Manch einer hofft noch auf den Osterurlaub im Süden, was mit Blick auf sinkende Fallzahlen immer realistischer wird. Doch wann wird die Einstufung als Risikogebiet vom RKI eigentlich zurückgenommen?
Das Robert-Koch-Institut veröffentlicht jede Woche am Freitag ein Update der Risikogebietsliste, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Ministerien entsteht. Zuletzt gab es dabei neben einigen negativen Updates auch positive, unter anderem ist Istrien in Kroatien kein Risikogebiet mehr. Mit Blick darauf, dass anderswo allerdings auch die Fallzahlen stark sinken, bleibt die Frage: Wann verlieren die jeweiligen Regionen den Status als Risikogebiet? Anhand einer Fallstudie und den Zahlen der ECDC lässt sich das relativ gut absehen, allerdings scheint nicht immer derselbe Maßstab angelegt zu werden, wie unsere Fallstudie zeigt.
Welche Kriterien gibt es für ein Risikogebiet?
Das Robert-Koch-Institut gibt auf der Webseite auf den ersten Blick relativ transparent ein, was bei der Einstufung eines Risikogebiets relevant ist. Konkret heißt es dort:
Die Einstufung als Risikogebiet basiert auf einer zweistufigen Bewertung. Zunächst wird festgestellt, in welchen Staaten/Regionen es in den letzten sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gab. In einem zweiten Schritt wird nach qualitativen und weiteren Kriterien festgestellt, ob z.B. für Staaten/Regionen, die den genannten Grenzwert nominell über – oder unterschreiten, dennoch die Gefahr eines nicht erhöhten oder eines erhöhten Infektionsrisikos vorliegt.
Auszug aus der Webseite des Robert-Koch-Instituts
Für Länder innerhalb der Europäischen Union werden dabei noch einmal leicht andere Kriterien zurate gezogen als für Staaten in anderen Teilen der Welt, was primär mit der Verlässlichkeit der Daten zu tun hat:
Für die EU-Mitgliedstaaten wird seit der 44. Kalenderwoche hier insbesondere die nach Regionen aufgeschlüsselte Karte des Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) berücksichtigt. Die Karte enthält Daten zur Rate der SARS-CoV-2-Neuinfektionen, zur Testpositivität und zur Testrate. Für Bewertungsschritt 2 liefert außerdem das Auswärtige Amt auf der Grundlage der Berichterstattung der deutschen Auslandsvertretungen sowie ggf. das Bundesministerium für Gesundheit sowie das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat qualitative Berichte zur Lage vor Ort, die auch die jeweils getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beleuchten. Maßgeblich für die Bewertung sind insbesondere die Infektionszahlen und die Art des Ausbruchs (lokal begrenzt oder flächendeckend), Testkapazitäten sowie durchgeführte Tests pro Einwohner sowie in den Staaten ergriffene Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens (Hygienebestimmungen, Kontaktnachverfolgung etc.). Ebenso wird berücksichtigt, wenn keine verlässlichen Informationen für bestimmte Staaten vorliegen.
Auszug aus der Webseite des Robert-Koch-Instituts
Man kann entsprechend herauslesen, dass für die Bewertung der europäischen Staaten primär die Zahlen des ECDC herangezogen werden, wenngleich nicht nur. Das ist auch der Grund, warum ein Blick auf die Daten allein noch nicht kompletten Aufschluss gibt, weil eben auch andere Faktoren – etwa die Einstufung als Virusvariantengebiet – oder eben lokal begrenzte Ausbrüche eine Rolle spielen können. Dennoch lohnt sich die Orientierung an den Zahlen des ECDC, um eine Einschätzung vornehmen zu können.
Wie haben sich die Zahlen in den “sicheren” Gebieten entwickelt?
Am vergangenen Freitag hat das Robert-Koch-Institut für insgesamt fünf Regionen die Einstufung als Risikogebiet aufgehoben. Als Fallstudie eignen diese Gebiete sich entsprechend gut, um die Einstufung besser nachvollziehen können. Zu beachten gilt, dass die ECDC-Daten immer Mitte der Woche für die jeweilige Vorwoche veröffentlicht werden, womit das Robert-Koch-Institut mit seiner Bewertung am Freitag nicht auf die Daten der jeweiligen Woche, sondern die der Vorwoche zurückgreift. Es handelt sich bei den ECDC-Daten jeweils um die 14-Tage-Inzidenz, womit man der Einfachheit den hälftigen Wert nehmen sollte, auch wenn bei sinkenden Fallzahlen die zweite Woche theoretisch niedrigere Werte aufweisen würde.

Beginnen wir mit der Region Mittelfinnland. Hier haben sich die Inzidenzen laut EDCD wie folgt entwickelt (in Klammern die Positivrate der Tests des Landes):
- Kalenderwoche 4: 78,2 (2,74 Prozent)
- Kalenderwoche 5: 129,4 (2,15 Prozent)
- Kalenderwoche 6: 109,4 (2,02 Prozent)
- Kalenderwoche 7: 50,5 (3,01 Prozent)
- Kalenderwoche 8: 46,9 (2,86 Prozent)
Ein Sonderfall ist die Region sicherlich, weil sie schon Anfang des Jahres kein Risikogebiet war. Dennoch zeigt sich, dass die 14-Tage-Inzidenz zweimal infolge deutlich unter 100 sein musste, damit das Robert-Koch-Institut die Einstufung zurückgenommen hat.
