Nachdem es mich als ersten Stop nach Manila verschlagen hatte, ging es auf dem nicht ganz direkten Weg nach Tokio. Mit insgesamt zwei Nächten vor Ort war die Zeit knapp bemessen und durch meine späte Ankunft und frühe Abreise blieben mir insgesamt nur etwas mehr als 24 Stunden in der japanischen Großstadt, die mich genau so wie Japan trotz des kurzen Besuches extrem begeistert hat.

Da ich mich nach meinem kurzen Besuch nicht einmal ansatzweise als Experten für Tokio bezeichnen würde, soll dies kein echter City Guide sein, wie wir sie sonst hier auf reisetopia veröffentlichen. Trotzdem möchte ich Euch meinen Eindruck von dieser faszinierenden Stadt und der japanischen Kultur nicht vorenthalten und zeigen, warum man Tokio genau wie Japan meiner Meinung nach auf jeden Fall gesehen haben sollte!

Organisatorische Brillianz und eine schwer greifbare Größe

Der erste Eindruck, den ich sowohl von Tokio als Stadt, als auch von Japan als Land und Kultur bekam, war faszinierend. Aus Deutschland stammend ist man denke ich kulturell an eine gewisse Organisation gewöhnt und geht davon aus, dass bestimmte Dinge “einfach funktionieren”. Wer schon einmal in Südostasien war, weiß, dass dies allerdings in weiten Teilen der Welt nicht unbedingt zu den Tugenden gehört und Dinge auch anders ablaufen können.

Mit meiner Ankunft in Japan hat sich aber gezeigt, dass wir Deutschen noch einiges zu lernen haben, sowohl was Organisation als auch was den freundlichen Umgang angeht. Was ich damit meine, lässt sich an zahlreichen Beispielen festmachen. Neben der Tatsache, dass ich nach der Landung exakt 10 Minuten von meinem Sitz bis zur Ankunftshalle benötigt habe (inklusive Einreise und Customs), fand ich ein, für hektische Europäer, schier unglaubliches Phänomen vor: Egal an welcher Stelle viele Menschen zu einem Eingang oder einer Tür drängten, formten sich ganz von alleine geordnete Schlangen und jeder stellte sich einfach an. Auf der Rolltreppe wird links gestanden und rechts gegangen, ohne Wenn und Aber. An den Eingängen der U-Bahn wird sich in einer geraden Schlange zum Einsteigen angestellt, ein Bild was man aus westlichen Großstädten nicht kennt.

Geordnete Schlange vor dem Ausgang aus der U-Bahn

Insgesamt ist die Verkehrssituation in Tokio extrem gut. Ein weit verzweigtes U-Bahn Netz, welches über englische Schilder und kostenfreies Wi-Fi an allen Bahnhöfen und sogar in einigen Linien verfügt, machen den Transport einfach.

Beim Betrachten der Stadt vom Tokio Skytree, einem großen Aussichtsturm, wurde mir dann aber auch klar, warum es eigentlich nur so laufen kann. Die schiere Größe der Stadt und die Unmenge an Menschen, die sich hier auf engstem Raum befinden, ist ohne Ordnung schwer zu managen.

Ausblick aus dem Tokio Skytree

Ein schier endloses Häusermeer erstreckt sich in alle Richtungen vom Skytree, sodass es schwer fällt genaue Stadtgrenzen auszumachen.

Erstaunliche Ruhe und Friedlichkeit in den Parks der Stadt

Was mich ebenfalls an Tokio überrascht hat, war die sofort erkennbare Andersartigkeit der Stadt im Vergleich zu anderen Metropolen. Während in Großstädten normalerweise ein lauter Trubel herrscht und eine gewisse Geräuschkulisse niemals verstummt, hatte ich in Tokio stets das Gefühl mitten in der Innenstadt all dem entfliehen zu können. Die zahlreichen Parks und die darin befindlichen Schreine lösen eine friedliche und ruhige Atmosphäre aus, die gemeinsam mit der Ruhe, die teilweise herrscht, dabei schon fast gespenstisch wirkt.

Yoyogi Park Tokio

Japan ist kulturell ein sehr spirituelles Land, was man den Menschen sogar in der Stadt anmerkt. Als ich morgens durch einen der zahlreichen Parks wanderte, entdeckte ich einen kleinen Schrein, in dem eine Gruppe von Menschen gerade dabei waren, das neue Jahr mit einer spirituellen Zeremonie zu begrüßen. Ein faszinierendes Schauspiel, dem ich einige Minuten zuschaute. In einer riesigen Stadt wie dieser, plötzlich völlige Stille und Friedlichkeit zu erleben, war mir völlig neu.

Ähnlich ging es mir auch, als ich durch den Yoyogi Park in Richtung des Meji Schreins ging, der in jedem Fall sehenswert ist. Hier kamen mir neben anderen Touristen vor allem Menschen entgegen, die vor der Arbeit am Schrein beteten und so den Tag begrüßten. Insgesamt wirkte Tokio auf mich trotz der Größe immer in gewisser Weise ruhig und friedlich, was mir extrem gut gefiel.

