Zwischen 1.900 und 2.900 Euro pro Strecke als Aufpreis für die neue Lufthansa Allegris First Class Suite Plus als Alleinreisender? Zwei voll bezahlte Tickets für gemeinsame Reisende? Dennoch dürfte die neue Allegris First Class Suite Plus nicht leerbleiben.
Endlich steht fest, ab wann die Lufthansa Allegris First Class konstant auf der Langstrecke unterwegs ist. Ab 30. März soll es nach Chicago, San Francisco und Shanghai losgehen. An Bord ist dann garantiert das neue Business und First Class Produkt der Lufthansa, besser unter dem Namen Allegris bekannt. Fest stehen mittlerweile auch die Preise für das neue Produkt und die Buchungswege für die neue First Class Suite Plus für zwei Personen. Die Verkaufsstrategie wirft derweil einige Fragen auf.
Geringe Vorteile der Doppelsuite gegenüber zwei Suiten am Fenster
Insgesamt gibt es in der neuen Lufthansa Allegris First Class nur noch 3 1/2 Plätze, da die Mittelsuite nur von gemeinsamen Reisenden doppelt besetzt werden kann. Entsprechend war zu erwarten gewesen, dass die Preise für die neue First Class steigen würden. Doch offen war lange die Frage, wie genau die Buchung der First Class Suite Plus ablaufen wird. Spekulationen gab es etwa darum, ob man zwei regulär bezahlte First Class Tickets für die Mittelsuite brauchen würde oder ob nur ein Aufpreis für die zweite Person fällig wird.
Mittlerweile steht fest: Die Lufthansa will die Allegris First Class Suite Plus wie zwei reguläre First Class Tickets verkaufen. Das bedeutet konkret: In der Regel dürften Hin- und Rückflüge für zwei Personen in der neuen Suite mehr als 20.000 Euro kosten, was den Markt für das Produkt sicherlich einschränkt. Das ist aber nicht alles, denn wer zwei First Class Tickets bucht, könnte alternativ auch einfach die beiden Suiten am Fenster auswählen und zahlt dafür keinen Cent mehr.
Dies mutet insofern kurios an, als die beiden einzelnen Suiten insgesamt signifikant mehr Platz bieten und man zudem aus dem Fenster blicken kann. Je nach Perspektive mag es ansonsten Vor- oder Nachteil sein, dass man in der Mittelsuite nur gemeinsam einen Film schauen oder gleichzeitig essen kann. Nun mag es durchaus Passagiere geben, die das Doppelbett und die Möglichkeit, den gesamten Flug gemeinsam zu verbringen, so sehr schätzen, dass sie weniger Platz und das fehlende Fenster hinnehmen – doch ob das reicht?
Unrealistischer Aufpreis für die Einzelnutzung
Nun mag man argumentieren, dass die Lufthansa die neue Allegris Doppelsuite auch einfach an Alleinreisende verkaufen kann. Hier allerdings hat sich die Lufthansa für einen so hohen Aufpreis entschieden, dass auch dies wohl für kaum jemanden infrage kommen würde. Will man die Mittelsuite alleine nutzen, fallen Zuschläge von 1.900 Euro (zum Beispiel nach Dubai), 2.400 Euro (zum Beispiel nach Chicago) beziehungsweise 2.900 Euro (zum Beispiel nach San Francisco) pro Flug an. Wer etwa einen Hin- und Rückflug nach Chicago bucht, würde so zusätzlich noch einmal 4.800 Euro für die Sitzplatzreservierung bezahlen.
Die Idee hinter diesem Aufpreis dürfte allerdings generell ein anderer sein: Die Lufthansa will verhindern, dass die Mittelsuite überhaupt von Alleinreisenden reserviert wird. Da es nur eine einzige Suite dieser Art pro Maschine gibt, sind die Opportunitätskosten, insbesondere bei einer frühen Reservierung durch einen Alleinreisenden, sehr hoch. Immerhin könnte die Lufthansa ab diesem Zeitpunkt generell nur noch zwei weitere Tickets für die First Class verkaufen und nicht mehr drei.
Geringes Angebot könnte zur Buchung der Doppelsuite zwingen
Genau hier könnte sich für die Lufthansa auch eine interessante Situation ergeben, denn durch die geringe Anzahl an First Class Suiten beim neuen Allegris-Sitzkonzept könnten Paare mit Interesse an der First Class fast schon “gezwungen” werden, das Produkt zu buchen. Durch die Kombination des hohen Aufpreises für die Einzelsuite und der Verfügbarkeit von nur drei First Class Suiten für Alleinreisende bleibt schon bei Buchung nur eines anderen Platzes in der First Class im Grunde keine andere Möglichkeit mehr für Paare.
Ist etwa eine der beiden Einzelsuiten schon gebucht, gibt es bei der Buchung von zwei weiteren Plätzen nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder man bucht die Doppelsuite mit zwei Tickets oder man entscheidet sich alternativ für die Doppelsuite mit Aufpreis für eine Person und eine der beiden Fenstersuiten. Sobald zwei Tickets verkauft sind, ergibt sich ohnehin keine andere Möglichkeit mehr als die Buchung der Doppelsuite, sofern diese noch frei ist.
Gerade wenn man nun auf den Strecken über den Atlantik bedenkt, dass nur wenige Konkurrenten überhaupt eine First Class an Bord haben und das Angebot auch bei der Lufthansa und insbesondere der Swiss stark ausgedünnt wird (3 1/2 statt 8 Plätze pro Maschine) könnte diese Strategie am Ende tatsächlich aufgehen. Insbesondere auf den Strecken, welche häufig von wohlhabenden Privatreisenden gebucht werden.