Hier und da greifen die Medien immer wieder das Thema Meilen und Punkte auf. Während die Thematik in den USA beispielsweise absolut im Mainstream ist, handelt es sich in Deutschland eher um eine Randerscheinung. Leider tragen die Medien dazu auch selbst bei, wie ein aktueller Artikel aus dem Focus sehr gut zeigt.

Bei Focus Online erwartet Euch aktuell ein Artikel unter dem Namen “Experte verrät: So fliegen Sie künftig Business-Class – und zwar umsonst”. Notwendig sei dafür nur “die richtige Strategie”, suggeriert der Artikel. Doch ist dem so? Nein, denn mit umsonst fliegen hat die beschriebene Strategie im Artikel nichts zu tun. Steuern und Gebühren, mögliche Kosten für die Generierung von Meilen – all das wird komplett verschwiegen. Dank Meilen und Punkten lässt sich sehr viel Geld sparen, kostenlos oder umsonst ist allerdings dennoch nichts.

Die falsche Vorstellung der Business Class

Doch es ist nicht nur der Inhalt, der schockiert. Auch die Bildwahl zeigt entweder, dass die Autoren nur wenig Fachwissen mitbringen oder den Leser gezielt täuschen wollen. Schauen wir uns das Titelbild unter der Überschrift des Artikels an:

Focus Artikel

Als Bildunterschrift wurde für dieses Bild die folgende gewählt: “Umsonst Business-Class fliegen – Experte Ulf-Gunnar Switalski erklärt, wie das funktioniert”. Nur handelt es sich bei dem verwendeten Foto nicht um die Business Class und nicht einmal um ein Produkt wie die Lufthansa First Class oder die Singapore Airlines Suites Class. Nein, wir sehen einen Privatjet. Mit einem normalen kommerziellen Flugerlebnis hat das nichts zu tun – und damit auch nichts mit Meilen und Punkten. Es sei denn wir sprechen von den verrückten Promotion von JetSmarter und SurfAir, die Jan und auch einer unserer Leser mitgemacht haben.

Der Realitätscheck zur Lufthansa Business Class

Der Artikel vom “Focus-Online-Experten” Ulf-Gunnar Switalski, übrigens Betreiber des Blogs upgradeguru.de, der seit Anfang des Monats umsonst-in-den-urlaub.de heißt, und mittlerweile auch Autor des Buchs Umsonst in den Urlaub, hat mit der Realität leider wenig zu tun. Eigentlich geht es um einen Trick, um günstig in die Lufthansa Business Class zu kommen. Nicht nur in unserem Review der Lufthansa Business Class seht Ihr, dass die Realität etwas anders aussieht als auf dem “Beispielfoto” bei Focus Online:

Lufthansa Business Class Sitz 5

Auch ein Fünf-Gänge-Menü, so steht es im Artikel, erwartet einen nur dann, wenn man den kleinen Salat und die kleine Käseplatte als eigenen Gang sieht. Dennoch: Diese Information ist genauso wie das 2-Meter-Bett immerhin nahe an der Realität.

Der Realitätscheck zu den Meilenschnäppchen

Der Experte erklärt, dass sich der “Luxus” der Business Class ganz einfach erreichen lässt, indem man 55.000 Meilen bei Miles & More erreicht. Eine weitere Erklärung fehlt. Keine Rede davon, dass die 55.000 Meilen nur relevant sind, wenn es um sogenannte Meilenschnäppchen geht. Diese haben eine begrenzte Verfügbarkeit, eine gewisse Vorausbuchungsfrist und kosten zumindest nach Nordamerika sowie nach Indien nur 55.000 Meilen für einen Hin- und Rückflug. Besonders tragisch ist allerdings, dass die Steuern und Gebühren, die bei der Buchung des Tickets anfallen, komplett vergessen wurden. Ein Schelm, wer Böses denkt.

Austrian Business Class Langstrecke – 1
Bei Meilenschnäppchen mit Lufthansa oder Austrian fallen hohe Steuern und Gebühren an

Vermutlich würde mit einer korrekten Darstellung, der Steuern und Gebühren, die mit 500-600 Euro für den Hin- und Rückflug teurer sind also so mancher Economy Class Flug, die Logik des Artikels nicht mehr aufgehen. Immerhin heißt es ja in der Einleitung: “wie Sie mit einfachen Mitteln künftig nur noch Business-Class fliegen – und zwar kostenlos.” Kostenlos ist mit Meilen zwar (fast) möglich, nicht aber bei den Meilenschnäppchen und damit nicht mit der von Ulf-Gunnar Switalski beschriebenen Strategie. Fake News sozusagen.

Faktencheck zu den Tipps zum Payback Punkte sammeln

In einem fast sprunghaften Artikel geht es danach auf einmal um Payback Punkte. Wie man diese in Meilen umwandeln kann, wird nirgendwo erklärt. Danach folgen die Tipps:

  1. Nie mehr Ihre Payback Karte vergessen
  2. Immer richtig zahlen
  3. Alle Bonus-Coupons aktivieren
  4. Den Einkauf optimieren
  5. Weniger schleppen – mehr punkten

Nun gilt es erst einmal fair zu sein: Mit Payback Punkten lässt sich das Meilenkonto durchaus sehr gut auffüllen. Dass man seine Payback Karte nicht vergessen sollte, ist deshalb zumindest inhaltlich korrekt. Auch der Hinweis, richtig zu bezahlen und zwar mit einer Kreditkarte zum Meilen sammeln, ist durchaus gut und sinnvoll.

Danach wird es allerdings etwas kurios: Natürlich sind die Tipps von Ulf-Gunnar Switalski nicht falsch: Er rät zur Aktivierung von eCoupons, zu Hamsterkäufen mit diesen und nicht zuletzt zur Nutzung vom Lieferservice mit zusätzlichen Punkten. Was dabei aber untergeht ist, wie mühsam und langwierig das Punkte sammeln bei Payback dennoch ist.

