Der Lockdown in Deutschland soll vorerst nur bis 10. Januar gelten – doch wer hofft, danach schnell wieder reisen zu können, dürfte enttäuscht werden. Es droht ein mit Blick auf Reisen trister Jahresstart und auch für das Frühjahr ist die Hoffnung gedämpft.

Hoffnungen haben sich in diesem Jahr häufig zerschlagen: Nach dem ersten Lockdown dachten viele – auch in der Reisebranche – dass das Schlimmste überwunden ist. Nach der Ankündigung des November-Lockdowns hoffen die meisten, dass das Weihnachtsgeschäft zumindest gerettet ist. Mittlerweile wissen wir, dass mindestens bis zum 10. Januar keine touristische Reisen in Deutschland möglich sind. Die Hoffnung, danach sofort wieder verreisen zu können, sollte aber nicht zu groß sein. Dagegen spricht nicht nur das Narrativ der Politik, sondern auch ein Blick auf andere Länder.

Die Hoffnung in der Hotelerie ist verflogen

Wer in diesem Jahr mit der Hotelindustrie zu tun hatte, der weiß wie schwer nicht nur viele Hoteliers, sondern auch die Mitarbeiter getroffen wurden. Zum einen wegen Jobverlusten, zum anderen auch weil sie schlichtweg nicht mehr das tun können, was sie lieben. Entsprechend groß war die Hoffnung mit den Öffnungen im Sommer, endlich alles überstanden zu haben. Doch die Freude währte kurz, denn ehe einige Hotels überhaupt wieder in einem normalen Betrieb angekommen waren, stand bereits der nächste Lockdown an. Schon im Oktober kamen die Beherbergungsverbote – zu diesem Zeitpunkt äußerst umstritten – im November dann die allgemeine Schließung von Hotels zu touristischen Zwecken. Das Jahr endet damit mit einer schier grenzenlosen Tristesse, denn die Hotels bleiben nicht nur länger zu als im Frühjahr, es gibt auch keine wirkliche Aussicht auf Wiedereröffnung.

Wie sehr sich das Bild geändert hat, zeigt die Zahl der Hotelschließungen. Im November hatten primär Hotels ihre Türen geschlossen, die ansonsten nahezu ausschließlich touristische Gäste empfangen. Die meisten Stadthotels blieben mit Blick auf den “Wellenbrecher-Lockdown” bis Ende November offen – in der Hoffnung wieder eröffnen zu können. Mit diesem positiven Blick in die Zukunft ist es mittlerweile vorbei, immer mehr Hotels wirken desillusioniert von der Realität. Selbst zuletzt noch einigermaßen solide gebuchte Hotels wie das Andaz München oder der Breidenbacher Hof in Düsseldorf geben mittlerweile auf und schließen – vorerst bis zum 10. Januar 2021. Die beiden Beispiele dürften nicht die letzten sein, denn genauso wie im ersten Lockdown dürften nach den Erfahrungen der letzten Wochen wieder viele Hotels komplett schließen. Das gilt besonders dann, wenn die Art der staatlichen Hilfen sich zum Januar wandelt, denn dann lässt sich selbst der Light-Betrieb kaum mehr rentabel aufrechterhalten.

An Tourismus im Januar glaubt niemand mehr

Dass mittlerweile bei den Hoteliers die Tristesse dominiert kommt nicht überraschend, denn sie folgen nur dem Narrativ der Politik. Anfang November war Hoffnung noch das dominierende Motiv – besonders mit Blick auf Weihnachten. Doch wer nun den führenden Politikern zuhört, der merkt schnell: Lockerungen nach dem 10. Januar sind primär einmal Wunschdenken. Auf die Frage nach den Lockerungen für die Zeit danach, verstummen die führenden Köpfe entweder oder machen deutlich, dass sie nicht davon ausgehen, dass Besserungen bis zu diesem Datum in Sicht sind. Dass der 10. Januar überhaupt als Stichtag steht, hat einen einfachen Grund: Das Infektionsschutzgesetz lässt Einschränkungen dieser Art für maximal vier Wochen zu. Realistischer dürften ganz andere Zeiträume sein, denn das Ziel von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen rückt mit jedem Tag in weitere Ferne.

Geht man davon aus, dass eine Öffnung des Tourismus nicht unbedingt an erster Stelle der Politik steht – besonders nicht in den Wintermonaten – wird es zu Lockerungen sicher erst einmal in anderen Bereichen kommen. Dass etwa Hotels wieder für den Tourismus öffnen, ist ohne eine Strategieänderung bei der Pandemiebekämpfung wohl erst dann zu erwarten, wenn der Grenzwert von 50 bei den Neuinfektionen wieder unterschritten wird. Das würde bedeuten: In Deutschland dürfte es im Schnitt weniger als 5.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus am Tag geben – aktuell sind es über 20.000 und damit mehr als viermal so viele. Wie das bis zum 10. Januar gelingen soll, ist mehr als rätselhaft, weswegen die Politik mittlerweile auch keine Hoffnung mehr machen will. Stattdessen wird die Bevölkerung bereits auf einen längeren Lockdown eingestellt – und damit natürlich auch die Reisebranche.

