Eine aktuelle Studie aus den USA zeigt einen interessanten Trend, der sich in ähnlicher Weise wohl auch in Deutschland und Europa darstellt: Die Hälfte aller Teilnehmer hat keine Ahnung wie Airline Loyalitätsprogramme funktionieren. Was auf den ersten Blick nach Versagen der Airlines in schockierendem Ausmaß klingt, ist auf den zweiten Blick sogar beabsichtigt und darüber hinaus für den schlauen Nutzer der Programme eventuell sogar eine Chance zu sehen.

US-Studie zeigt Ahnungslosigkeit von loyalen Airline-Kunden

Das US-Marktforschungsunternehmen JD Power hat bei einer Befragung von rund 3.000 Teilnehmern verschiedener US-Vielfliegerprogramme ausgewertet, wie gut sich diese mit den Details des Programmes auskennen und welchen Zusammenhang dieses Wissen mit der Zufriedenheit der Kunden hat. Auch ohne Daten dazu zu haben, wissen die meisten, dass Loyalitätsprogramme enorm kompliziert sein können, weshalb es uns ja auch gibt 😉

Nicht nur in der Airline-Industrie gibt es komplizierte Bonusprogramme

Neben der wichtigsten Zahl, nämlich, dass etwa 50 Prozent der Befragten aussagten nicht genau zu wissen, wie das Programm funktioniert, ist eine andere aber noch schockierender: Fast ein Drittel der Befragten, die einen Status bei einer Airline halten, gibt an, das Programm nicht genau zu kennen. Dabei hat die das Verständnis um die verschiedenen Einlösungen, Sammelmöglichkeiten und Kniffe eines Programmes einen deutlichen Einfluss darauf, wie zufrieden die Kunden mit dem jeweiligen Programm sind. Je einfacher und verständlicher das Programm, desto zufriedener sind die Kunden auch damit.

Im Ranking der Studie landet das TrueBlue Programm von JetBlue auf dem ersten Platz, den zweiten Platz sichert sich das Rapid Rewards Programm von Southwest Airlines. Das ist nicht besonders verwunderlich, denn es handelt sich bei beiden um vergleichsweise einfache Programme. Beide Airlines gehören keiner Flug-Allianz an und folgen darüber hinaus einem recht einfachen System der Einlösung: jeder Punkt ist einen Cent entgegen der Buchung eines Flugtickets oder dem Kauf eines anderen Gegenstandes wert. Im Vergleich dazu sind andere Programme, deren Einlösung bei weltweiten Partnern nach unterschiedlichen Tabellen mit unklaren Gegenwerten funktionieren, mehr als undurchsichtig.

Ist die Verwirrung um die Programme gewollt?

Wie die Studie zeigt, zahlt ein einfaches und gut verständliches Vielfliegerprogramm auf die Kundenzufriedenheit ein, warum also sollte man als Airline etwas anderes forcieren? Die Komplexität der Programme hat auf der einen Seite in jedem Fall negative Aspekte, ist aber auf der anderen Seite auch ein Segen. Das liegt daran, dass ein komplexes Programm dazu führt, dass die Teilnehmer keine Ahnung haben, ob die jeweilige Einlösung für Ihre Meilen gut oder schlecht ist. Wer 10 Jahre treuer Vielflieger bei der Lufthansa ist und über mehrere Jahre hunderttausende von Meilen anhäuft, freut sich, wenn er seinen neuen Rimowa-Koffer auspackt, den er sich im World Shop gekauft hat. Wer profitiert am meisten? Miles & More, denn die vom loyalen Kunden teuer erkauften Meilen werden für einen sehr geringen Wert eingelöst.

Bei einem einfachen Programm herrscht dagegen völlige Transparenz, jeder weiß, was der Punkt wert ist. Somit sinkt natürlich auch der Profit, den die Airline bzw. das Programm generieren kann. Auf der anderen Seite ist die Komplexität der Vielfliegerprogramme aber auch eine große Chance. Wer nämlich im Dickicht der Einlösungen den Überblick erhält und genau weiß, was die eigenen Meilen und Punkte wert sind, kann für diese extreme Gegenwerte generieren. Das geht natürlich nur, wenn es keinen festgeschriebenen Wert für diese gibt.

