Die Lufthansa will das Erlebnis First Class mit der neuen Allegris-Kabine auf ein neues Niveau heben – auch beim Preis. Doch was heißt das eigentlich und welche Preise kann man erwarten?

“Für 13.163 Euro nach New York und zurück”, titelt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Bericht über die neue Lufthansa First Class. Das klingt nach sehr viel Geld und nach neuen Höhen bei der Preisstrategie der Lufthansa. Doch so einfach ist es nicht, denn die Komplexität bei Flugpreisen ist hoch. Klar ist: Die Lufthansa will das neue First Class Produkt deutlich exklusiver machen und teurer verkaufen als bislang. Ob das allerdings gelingt, darf man zumindest bedingt infrage stellen.

2.000 Euro Aufpreis für die Allegris First Class

Interessant ist in diesem Kontext ein Blick in das Buchungssystem der Lufthansa auf Strecken, auf denen man das neue Produkt schon findet. Wer etwa von einem deutschen Flughafen, etwa Berlin, im März nach Chicago oder New York fliegen möchte, findet Flüge in der Lufthansa First Class an den meisten Daten ab etwas mehr als 4.000 Euro pro Richtung. Interessant dabei: Sobald es sich um einen Flug mit dem neuen Sitzplatzkonzept Allegris handelt, sind es in der Regel knapp 2.000 Euro mehr.

2.000 Euro mehr pro Strecke möchte die Lufthansa für Allegris

Bei einem Hin- und Rückflug in der exklusiven Kabine, die wir Euch in unserem Lufthansa Allegris First Class Review bereist ausführlich vorgestellt haben, gegenüber dem regulären First Class Produkt werden entsprechend 4.000 Euro mehr fällig – nicht gerade wenig, geht es doch im Grunde nur um den besseren Sitz. Alle anderen Leistungen sind auch bei einem “normalen” First Class Ticket inkludiert. Allerdings handelt es sich auch um ein Beispiel im normalen Verkauf von einem deutschen Flughafen. Schaut man beispielsweise am gleichen Datum ab Paris, liegt der Aufpreis für Allegris schon “nur noch” bei 1.500 Euro pro Strecke.

Nicht auf jeder Strecke ist Allegris teurer

Doch es muss nicht unbedingt signifikant teurer sein, in der Lufthansa Allegris First Class zu fliegen, denn nicht auf jeder Strecke gibt es die oben aufgezeigten Preise. Bei meiner beispielhaften Suche von Berlin nach Mumbai finden sich Flüge in der Allegris First Class zum selben Preis wie in der regulären First Class im Airbus A380. Fraglich ist, ob das einfach nur ein Fehler im Revenue Management ist oder die Lufthansa erwartet, auf dieser Strecke den Aufpreis nicht erheben zu können. Letzteres erscheint realistischer.

Nicht auf allen Strecken sind Allegris-Flüge teurer

Genau dieser Punkt ist auch entscheidend, denn am Ende wird die Lufthansa mit ihrer komplexen Ertragssteuerung im Verkauf von Sitzen den Wert darauf legen, dass die Allegris First Class nicht ohne Passagiere durch die Gegend fliegt – dafür sind schon die laufenden Kosten durch das hohe Gewicht der Suiten schlicht und ergreifend zu hoch. Trotz des selbstbewussten Auftritts darf man entsprechend erwarten, dass die Lufthansa Allegris First Class keineswegs immer 10.000 Euro und mehr für einen Hin- und Rückflug kosten wird.

Nach Indien ist es selbst ab Deutschland jetzt schon möglich, First Class Hin- und Rückflüge für einen mittleren vierstelligen Betrag zu finden. Wer ab dem europäischen Ausland, etwa ab Polen, startet, kommt sogar noch deutlich günstiger weg. Dass die Lufthansa ihr Allegris-Produkt also so exklusiv verkauft bekommt, wie sie es vermarktet, darf man schon heute infrage stellen.

