In den letzten Wochen wurde bekannt, dass Turkish Airlines einen Teil der Flotte stilllegen musste. Der Grund: Das geplante Passagier-Wachstum bleibt aus. Die Entwicklung wird sich wohl noch verschlimmern. Daraus ergibt sich allerdings eine interessante Frage, die ich in der heutigen Kolumne behandeln will: Spielt die Politik eine Rolle für die Wahl der Fluggesellschaft?

Wenn ein Land politisch oder wirtschaftlich in Schwierigkeiten gerät, hat das selbstverständlich auch einen Einfluss auf den Luftverkehr. Das zeigt sich beispielsweise auch in Venezuela deutlich. In dem krisengeschüttelten Land gibt es seit Jahren einen enormen Rückgang an Verbindungen. Auch die Lufthansa fliegt nicht mehr in die frühere Öl-Hochburg. Doch im Fall Venezuela gibt es keine bedeutende Fluggesellschaft, die davon Schaden tragen würde. In anderen Dimensionen bewegt sich da derzeit Turkish Airlines.

Sicherheitsbedenken oder politische Bedenken?

Turkish Airlines ist großenteils staatlich gesteuert. Das führt auch dazu, dass die Airline selbst mit einem Passagierrückgang noch überleben würde. Doch trotz großer Expansion brach das Passagierwachstum zuletzt enorm ein. Im nächsten Quartal könnte Turkish Airlines möglicherweise sogar einen Rückgang verzeichnen. Das wäre ein Novum für die erfolgs- und wachstumsverwöhnte Airline. Doch es zeigt deutlich: Die Ereignisse in Istanbul und Ankara sind nicht spurlos an Turkish Airlines vorbeigegangen.

Seating Configuration Turkish Airlines 777 Economy 2
Turkish Airlines bietet grundsätzlich ein gutes Produkt

Doch was ist der Grund für den Rückgang der Passagierzahlen? Manch einer mag jetzt den Terroranschlag am Airport oder den “Kampf” um den Airport während des Putschversuches nennen, doch das geht vermutlich nicht weit genug. Der Passagierrückgang scheint auch politische Gründe zu haben. In Foren liest man immer häufiger, dass Turkish Airlines auf Grund der politischen Situation gemieden wird.

Hat die Politik einen Einfluss auf das Flugerlebnis?

Rein objektiv betrachtet spielt die Politik für ein Flugerlebnis natürlich keine Rolle. Wer von London über Istanbul nach Vietnam fliegt, wie ich zuletzt, der bekommt von Politik auf dem Flug nichts mit. Kein Hinweis deutet darauf hin, dass sich in den letzten Jahren irgendetwas verändert hätte. Egal ob im Flugzeug oder in der Lounge. Wirklich verändert hat sich bei Turkish Airlines nichts.

turkish airlines business class airbus a330 cabin
Veränderungen gab es bei Turkish Airlines zuletzt kaum

Auch qualitativ hat sich bei Turkish Airlines nichts verändert. Das Essen ist weiterhin sehr gut, die Sitze sind bequem, aber sicherlich nicht überragend und der Service ist entweder sehr gut oder relativ mechanisch und wenig persönlich. Das war allerdings alles schon immer so.

Ändern sich die Buchungszahlen aus ideologischen Gründen?

Liest man Einträge in Foren oder Kommentare unter Neuigkeiten diverser Reiseseiten, zeigt sich immer mehr: Es scheint die Ideologie zu sein, die Reisende von Buchungen bei Turkish Airlines abhalten. Natürlich steht Turkish Airlines an dieser Stelle nur beispielhaft für andere Airlines wie Aeroflot aus Russland oder Belavia aus Weißrussland. Doch dennoch zeigt sich an dem Beispiel besser als anderswo, dass Passagiere Buchungen auch vor einem ideologischen Hinterdruck vornehmen.

turkish airlines business class airbus a330 cabin 2
Der hohe Komfort von Turkish Airlines hat sich nicht verändert

Die Veränderung des Buchungsverhaltens ist dabei immer öfter eine Reaktion auf die Politik beziehungsweise die Unzufriedenheit über diese. Gerade bei staatlichen Fluggesellschaften erscheint das ein berechtigter Schritt, immerhin verliert der Staat Geld, wenn die Airline Verlust macht.

Sollte die Politik bei der Buchung eine Rolle spielen?

Persönlich betrachtet halte ich von einer Steuerung des Reiseverhaltens auf Grund von politischen Umwälzungen nichts. Wer Einfluss nehmen will (ob man das sollte, steht noch einmal auf einem anderen Blatt Papier), der kann das auf effektiveren Wegen tun. Dennoch erscheint für mich verständlich, warum man sein Buchungsverhalten auf Grund von Unzufriedenheit mit der Politik eines Landes verändert. Am Ende gilt für eine staatliche Airline wie für ein Wirtschaftsunternehmen: Es zählt das Bild nach außen. Macht eine Fluggesellschaft oder deren Inhaber – auch wenn es ein Staat sein mag – ein schlechtes Bild, bleiben die Passagiere nun einmal weg.

Wie haltet Ihr es mit Turkish Airlines? Bucht Ihr weiterhin Flüge mit der türkischen Airline?

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Ich halte nichts von diesen sogenannten “Sanktionen”. Da setze ich lieber auf Völkerverständigung und Unterstützung der demokratischen Kräfte im Land. Und fliege gerade jetzt viel nach und über Istanbul. Alle Flüge auf diesen Strecken waren bisher völlig ausgebucht bzw stark gebucht. Das Service auf Kurzstrecke auch bei voll gebuchter Maschine 2 Std. Flug beeindruckend. Sehr gutes warmes Essen, es werden sogar jeweils 2 Rot/Weißweinsorten in Kleinflaschen angeboten. Französischer oder Turkischer Wein? Selbstverständlich unterstütze ich die türkischen Winzer. Ich meine, dass die meisten Angst vor Anschlägen haben und dabei die eigene hohe Moral herausstreichen. Kann genauso in Paris oder London passieren, ja sogar in Deutschland. Übrigens keinerlei Migrationshintergrund dafür aber Kosmopolitin.

  • insbesondere, WEIL Turkish Airlines staatlich gesteuert ist, verstehe ich die Entscheidung, dort nicht mehr zu buchen. Warum soll man dem türkischen Staat die hart verdienten Euronen überlassen, wenn man sich von der dortigen Politik distanzieren möchte? Abstimmen mit dem Geldbeutel.

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