Lufthansa First Class Seat 2
Prämienflüge in der Lufthansa First Class für nur 1.000 Euro wären ohne ein kompliziertes Vielfliegerprogramm nicht möglich

Ein gutes Beispiel ist hier auch Miles & More. Es gibt hunderte Einlösungen, mehrere Dutzend Partner-Airlines, sodass auf den ersten Blick überhaupt nicht klar ist, ob und wann sich das Programm überhaupt lohnt. Wer allerdings auf den zahlreichen Wegen günstig Meilen sammelt und diese für einen hohen Gegenwert wieder einlöst, gewinnt am Ende doppelt und dreifach. Als Travel Hacker und Reise-Optimierer können wir also von Glück sprechen, dass die Vielfliegerprogramme so kompliziert und für die meisten nicht verständlich sind. Wer sich nämlich damit auseinandersetzt und sich das Wissen aneignetet, kann unglaublich viel Wert aus den Programmen ziehen.

Fazit zur Studie rund um Vielfliegerprogramme

Die Studie von JD Power zeigt etwas sehr deutlich, was den meisten eigentlich klar sein sollte: Loyalitätsprogramme vor allem von Airlines sind extrem komplizierte Kundenbindungsinstrumente, die den Kunden dazu verleiten seine Loyalität teuer zu bezahlen und sich dabei aber so zu fühlen, als würde er gewinnen. Nutzt man die Programme aber richtig, wartet als Nutzer der Hauptgewinn!

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Autor

Seit dem ersten Flug in der Business Class ist Jan besessen von Meilen & Punkten. Als Flug- und Reiseverrückter genießt er dabei den Weg ans Ziel mindestens genau so wie die schlussendliche Destination. Auf reisetopia gibt er Euch wichtige Tipps und hält Euch über aktuelle Deals auf dem Laufenden!

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  • 50% ist genug – wüssten mehr Kunden von den Kniffen und Tricks, würden die Airlines die Programme öfters entwerten.
    Zudem will sich auch nicht jeder damit beschäftigen wie ihr oder ich. Wir verbringen sehr viel Zeit mit den Tricks und Kniffen um das Beste rauszuholen (ich mutmaße mal, dass ihr einfach viel Zeit damit verbringt :))

  • Erschwerend kommt bei M&M noch hinzu, dass die bewusst Verwirrung beim loyalen Kunden stiften, in dem die einen mailen, wenn man bestimmte Schwellen erreicht, was für ach so tolle Sachen man im World Shop für seine gesammelten Meilen erhalten kann.
    Mir ist der ach so tolle Rimowa Koffer total wurscht, wenn ich für den selben Meilenbetrag einen First Class Flug erleben kann.

    • Hallo Nico, das gehört sicherlich auch zum Konzept. Die Verwirrung sorgt ja gerade dafür, dass die Leute die Meilen am Ende “falsch” einsetzen und bringt dem Programm wiederum mehr Ertrag. Andererseits profitieren natürlich diejenigen, die ihre Meilen gut einlösen, zweifelsfrei davon.

      • Die Sache mit den Einlösungen im World Shop ist sicherlich nicht besonders effizient, aber es gibt auch manchmal Lebenssituationen, in denen dies die beste Variante ist. Ich selber habe zwei Wochen vor der AB Pleite meine topbonus Meilen in Lego und zwei Laufräder für meine Kinder eingelöst. Somit war der Verlust des OW Sapphire zu verschmerzen.

        Womit ich beim Thema Lebensituationen wäre – abgesehen von Upgrades für so oder so anfallende Geschäftsreisen, kann man als Familienvater oft die Meilen nicht so ausgeben, wie man gerne würde. Und anstelle ein paar 10k Meilen zu entwerten, wird es halt ein Koffer. Schlicht und einfach, weil man für den Flug vor dem xx.yy.zzzz Meilenverfallsdatum einfach keine Zeit mehr hat – bzw. lieber mit den Kindern Radfahren übt, als mal eben Biz durch die Welt zu düsen.

        Ich lese Reisetopia sehr gerne, aber um ehrlich zu sein, vergleiche ich die Erfahrungen mit meinen Reisen (meist in China und SE Asia) oder werde einfach nur neidisch – nicht wegen Eurer Erfahrungen, eher wegen der zeitlichen Möglichkeiten. Obwohl ich mir auch gerne mal einen weiteren Business Class Flug nach SE Asia für 1000 Euro gefallen lassen würde, habe ich selten die Zeit dazu. Und reist man mit vier Personen sind das schnell 4000 Euro – da zählt man dann auch lieber nochmal nach. Dann lieber die 300 Euro Eco Specials, die widerum kaum Meilen geben.

        Also Student hatte man noch Zeit und nicht so viel Geld, später im Leben ist es andersherum. Nicht als Meckerei zu verstehen, jeder der die Möglichkeit hat, sollte sie nutzen.

        Vielleicht könnt ihr ja auch ab und zu mal “familienfreundliche” Meileneinlösungen kundtun. Eventuell gibt es ja doch mal ein meilenwertes Familienangebot, welches Euch auffällt.

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