann doch Bargeld sein muss.

Gleichzeitig ist die technische Entwicklung auch anderswo zu sehen: Etwa bei der chinesischen App DiDi, die sozusagen eine Art Uber ist. Der Service funktioniert hervorragend – besser als Uber – und bietet sogar eine Übersetzungsfunktion, sodass man sich in allen chinesischen Regionen problemlos herumkutschieren lassen kann. Geklappt hat das sogar bei einer Fahrt von der Großen Mauer zurĂŒck nach Peking – immerhin ĂŒber 200 Kilometer. Die Preise sind zudem sehr niedrig, selbst fĂŒr den “teuren” Limousinenservice. FĂŒr manche Fahrten in Shanghai habe ich bei einer Fahrzeit von einer Stunde in einem schicken Auto oft nur 10 bis 15 Euro.

Was ich aus China mitgenommen habe

China ist definitiv nicht ein Reiseziel von vielen, sondern ein echtes Erlebnis. Das Land hat unglaublich viel zu bieten, von unfassbar großen Metropolen bis zu besonderen Naturschauspielen oder auch kulturellen Höhepunkten. Gleichzeitig gibt es vieles, das an China nervt – von der Beantragung des Visums bis zur ewigen Überwachung und dem damit verbundenen Zeitverlust. Wer fĂŒr touristische Zwecke nach China einreist, sollte sich meines Erachtens deshalb ein wenig Zeit lassen und sich auf das Abenteuer einlassen. Es lohnt sich auf jeden Fall, denn der Eindruck, den man von China bekommt, ist sicherlich nicht in allen Bereichen positiv – man lernt gleichzeitig aber eben auch eine ganz andere Welt mit allen ihren StĂ€rken und SchwĂ€chen kennen.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er ĂŒber 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 StĂ€dte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lĂ€sst er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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