Kreditkarten reisetopia
Kreditkarten helfen beim Meilen sammeln tatsächlich ungemein

Im Artikel heißt es: “Jeder kann so genügend Meilen zusammen bekommen, ohne unnütze Dinge zu kaufen und mehr Geld als nötig auszugeben.” In der Realität entsprechen 55.000 Meilen ohne eCoupons allerdings als Ausgabe bei einem regulären Händler 110.000 Euro. Ihr habt richtig gelesen: Ihr müsst 110.000 Euro bei einem Händler wie Rewe ausgeben, um bei einem Sammelverhältnis von 1 Punkt je 2 Euro Umsatz an genügend Meilen für ein Meilenschnäppchen zu kommen. Dazu kommen dann noch einmal etwa 550 Euro Steuern und Gebühren. Natürlich kann man diese Ratio verbessern, indem man zum Beispiel mit der Miles & More Kreditkarte Gold bezahlt und noch einmal genauso viele Meilen sammelt. Damit sprechen wir aber immer noch von Ausgaben von 55.000 Euro.

Wenn Ihr nun auch noch eCoupons nutzt und im Schnitt sogar 2,5 Punkte je Euro Umsatz (5-fache Punkte) sammelt, kommt Ihr dem Meilenschnäppchen tatsächlich schneller näher. Dann bräuchtet Ihr nur noch 18.333 Euro Umsatz (Zahlung mit einer Meilenkreditkarte vorausgesetzt) bei Händlern wie Rewe, Aral oder dm, um zum Meilenschnäppchen zu kommen. Wer viel tankt, viel einkauft und immer brav an seine eCoupons denkt, kommt so möglicherweise nach zwei bis vier Jahren zu einem Meilenschnäppchen. Einfach und umsonst ist das jedoch nicht. Die wirklich attraktiven Tipps will uns Ulf-Gunnar aber sicherlich in seinem Buch verkaufen. Dort finden wir dann sicher auch bessere Optionen wie den “indirekten” Kauf von Meilen oder Punkten über Zeitschriftenabonnements.

Meilen und Punkte sind wertvoll, aber nicht kostenlos

Leider zeigt der Artikel des Focus Online ein weiteres Mal, wie man durch falsche Versprechungen, eine zumindest sehr ungeschickte Bilderwahl und eine deutlich zu einfache Erklärung für ein komplexes Thema, falsche Hoffnugen wecken kann. Wer sich mit Meilen und Punkten beschäftigt und beispielsweise unsere vielen Meilen & Punkte Deals geschickt nutzt und nebenbei auch bei Payback effektiv Punkte sammelt, kann durchaus sehr attraktive Prämien erreichen. Auch die Meilenschnäppchen sind hier zweifelsfrei eine gute Option. Allerdings würde ein wenig Realismus gut tun, um den Lesern zu erklären, dass man dank Meilen und Punkten zwar wirklich gute Deals machen kann, aber eben nicht kostenlos fliegt.

cathay pacific first class boeing 777
Flüge in der First oder Business Class sind mit Meilen und Punkten nicht umsonst

Unsere verrückten Erlebnisse in den verschiedenen Premium-Klassen dieser Wahl, teilweise mit sehr knappem Budget, sollten das mehr als deutlich gemacht haben. Egal ob es um die Cathay Pacific First Class oder deutlich bescheidenere Erlebnisse wie Kurzstreckenflüge innerhalb Europas geht. Mit Meilen und Punkten könnt Ihr gerade in Premiumklassen viele tausend Euro sparen, teilweise lassen sich die Punkte auch tatsächlich nebenbei sammeln. Mit den richtigen Kreditkarten und einer guten Strategie, lässt sich auch der Urlaub deutlich komfortabler gestalten – nur “Umsonst in den Urlaub” fliegt nicht nur Ulf-Gunnar Switalski nicht, sondern generell niemand.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Es gab allein im Januar 20.000 Meilen mit Shoop und Miles & More geschenkt, was schon fast die Hälfte von nem Ticket ist. Habe ich grade nach deiner Logik 40.000 Euro geschenkt bekommen? Weil 55.000 Meilen sind ja auch 110.000 Euro 😉

    • Hallo Hiroaki, ich glaube du hast da was verwechselt. Nirgendwo stand etwas davon, dass Meilen diesen Gegenwert hätten. Das Beispiel mit den 110.000 Euro bezog sich ausschließlich auf den notwendigen Umsatz bei einem regulären Payback Händler, um 55.000 Punkte zu erreichen 😉 Wir versuchen ja eben gerade zu erklären, dass man dank der richtigen Taktik (eben z.B. durch die M&M Kreditkarte) sehr günstig zum Prämienflug kommen kann – nur eben nicht kostenlos.

  • Durch geschicktes Payback Punkte sammeln ist eine Ratio von 1€ = 1,5 Payback Punkte möglich. Das ist meine Bilanz des letzten Monats. Erreicht habe ich das durch Nutzung von Coupon und eCoupons. Dafür muss man sich recht intensiv mit Payback beschäftigen und immer die nötigen Coupons dabei oder aktiviert haben. Die das Zahlen mit einer KK, die Meilen oder Punkte bringt, kann man die Ausbeute verbessern, z.B. mit AMEX Gold. Trotzdem wird mir das allein nicht reichen um Flüge mit Meilen zahlen zu können. Da hat Moritz vollkommen Recht. Ich bin trotzdem sehr auf Willkommensboni, wie PB-KK, M&M-KK oder Abos angewiesen.

Alle Kommentare anzeigen (1)