Besonders interessant ist auch ein Blick auf die Region Istrien in Kroatien, hier sah die Entwicklung in den letzten sieben Wochen wie folgt aus:
- Kalenderwoche 2: 169,0 (12,35 Prozent)
- Kalenderwoche 3: 92,4 (11,22 Prozent)
- Kalenderwoche 4: 54,8 (8,67 Prozent)
- Kalenderwoche 5: 44,3 (7,11 Prozent)
- Kalenderwoche 6: 33,3 (5,48 Prozent)
- Kalenderwoche 7: 30,0 (5,43 Prozent)
- Kalenderwoche 8: 30,5 (6,86 Prozent)
Dabei fallen zwei Aspekte auf: Zum einen liegt die Region schon seit vielen Wochen unter der Inzidenz von 100 pro 14 Tage und sollte daher nach diesem Maßstab kein Risikogebiet mehr sein. Andererseits ist die Rate der positiven Tests in Kroatien in dieser Zeit noch enorm hoch gewesen, was für eine große Dunkelziffer spricht. Auffällig ist allerdings gleichzeitig auf, dass das RKI die Einstufung als Risikogebiet kurioserweise gerade dann aufgehoben hat, als sowohl die Fallzahlen (wenn auch minimal) als auch die Positivrate der Tests (deutlich stärker) wieder angestiegen sind. Hier sollte man aber bedenken, dass diese auf nationaler und nicht auf lokaler Ebene berechnet wird.
Beispielhaft werfen wir zudem noch einen Blick auf eine der anderen Regionen in Kroatien, die ab sofort kein Risikogebiet mehr sind, konkret Bjelovar-Bilogora:
- Kalenderwoche 2: 371,4 (12,35 Prozent)
- Kalenderwoche 3: 248,2 (11,22 Prozent)
- Kalenderwoche 4: 176,2 (8,67 Prozent)
- Kalenderwoche 5: 151,6 (7,11 Prozent)
- Kalenderwoche 6: 94,7 (5,48 Prozent)
- Kalenderwoche 7: 60,6 (5,43 Prozent)
- Kalenderwoche 8: 43,6 (6,86 Prozent)
Hier sind die Fallzahlen in den letzten Wochen deutlich stärker gefallen als in Istrien, lagen dafür zum Jahresanfang aber auch noch signifikant höher. Zugleich zeigt sich, dass die Behörden nicht in jedem Fall mehrere Woche mit einer niedrigen Inzidenz abwarten, um eine Einstufung als Risikogebiet zurückzunehmen. Vielmehr scheint auch das Verhältnis zwischen den Inzidenzen und der Rate der positiven Test eine Rolle zu spielen. Mindestens aber sind scheinbar zwei 14-Tage-Inzidenzen von weniger als 100 notwendig, damit die Einstufung zurückgenommen wird.
Welche Regionen könnten bald kein Risikogebiet mehr sein?
Die Fallstudie zeigt gut, was man in den nächsten Wochen von den aktualisierten Listen erwarten kann – zumindest sofern sich der Trend in einigen Regionen fortsetzt. Konkret liegen die folgenden Regionen in der achten Kalenderwoche bei einer Inzidenz von 100 in den letzten 14 Tagen (Auszug):
- Guayana (französisches Überseegebiet)
- Sardinien (Italien)
- Extremadura (Spanien)
- La Rioja (Spanien)
- Balearische Inseln (Spanien)
- Kanarische Inseln (Spanien)
Besonders interessant dürften für Reisende dabei besonders drei Regionen sein, Sardinien in Italien sowie die beiden Inselgruppen in Spanien. Daher lohnt sich hier auch noch einmal ein Blick ins Detail. Die Entwicklung der Fallzahlen in Sardinien in den letzten 14 Tagen sieht wie folgt aus:
- Kalenderwoche 4: 170,6 (4,97 Prozent)
- Kalenderwoche 5: 144,3 (4,94 Prozent)
- Kalenderwoche 6: 99,5 (4,72 Prozent)
- Kalenderwoche 7: 73,3 (4,62 Prozent)
- Kalenderwoche 8: 60,4 (5,59 Prozent)
Gewissermaßen darf man es als Kuriosum bezeichnen, dass Sardinien weiterhin ein Risikogebiet ist, Istrien aber nicht mehr. Die Entwicklung in beiden Regionen ist sehr ähnlich, wenngleich der Trend sich in Istrien umzukehren dreht, während die Fallzahlen in Sardinien weiter fallen. Die Rate der positiven Tests in Italien ist zudem etwas geringer als in Istrien. Sollten die Fallzahlen auch in der neunten Kalenderwoche fallen, müsste die Einstufung als Risikogebiet eigentlich zurückgenommen werden.