Das Ausland bietet keinen Grund zur Hoffnung

Doch wenn der Lockdown gut wirkt, vielleicht lassen sich die Fallzahlen tatsächlich senken? Das ist eine berechtigte Hoffnung, allerdings stellt sich die Frage nach dem potenziellen Maßstab. Es gibt eigentlich nur ein einziges Land, das mit einem ähnlichen Lockdown eine starke Reduzierung der Fallzahlen geschafft hat: Irland. Andere Beispiele allerdings machen weniger Hoffnung. Frankreich hat mit einem deutlich härteren Lockdown zwar einen klaren Rückgang der Infektionszahlen geschafft, allerdings stiegen die Zahlen zuletzt wieder leicht, sodass der Wert pro 100.000 Einwohner nun bei etwa 120 liegt – immer noch weit weg vom 50er-Ziel, das in Deutschland als Maßstab verwendet wird. Ähnlich sieht es in vielen anderen Ländern aus, die ebenfalls auf einen harten Lockdown gesetzt haben oder immer noch setzen. Ob es überhaupt realistisch ist, im europäischen Winter unter einem Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zu kommen, ohne das Leben komplett einzuschränken, gilt selbst unter Virologen als umstritten.

Hoffnung würde potenziell noch machen, dass die deutsche Regierung mit Blick auf den Tourismus auf einen Strategieschwenk setzt, den es anderswo auch zu beobachten gibt. In Frankreich etwa öffnen Hotels wieder für Touristen, trotz der nicht zu vernachlässigenden Infektionszahlen. In den Niederlanden sind touristische Beherbergungen ebenfalls möglich, genauso wie in Portugal oder Spanien. Doch allzu große Hoffnungen sollte das für eine Öffnung der Hotels für Touristen in Deutschland im Januar nicht machen, denn zum einen ist Deutschland weniger abhängig vom Tourismus als viele andere Länder. Zum anderen werden Reisen mit Blick auf die Pandemie-Bekämpfung hierzulande besonders kritisch gesehen, sodass bei Reisen eher härtere Maßstäbe angelegt werden als in anderen Bereichen – keine guten Nachrichten für Hoteliers und Reisende gleichermaßen.

Reisen könnten über Monate unmöglich bleiben

Während man im Frühjahr zwei bis drei Monate auf Reisen komplett verzichten musste, könnte es dieses Mal länger dauern – auch wenn Auslandsreisen teilweise noch eine Option sind. Dass touristische Übernachtungen im Januar noch erlaubt werden, dürfte sehr unwahrscheinlich sein. Helfen wird da auch nicht ein Impfstoff, der ab Ende des Jahres oder Anfang 2021 verteilt werden soll. Das liegt schon daran, dass die Immunisierung einige Wochen dauert, da zwei Dosen notwendig sind. Dazu kommt, dass die Impfung einer relevanten Anzahl an Personen aus der Risikogebiete viele Wochen dauern wird, sodass es mindestens bis März, vermutlich länger dauert, bis überhaupt ein Einfluss von Impfungen auf die Infektions- und Todeszahlen zu beobachten ist. Entsprechend werden auch Lockerungen für den Tourismus nicht vorher kommen, sofern nicht die Infektionszahlen gravierend sinken.

Eine Rückkehr für touristische Übernachtungen in Deutschland erscheint entsprechend nur dann realistisch, wenn die Infektionszahlen drastisch sinken. Einen Einfluss darauf könnte zum einen der verschärfte Lockdown haben, der gerade über eine längere Zeit – beispielsweise bis Ende Januar – tatsächlich eine große Reduzierung der Infektionszahlen bringen könnte. Zum anderen dürften auch die steigenden Temperaturen und dabei eine Verlagerung des Lebens nach draußen ein kleiner Hoffnungsschimmer sein, allerdings nicht vor März, eher April. Abschreiben sollte man Reisen für den Februar und März sicherlich noch nicht, realistischer ist ein Comeback der Reisemöglichkeiten allerdings erst ab April oder Mai. Das klingt nach einer düsteren Prognose, zumal unklar ist, wie Anbieter aus der Branche, Hotels und Fluggesellschaften noch einmal so viele Monate ohne relevante Einnahmen überleben werden – doch die Zeit für große Hoffnungen auf eine schnelle Besserung scheint vorbei.

Fazit zu der düsteren Prognosen zu Reisen zum Jahresstart

Dass man im Februar oder März nicht wieder in die weite Welt reisen kann, war zu erwarten. Doch wahrscheinlicher ist mittlerweile, dass selbst innerdeutsche Reisen in den ersten Monaten des Jahres nicht möglich sein werden. Die aktuelle Situation macht frühestens für April und Mai wieder realistische Hoffnung auf eine Rückkehr zu einer Art Normalität mit Blick auf Reisen. Zwar gibt es noch den einen oder anderen Hoffnungsschimmer für Reisende und Hotels, doch die letzten Monate haben eindrucksvoll gelehrt, dass man dieser Tage konservativer in die Zukunft schauen muss – so sehr das aus der Perspektive vieler wehtun mag.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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