Kulinarische Schwierigkeiten und extreme Freundlichkeit

Was das Thema Essen angeht, war ich als Sushi Fan natürlich allen voran auf der Suche nach Nigiri und Maki. In einer typischen Sushi Bar fand ich dann auch genau das, wonach ich gesucht hatte: Eine Theke, an der viele Japaner saßen und ein Sushi Meister die Speisen frisch zubereitete. Geschmacklich natürlich absolut genial, obwohl das Lesen der Karte zugegebenermaßen zu Schwierigkeiten führte.

Ansonsten ist die japanische Küche allerdings nicht so richtig mein Fall. Ein Fokus auf Meeresfrüchte und Fische, deren Existenz mir vorher nicht bewusst war, sowie eine etwas ungewöhnliche Zubereitung von Fleisch hielten mich von anderen japanischen Restaurants eher fern. Dieser Eindruck setzte sich dann auch auf meinem Heimweg mit Japan Airlines fort, was Ihr allerdings in meinem Lounge und Flug Review lest.

Was an dieser Stelle allerdings noch einmal speziell erwähnt werden sollte, ist die Art und Weise wie mir die Japaner und deren Kultur in Erinnerung bleiben werden. Selten habe ich in einem Land, was derart wenig von westlichen Einflüssen geprägt wurde, eine solche Freundlichkeit erlebt. Zwar immer sehr distanziert und vorsichtig interagierten die Menschen immer in einer so positiven und fast unterwürfigen Art und Weise, dass ich doch überrascht war. Dies galt natürlich allen voran in serviceorientierten Umstände, wie Restaurants oder im Hotel, aber sicher nicht ausschließlich. Ein Erlebnis, was mir in Erinnerung bleiben wird, ist meine erste Interaktion mit einem Japaner nach meiner Ankunft. Ich war leicht verschlafen und noch etwas neben der Spur am Flughafen auf der Suche nach einem günstigen Weg zu meinem Hotel zu kommen und hatte keine Ahnung wohin ich gehen sollte. Während man in anderen Ländern in Asien eigentlich immer am besten damit bedient ist, mit niemandem zu sprechen und sich im Internet zu erkundigen, da man ansonsten sowieso über den Tisch gezogen wird, sah dies in Tokio eklatant anders aus. Ich fragte in einem Touristencenter nach, wie ich am schnellsten zu meinem Hotel kommen würde.

Mit der Tokio Monorail ging es dann schnell und günstig in die Stadt

Die Dame lächelte mich direkt an und freute sich quasi darüber mir einen exakten Weg präsentieren zu können, der mich günstig ans Ziel bringen sollte. Das bedeutete nicht nur, dass es einen vagen Tipp gab, wo ungefähr die Bahn sei, sondern sie markierte mir genau meinen Umsteigepunkt, zeigte mir auf einem laminierten Bild des Fahrkartenautomaten, wie ich an mein Ticket kam und gab mir eine markierte Karte mit. Außerdem wies Sie mich auf das kostenfreie Internet hin, das es in der Tokyo Monorail, dem Zug, der den Flughafen Haneda mit der Stadt verbindet, gibt. Ein völlig neues Erlebnis, wenn man es mit den schlecht gelaunten und meist völlig inkompetenten Leuten vergleicht, die mittlerweile dafür gesorgt haben, dass ich mich von Touristeninformationszentren fernhalte.

Fazit zu meinem Eindruck von Tokio und Japan

Um es kurz zu sagen, wollte ich Japan nicht verlassen, als ich morgens aus dem Hotel auscheckte. Lange hat mich ein Land nicht mehr so neugierig auf mehr gemacht und einen so positiven Eindruck hinterlassen. Die Faszination rührt mit Sicherheit zu einem gewissen Grad auch daher, dass Japan zu den Ländern gehört, das kulturell am weitesten vom Westen entfernt ist, denn das Land steht erst seit dem 16. Jahrhundert überhaupt mit dem Westen in Kontakt und hat sich dessen Einfluss lange entzogen, was man auch heute noch bemerkt. Bekannte, die ebenfalls in Japan waren oder mit Japanern zu tun hatte, teilen vielfach diesen Eindruck, obwohl es auch andere Meinungen gibt. Zum Beispiel wird den Japanern auch eine gewisse Arroganz und Hinterhältigkeit nachgesagt, was ich nicht erfahren habe, aber nach meinem kurzen Besuch auch nicht verneinen will. Unabhängig davon freue ich mich jetzt schon auf meinen nächsten Besuch und kann es kaum erwarten, das Land auch außerhalb der Mega-Metropole Tokio zu entdecken. Japan und auch Tokio sollte man auf jeden Fall auf der Reiseliste haben!

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Autor

Seit dem ersten Flug in der Business Class ist Jan besessen von Meilen & Punkten. Als Flug- und Reiseverrückter genießt er dabei den Weg ans Ziel mindestens genau so wie die schlussendliche Destination. Auf reisetopia gibt er Euch wichtige Tipps und hält Euch über aktuelle Deals auf dem Laufenden!

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