Die Lufthansa arbeitet mittlerweile sowohl eng mit Cathay Pacific als auch etwas eingeschränkter mit Etihad Airways zusammen. Ein weiterer Schritt in eine Richtung, die sich seit Langem abzeichnet. Wird es die großen Airline-Allianzen zukünftig noch geben?

Star Alliance gegen SkyTeam gegen oneworld lautete in den letzten zwei Jahrzehnten der Name des Kampfes am Himmel. Doch auch wenn die Allianzen über die Jahre immer weiter gewachsen sind, bleiben heute nicht mehr viele Gemeinsamkeiten. Zwar funktionieren einige Allianzen besser als andere und auch die teilnehmenden Airlines sind über ihre Mitgliedschaft mal mehr und mal weniger glücklich, doch insgesamt zeigt sich ein klarer Trend: Die meisten Fluggesellschaften denken längst über ihre Allianz hinweg.

Tipp: Wenn Ihr mit den verschiedenen Allianzen noch nicht firm seid, findet Ihr eine Übersicht über alle Allianzen und deren Mitglieder!

Das Vorbild der arabischen Airlines

Langen waren Etihad Airways, Qatar Airways und die wesentlich größere Emirates ohne Allianz geblieben. Denn: Das Geschäft funktionierte auch ohne die Partner auf der ganzen Welt. Statt im Großen mit zahlreichen Airlines zusammenzuarbeiten, haben die arabischen Airlines sich ihre Partner händisch ausgewählt. Ähnlich macht es in den USA beispielsweise auch Alaska Airlines.

Auch ohne Allianz stark: Emirates

Perfekt funktioniert hat das natürlich nicht: Mittlerweile ist Qatar Airways Mitglied von oneworld, Etihad Airways hat sich eine Art eigene Allianz aufgebaut und Emirates arbeitet zumindest sehr eng mit einem Partner, der australischen Qantas, zusammen. Mit traditionellen Allianzen hat das dennoch nicht viel zu tun, wie man gut an Qatar Airways sieht. Die Katarer sind zwar Mitglied von oneworld, haben allerdings kaum Codeshares mit Allianzpartnern.

Lufthansa und American Airlines zeigen den Weg auf

Doch auch die Gründer der großen Allianzen sind sich längst selbst am nächsten. American Airlines etwa arbeitet trotz aller Unstimmigkeiten mit Etihad Airways zusammen und steht kurz davor, einen ernstzunehmenden Anteil am SkyTeam-Mitglied China Southern zu erwerben.

Auch American Airlines denkt über oneworld hinaus

Die Lufthansa hat in den letzten Monaten zwar eine intensivere Zusammenarbeit mit Air China und Singapore Airlines (mit Air Canada und United arbeitet die Lufthansa bereits länger zusammen) bekanntgegeben, gleichzeitig aber mit Etihad Airways und Cathay Pacific angebandelt. Damit setzt die Lufthansa neben kleineren Partnerschaften mit allianzfremden Airlines wie Air Astana oder Luxair nun bereits auf drei Partnerschaften mit großen Konkurrenten: Etihad Airways sowie die beiden oneworld-Mitglieder Cathay Pacific und LATAM (letztere Partnerschaft hat historische Gründe).

Investments gehen über die Allianzen hinweg

Als wäre all das noch nicht kompliziert genug, kommt es immer häufiger von Quer-Investments innerhalb der Branche: Qatar Airways hält Anteile am British Airways-Mutterkonzern, Etihad Airways investiert in oneworld-Mitglied airberlin, die SkyTeam-Airline Alitalia und weitere, Delta hält einen beachtenswerten Anteil China Eastern und Aeromexico.

Qatar Airways hält einen signifikanten Anteil am British Airways Mutterkonzern

Sieht man von Etihad Airways und ihrer besonderen Halb-Allianz ab, bewegt sich aber alles noch in geregelten Linien: Die meisten Investments beziehen sich auf Airlines innerhalb einer Allianz. Doch diese Grenzlinie wird in nächster Zeit wohl deutlich häufiger überschritten: American Airlines will Anteile an China Southern erwerben, die Lufthansa könnte Teile von airberlin übernehmen, die kolumbianische Avianca soll das Interesse von verschiedenen nordamerikanischen Airlines geweckt haben. Die Liste der Beispiele lässt sich beliebig verlängern.

Gegenseitige Vorteile für Vielflieger sorgen für Ärger

Dass längst nicht mehr alles rosig ist, sieht man auch an anderer Stelle: den Vielfliegerprogrammen. Die gegenseitigen Vorteile werden immer weiter eingestampft. SkyTeam verbietet beispielsweise schon immer den Lounge-Zugang bei Inlandsflügen. United verwehrt Star Alliance Gold Gästen den Zugang zu den neuen Polaris Lounges. British Airways schließt oneworld Emerald Mitglieder aus dem Concorde Room in London aus, Qatar Airways hat für Statusgäste gesonderte und deutlich schlechtere Lounges eröffnet.

Qatar Airways bietet Statusgästen in Doha eine deutlich schlechtere Lounge

Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Günstig-Töchter, besonders innerhalb der Star Alliance. Bei einem Eurowings-Flug kommen Statusinhaber fremder Airlines nicht in die Lounge (auch Senatoren und HON Circle Mitglieder nur noch eingeschränkt), dasselbe gilt für Flüge, die von der Singapore Airlines-Tochter Silk Air durchgeführt werden. Ähnliche Modelle werden derzeit auch von weiteren Airlines ins Leben gerufen.

Neue Zeiten, neue Möglichkeiten

Die Gemeinsamkeiten zwischen den Allianz-Mitgliedern werden weniger. Darüber mögen auch neue gemeinsame Lounges wie die Star Alliance Lounge Rio de Janeiro nicht hinwegtäuschen. Besonders die größeren Airlines werden sich in den kommenden Jahren wohl zunehmend auf bilaterale Partnerschaften konzentrieren. Was passiert gleichzeitig mit den Allianzen? Wohl nicht viel, verschwinden werden sie nicht, aber wachsen wohl auch nur noch bedingt. Gleichzeitig werden die Günstig-Flieger ohne gegenseitige Vorteile immer mehr. Dennoch sollte man die Entwicklungen nicht nur negativ sein. Die neuen Zeiten bringen auch mehr Möglichkeiten: Neue Partnerschaften mit allianzfremden Airlines können durchaus auch eine positive Entwicklung sein.

Was denkt Ihr? Wie entwickeln sich die Airline-Allianzen in der Zukunft?

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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