Es ist kaum vorstellbar, dass man im Jahr 2019 noch ohne Einschränkungen durch die Welt fliegen konnte. Darf man sich bald wieder auf eine solche Vorstellung freuen?
Ich erinnere mich gut daran zurück, wie ich bis 2019 die Welt erkundet habe – das größte Problem war es dabei meist, an den Reisepass zu denken und ein einziges Mal musste ich tatsächlich auch meinen Impfpass mitnehmen. Ansonsten waren Grenzen mit einem deutschen Pass im Prinzip nichts, worüber man sich große Gedanken machen musste – ein wenig Wartezeit ausgenommen. Dieser Gedanke wirkt aktuell ferner denn je, doch kehrt diese Welt überhaupt zurück?
Von der Weltumrundung zum direkten Hin- und Rückflug
Während es mir früher eigentlich egal war, wo ein Flugzeug starten sollte – einen Weg dahin würde ich schon finden – bleibt im Jahr 2021 kaum etwas anderes als ein Direktflug. Es ist bizarr, denn selbst als erfahrener Reisender finde ich mittlerweile Verbindungen mit einem Umstieg in einem anderen Land ein wenig problematisch. Wird eines der Länder vielleicht ein Risikogebiet? Könnte der Transit verboten werden? Droht durch den Umstieg bei der Rückkehr eine Quarantäne? In diesen Zeiten scheint eine Weltumrundung mit verschiedenen Kontinenten fast schon wie eine Fabel.
Dass sich das schnell ändern wird, kann man nicht erwarten, wie das Jahr 2021 eindrucksvoll zeigt. Die Europäische Union präsentiert in diesem Fall tatsächlich ihre Stärke, denn die Reisefreiheit ist zumindest in relevanten Teilen wieder hergestellt. Ein wenig über den Kontinent zu reisen war schon letztes Jahr recht gut möglich, dieses Jahr gibt es für Geimpfte kaum mehr Schwierigkeiten. Solche „Reiseblasen“ hat man anderswo auch versucht, doch geklappt hat es in kaum einer anderen Weltregion. So bleibt den meisten Reisenden das eigene Land und hier und da vielleicht auch noch das eine oder andere Urlaubsziel, das aus der monetären Not heraus geöffnet hat.
Langsame Rückkehr der weltweiten Fernreisen
Natürlich liest man aktuell entsprechend auch jede Menge Untergangsszenarien rund um den Tourismus in Deutschland und der Welt. Doch übertreiben sollte man es auch nicht, denn die Zeichen deuten durchaus auf weitere Öffnungen heran. Auch der Langstreckentourismus scheint ganz langsam seine Rückkehr zu feiern, darauf deuten Öffnungen auf Inseln wie Phuket oder Koh Samui genauso hin wie die Versuche, den Tourismus in Ländern wie Sri Lanka oder Südafrika zu ermöglichen. Andere Länder wie Mexiko haben sogar nie ihre Grenzen geschlossen und Touristen immer die Möglichkeiten für einen Urlaub in fernen Gefilden gegeben.
Andere Länder werden sicherlich auch weiter konservativer sein, doch es scheint mehr eine Frage der Zeit zu sein, bis auch beliebte Reiseziele in Südostasien wie Malaysia oder Indonesien wieder eine leichtere Einreise ermöglichen. Dasselbe dürfte – sofern noch nicht der Fall – auch für Länder in Nordafrika und andere bei Europäern und Amerikanern besonders nachgefragten Zielen der Fall sein. Doch da es auch viele konservative Staaten geben wird, gerade wenn sie weniger vom Tourismus abhängig sind, dürften zwar Fernreisen zurückkehren, aber die Kombination aus mehren Ländern dürfte auf absehbare Zeit schwierig bleiben.
Langsame Rückkehr für kombinierte Reisen
Es wird sich in den nächsten Monaten entsprechend auch zeigen, dass eine Art des Reisens deutlich schwieriger werden dürfte: Individualreisen durch ganze Regionen und über viele Länder hinweg. War es für mich früher etwa ganz normal, dass ich auf dem Weg nach China noch kurz in Indonesien oder Singapur Halt gemacht habe oder beim Rückflug noch eben in Japan war, dürfte genau so etwas in Zukunft ausgesprochen schwierig werden. Auch wer eine Rundreise durch Südamerika plant oder Australien und Neuseeland kombinieren möchte, wird es auf absehbare Zeit schwer haben.
Selbst mehrere Regionen in einem Land zu bereisen, könnte bis auf Weiteres schwierig bleiben. Das lässt sich am Beispiel von Thailand gut erkennen. Hier ist zwar eine Öffnung für Phuket geplant, weiterreisen innerhalb des Landes darf man aber erst nach 14 Tagen. Ähnliche Szenarien sind auch anderswo denkbar, sodass zwar Resort-Urlaub auch auf der Langstrecke wohl immer öfter erlaubt werden wird. Kombinierte Reisen mit einer Metropole und einem Resort oder Rundreisen durch ein Land dürften noch deutlich länger schwierig bleiben. Auch hier wird es Ausnahmen geben, doch die Lockerheit und Flexibilität dürfte so schnell nicht zurückkommen.
Die Hoffnung auf Lockerungen für Geimpfte
Vor wenigen Monaten hätte auch ich sicherlich behauptet, dass man besonders mit einer vollständigen Impfung bereits wieder deutlich mehr Reisefreiheit genießen kann. Doch eben das hat sich als Trugschluss erwiesen. Statt bereits jetzt wieder entspannt durch die Welt fliegen zu können, wollen die meisten Staaten darauf warten, dass die eigene Bevölkerung ebenfalls eine hohe Impfquote erreicht. Der individuelle Vorteil einer Impfung mag einem also in Deutschland oder auch bei Reisen innerhalb von Europa etwas bringen, nicht aber auf der Langstrecke.
Für all diejenigen, die Reisen und dabei besonders die Flexibilität und die unendlichen Möglichkeiten die Welt und verschiedene Länder zu erkunden, bleibt daher nur die Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass die Durchimpfung der Bevölkerung auch in anderen Ländern immer schneller vorangeht und die lokale Bevölkerung genauso geschützt wird wie in den reichen Industrieländern. Es wird einmal mehr deutlich, dass die Pandemie nur gemeinsam besiegt werden kann – zumindest für Reiseliebhaber zeigt sich das aktuell besonders drastisch.