Ein immer größerer Teil der deutschen Bevölkerung ist geimpft – die Testinfrastruktur wächst ebenfalls. Damit rücken auch Öffnungen für den Tourismus in greifbare Nähe. Gibt es Grunde zur Hoffnung?
Dass Mobilität in Deutschland eines der Themen ist, dass im Rahmen der Pandemiebekämpfung besonders stark in den Vordergrund gerückt wird, ist nichts Neues. Doch das dürfte am Ende nichts daran ändern, dass die Öffnungen für den Tourismus näher kommen. In Modellregionen wird schon erprobt, wie touristische Reisen in dieser komplexen Situation funktionieren könnten. Spätestens ab Pfingsten erscheint ein Saisonstart auch in größerem Maße realistisch – wenn anfangs auch erst einmal nur mit negativem Test oder einer Impfung.
Viele Länder öffnen spätestens zu Pfingsten
Prognosen oder Vorhersagen sind etwas, mit dem man sich in diesen Zeiten ausgesprochen zurückhaltend zeigen muss. Ganz ehrlich hätte ich eine touristische Öffnung spätestens zu Ostern erwartet, schon des Drucks der Branche wegen. Doch dazu kam es – zumindest in Deutschland – nicht. An Pfingsten allerdings stellt sich nicht die Frage, ob Tourismus erlaubt wird, sondern nur noch wie. Deutschland könnte weiterhin eine knallharte Linie fahren und jegliche touristische Aufenthalte in Hotels verbieten, Ferienwohnungen für die Vermietung sperren und Campingplätze zu einer verbotenen Zone erklären. Doch gleichzeitig öffnen immer mehr Länder um uns herum für den Tourismus. Im sehr defensiven Großbritannien – das beim Impfen zweifelsfrei weiter ist – sind touristische Reisen schon bald wieder möglich. In der Schweiz waren sie nie verboten und Spanien und Portugal haben den Saisonstart trotz niedriger Infektionszahlen ebenfalls bereits eingeläutet.
An Pfingsten kommen einige weitere Länder dazu, darunter etwa Griechenland oder Malta, aber auch Kroatien oder Montenegro. Die meisten Einreise- und Quarantäneregeln sollen spätestens Mitte Mai fallen – die Infektionszahlen gehen in vielen Urlaubsländern schon jetzt zurück oder sind auf niedrigem Niveau konstant. Gleichzeitig werden die Instrumente stumpfer, mit denen in der Mallorca-Panik alles daran gesetzt wurde, die Deutschen vom Reisen an Ostern abzuhalten. Die Testpflicht hat anfangs Angst gemacht, doch mittlerweile werben die meisten Veranstalter und auch Fluggesellschaften mit “Sorglos-Paketen”.
Entspannte Reisen für Millionen Geimpfte
Für Geimpfte fällt die Testpflicht zudem weg, sodass es zumindest für viele aus den Prioritätsgruppen 1 & 2 bereits an Pfingsten relativ problemlos in den Urlaub gehen dürfte – ganz ohne Sorgen vor einer Infektion und einer Testpflicht bei der Rückreise. Selbst die Quarantäne bei der Einreise aus Risikogebieten fällt weg. Geht es aktuell noch um einige hunderttausend Menschen, die sowohl “durchgeimpft” als auch nicht so gebrechlich sind, dass sie nicht mehr in den Urlaub fahren können oder wollen, dürften es in einigen Wochen schon Millionen sein und es werden zudem von Tag zu Tag immer mehr. Für die Regierung dürfte sich dann bald die Frage stellen: Verbietet man den Urlaub in Deutschland wirklich weiter jedem, während Reisen ins Ausland immer problemloser werden? Das dürfte den lokalen Verbänden und Unternehmen schwer zu verkaufen sein.