Auf den Kanarischen Inseln ist die Entwicklung wie folgt (die Rate der positiven Tests wird hier auf regionaler Basis ausgewiesen):
- Kalenderwoche 4: 180,2 (5,21 Prozent)
- Kalenderwoche 5: 154,8 (4,48 Prozent)
- Kalenderwoche 6: 131,4 (4,13 Prozent)
- Kalenderwoche 7: 109,3 (3,43 Prozent)
- Kalenderwoche 8: 99,2 (4,53 Prozent)
Dass die Kanaren auch weiterhin ein Risikogebiet sind, überrascht mit Blick darauf, dass einzig die letzte 14-Tage-Inzidenz minimal unter dem Wert von 100 lag, nicht. Dennoch ist bei einer weiter positiven Entwicklung durchaus damit zu rechnen, dass die Kanaren schon an Ostern kein Risikogebiet mehr sein könnten. Bedenklich ist allerdings die wie auf Sardinien steigende Positivrate der Tests.
Noch stärker rückläufig als auch den Kanaren ist die Entwicklung auf den Balearischen Inseln:
- Kalenderwoche 4: 574,6 (7,80 Prozent)
- Kalenderwoche 5: 369,4 (4,91 Prozent)
- Kalenderwoche 6: 214,9 (4,30 Prozent)
- Kalenderwoche 7: 137,8 (3,19 Prozent)
- Kalenderwoche 8: 88,5 (2,42 Prozent)
Die Entwicklung auf der Inselgruppe ist in jeder Hinsicht enorm positiv, denn nicht nur die Fallzahlen sinken rapide, auch die Positivrate der Tests geht weiter zurück. Neuere Daten deuten zudem darauf hin, dass die Entwicklung sich in der Kalenderwoche 9 fortsetzen dürfte, womit die Einstufung als Risikogebiet bald fallen dürfte.
Warum sind die Azoren bei der Bewertung als Risikogebiet ein Sonderfall?
Zuletzt lohnt noch ein Blick auf eine weitere Region, die bei Urlaubern durchaus auch zu Ostern beliebt ist. Die Rede ist von den Azoren, auf denen die Fallzahlen sich ebenfalls seit Wochen positiv entwickeln. Konkret sehen die Inzidenzen hier aktuell wie folgt aus:
- Kalenderwoche 4: 214,6 (19,99 Prozent)
- Kalenderwoche 5: 149,5 (13,68 Prozent)
- Kalenderwoche 6: 57,2 (8,67 Prozent)
- Kalenderwoche 7: 38,7 (5,23 Prozent)
- Kalenderwoche 8: 38,3 (3,93 Prozent)
Bedenken sollte man hier zudem, dass die Positivrate der Tests nicht die Region selbst, sondern das ganze Land betrifft, womit sie nicht komplett repräsentativ ist. Allerdings sprechen alle Indikatoren dafür, dass die Azoren spätestens mit dem letzten Update den Status als Risikogebiet hätten verlieren sollen.

Doch dass das so schnell passieren wird, ist dennoch unwahrscheinlich. Hintergrund ist, dass Portugal als sogenanntes Virusvarianten-Gebiet eingestuft ist. Durch diese Einstufung ist eine individuelle Betrachtung einzelner Regionen nicht vorgesehen, weswegen etwa auch Großbritannien und Irland wohl noch länger von einer pauschalen Einstufung betroffen sein werden. Ob sich hier mit weiter stark sinkenden Fallzahlen Änderungen andeuten, lässt sich momentan noch nicht absehen.
Der Fall von Südafrika – allerdings auch eines der Ursprungsländer einer gefährlichen Mutation – zeigt, dass stark sinkenden Zahlen kein Grund sind, die Einstufung zu ändern. Einen Urlaub ohne Quarantäne bei der Rückreise in diesen Ländern zu planen, ist entsprechend nicht unbedingt ratsam.
Fazit zur Rücknahme der Einstufung als Risikogebiet
Mit 100-prozentiger Sicherheit lassen sich die Entwicklungen rund um die Einstufung von Risikogebieten und die Rücknahme der entsprechenden Klassifizierung nicht voraussehen, allerdings zeigen die Fallstudien eine klare Tendenz. Dass die Rücknahme immer etwas länger dauert, liegt unter anderem an verzögerten Daten, aber eben auch daran, dass das RKI wohl mindestens zwei Wochen mit einer 14-Tage-Inzidenz von unter 100 abwartet und auch auf die Positivrate der Tests blickt. Für die balearischen Inseln, Sardinien und Kanaren könnten sich in den nächsten ein bis zwei Wochen dennoch positive Nachrichten ergeben!
Denke nicht das die Daten herangezogen werden. Das ist Willkür. Alleine die Zahl 50 ist Schwachsinn. Die Freie und Hansestadt HAMBURG hat eine über 80. Und trotzdem sind wir kein Risikogebiet und werden alle morgen schön nach Schleswig-Holstein fahren und dort shoppen gehen und das ohne Einschränkungen. Und übrigens danach muss man nicht in Quarantäne.