Keine Chance auf Air France Preise

Das gilt umso mehr, als die Konkurrenz bekanntlich auch noch einen Einfluss darauf hat, welche Preise eine Airline für die First Class nehmen kann. Nach Nordamerika mag diese begrenzt sein, doch auch hier zeigt sich schon ein interessantes Bild. Bei der oben aufgezeigten Beispielsuche nach New York ließ sich die First Class von British Airways für weniger als die Hälfte der Einstiegspreise der Lufthansa buchen, die Allegris-Flüge waren fast viermal so teuer. Sicherlich handelt es sich bei der Lufthansa Allegris First Class um ein deutlich besseres Produkt, doch bei so einem Preisunterschied scheint ein Verkauf der Suiten fast unmöglich.

Teurer als British Airways, günstiger als Air France – die neue Allegris First Class

Nun mag man in den Raum werfen, dass andere es auch schaffen, etwa Air France. Die Franzosen verkaufen ihre First Class mit Ausnahme von ausgewählten Routen nach Afrika selten für weniger als 10.000 Euro für einen Hin- und Rückflug. Doch dabei gibt es einen entscheidenden Unterschied: Air France hat ihr First Class Produkt in weniger als zwei Dutzend Maschinen verbaut und bedient damit gerade einmal etwas mehr als zehn Routen mit jeweils vier Sitzen.

Sogar nur dreieinhalb Sitze gibt es zwar in der neuen Lufthansa Allegris First Class, doch blickt man auf die Gruppe inklusive der Swiss und eben die beiden Lufthansa Hubs in München und Frankfurt, dürfte es mittelfristig eine hohe zweistellige Anzahl an Maschinen mit First Class geben. Bei diesem im Verhältnis deutlich breiteren Angebot wird es kaum möglich sein, die Erträge so zu steuern, dass jedes Allegris First Class Ticket auf diesem hohem Preisniveau verkauft wird.

Auch für die Allegris First Class wird es Angebot geben

Zur exklusiven Verkaufsstrategie der Lufthansa dürfte es gehören, dass offensive Angebote eher selten sein dürften. Doch die Vorstellung, dass man darauf verzichten kann, darf man getrost als unrealistisch einstufen. Das zeigt sich an einem anderen Beispiel: Etwa bei diversen Angeboten ab Nordeuropa lässt sich immer wieder sogar die exklusive Singapore Airlines Suites Class für weniger als 5.000 Euro für einen Hin- und Rückflug buchen.

Das Erlebnis Allegris First Class wird man auch über Angebote & Meilen buchen können

Dass die Lufthansa es mit deutlich mehr Jets und einem je nach Blickwinkel auch weiterhin schwächerem Produkt schafft, darauf zu verzichten, ist wenig realistisch. Das zeigt sich auch heute schon am Beispiel der vergleichsweise günstigen Flüge ab Polen nach Indien. Hoffnung gibt es dahingehend übrigens auch für diejenigen, die Miles & More Meilen für Flüge in der neuen First Class einlösen wollen.

Warum? Weil sogar Air France mit seiner ultra-exklusiven Vertriebsstrategie und Singapore Airlines für die überragenden Suiten im Airbus A380 immer wieder Prämientickets anbietet. Dabei mag es gewisse Einschränkungen für die Buchung geben und die Meilenpreise mögen auf einem sehr hohen Niveau sein – doch buchbar sind die “besten” First Class Produkte der Welt mit Meilen dennoch. Ähnliches darf man auch bei der Lufthansa erwarten. Nur mit großer Wahrscheinlichkeit eben nicht zu den aktuell bekannten Meilenwerten.

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Autor

Moritz hat sich über die Jahre ein enormes Wissen über Finanzprodukte und Luxusreisen angeeignet. Für Luxushotels, First Class Flüge sowie die Details von Kreditkarten, Tagesgeldkonten und mehr ist Moritz genau der richtige Ansprechpartner!

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