Gleichzeitig besteht natürlich weiterhin das Problem, dass eine Öffnung nur für Geimpfte für touristische Betriebe nicht nur rechtlich schwierig werden könnte, sondern zumindest an Pfingsten auch mit Blick auf die Rentabilität nur in Ausnahmefällen etwas bringen dürfte. Zwar gibt es an Pfingsten einige Millionen doppelt geimpfte Deutsche, in den relevanten zweistelligen Millionenbereich dürfte es zumindest bei zwei Dosen aber wohl noch bis Mitte Juni dauern. Erst dann würde die nur aus Geimpften bestehende Nachfrage wohl für eine rentable Urlaubssaison ausreichen. Auch weil eine Impfung mit einem negativen Test gewissermaßen gleichgesetzt werden soll, müsste eine touristische Öffnung also damit einhergehen, dass auch negativ Getestete übernachten dürften. Möglich erscheinen dabei viele Modelle, von einem negativen Schnelltest beim Check-in über einen notwendigen PCR-Test bis hin zu täglichen Tests.
Klar scheint momentan nun: Eine Öffnung für den Tourismus und die Hotellerie wird wohl nur mit dem Zweiklang aus negativen Tests und vollständig Geimpften funktionieren. Bleibt noch die Frage danach, wann es denn soweit sein wird.
Das Wetter als entscheidender Faktor für Öffnungen
Es klingt bizarr, wenn man das Wetter oder die Jahreszeiten als Schlüssel zur Pandemiebekämpfung verkauft. Zwar spielt die Temperatur zweifelsfrei eine relevante Rolle für die Reproduktionszahl – dazu gibt es viele Studien und auch Annahmen – doch das soll hier nicht das Thema sein. Wichtiger dürfte das Wetter aus einem anderen Grund sein: weil sich auch mit Blick auf den Tourismus alles oder zumindest das meiste draußen abspielt. Zwar gibt es auch heute noch jede Menge Symbolpolitik rund um eine Maskenpflicht beim Joggen oder andere seltsame Regeln an der frischen Luft, doch die Wissenschaft zeigt recht deutlich: Sich außerhalb eines Gebäudes anzustecken, ist sehr unwahrscheinlich – zumindest außerhalb von großen Menschentrauben.
Entsprechend dürfte es auch der Politik etwas leichter fallen, Öffnungen für den Tourismus und die gewissermaßen damit zusammenhängende Gastronomie zuzulassen, sobald sich das Leben verstärkt nach draußen verlagert. Argumente gegen Öffnungen sind auch heute oft, dass im Urlaub häufiger mehr Kontakte zwischen Personen entstehen – ob nun gewollt oder ungewollt durch den Aufenthalt etwa in der Lobby oder im Frühstücksraum. All das dürfte wenig problematisch sein, sofern sich die Menschen an der Strandpromenade treffen oder auf der Terrasse frühstücken. Natürlich ist ein verstärkter Aufenthalt im Freien nicht die perfekte Lösung des Rätsels Corona, aber es dürfte ein entscheidender Baustein in Kombination mit Impfung und Testung sein, um wieder mehr zu erlauben – insbesondere für den arg gebeutelten Tourismus.
Das heißt natürlich nicht, dass es nicht immer noch viele Stolpersteine für die touristische Öffnung gibt: Etwa die Frage der Anreise, könnten volle Züge doch zu einem Problem werden. Auch die Frage, wie man große Menschenmassen an besonders beliebten touristischen Orten vermeiden kann, wird sich stellen. All das dürften aber lösbare Probleme sein – und sie müssen eben auch gelöst werden, wenn die inländischen Betriebe nicht schreiend benachteiligt werden sollten gegenüber ausländischen Anbietern, bei denen die Saison spätestens an Pfingsten wieder auf Hochtouren laufen dürfte.
Klar ist: Die nächsten Wochen werden sehr spannend, denn die Politik steht vor einigen schwierigen Entscheidungen. Tourismus an Pfingsten wird zweifelsfrei möglich sein, ob und vor allen Dingen wie auch in Deutschland, wird sich zeigen.