Dass der Sommerurlaub nicht genau so abläuft wie in den letzten Jahren, ist keine Neuigkeit. Doch welche Reiseziele sind dieses Jahr besonders beliebt und wo gibt es noch gute Chancen auf einen attraktiven Preis?

Kein einziger Experte hätte vor einem Jahr erwartet, dass die Welt des Reisens sich so gravierend verändern würde. Mehrere Monate nach dem Beginn der Corona-Pandemie ist allerdings klar: Im Jahr 2020 wird weder der Urlaub noch eine Geschäftsreise so aussehen wie bislang. Das beginnt schon bei der Wahl des Zieles, denn die Flexibilität der letzten Jahre gibt es mit Blick auf die Sommerferien nicht mehr – das hat auch Folgen für die Preise.

Gesundheitssystem & lokales Infektionsgeschehen als wichtige Faktoren

Je nachdem, wo die Reise hingehen soll, haben manche Reisende sicherlich auch schon in der Vergangenheit darauf geachtet, wie das Gesundheitssystem eines Ziellandes aussieht. Doch im Jahr 2020 wird eben jener Faktor enorm an Bedeutung gewinnen. Zahlreiche Umfragen zeigen, dass in diesem Jahr nur die Reiseländer eine Chance haben, die ein gutes Gesundheitssystem vorweisen können. Solange es keinen Impfstoff gibt oder die Pandemie stark zurückgeht, wird es entsprechend für viele klassische Urlaubsländer schwierig. Das gilt besonders für Staaten in Nordafrika sowie Südostasien, deren Gesundheitssystem nicht vergleichbar mit denen in den allermeisten europäischen Ländern ist.

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Auch in Europa ist das Gesundheitssystem nicht überall gleichgut

Das lokale Gesundheitssystem ist aber nur ein Faktor, eine Rolle spielt sicherlich auch der Erfolg bei der Eindämmung der Pandemie. Dass man in den kommenden Monaten nach Brasilien reist, ist nahezu unvorstellbar, auch an einen Trip in den Iran, nach Chile oder sogar nach Schweden werden wohl die wenigsten aktuell ohne ein flaues Gefühl im Bauch denken. Die Reiseplanung funktioniert in den kommenden Monaten entsprechend nach einem ganz neuen Muster, denn statt auf den Preis muss man eher auf ein gutes Gesundheitssystem achten – die Folge davon werden höhere Preise sein, denn in den allermeisten Fällen sind Länder mit gutem Gesundheitssystem auch teurer, was etwa für Island, die Schweiz, aber sicherlich auch für Länder wie Japan gilt.

Einstellen könnte sich auch ein doppelter Effekt, denn die teureren Destinationen mit gutem Gesundheitssystem werden von Reisenden vermutlich besonders stark nachgefragt werden, was wiederum einen Anstieg der Preise bedeutet – so könnten Reisen in bestimmte Länder noch teurer werden. Gleichzeitig werden Länder mit schwächerem Gesundheitssystem und größeren lokalen Infektionen teilweise mit besonders niedrigen Preisen werben, um überhaupt etwas vom Kuchen abzukommen – viele Verbraucher stehen so vor einer schwierigen Entscheidung. Zuletzt sollte man die Einreisebeschränkungen nicht außer Acht lassen. Die meisten Reiseziele öffnen zwar bereits wieder für Touristen aus Europa, aber einige Ziele wird man in diesem Jahr wohl nicht mehr bereisen können. Dem Thema, ob etwa interkontinentale Reisen in diesem Sommer möglich sind, haben wir uns bereits in einem Guide gewidmet.

Höhere Preise in Urlaubsregionen & günstige Städtetrips

Schon jetzt zeigt sich zudem ein Effekt, der besonders in den Sommerferien, aber auch an Wochenenden vermutlich enorm durchschlagen wird: Ferienregionen sind in diesem Jahr ausgesprochen teuer. Wer an einem Wochenende auf Rügen oder Sylt übernachten möchte, der kann zwischen Juli und September vermutlich mit Preisen im Bereich von 200 bis 400 Euro für ein besseres Hotel rechnen. Ähnliches zeigt sich auch in anderen Urlaubsregionen, etwa am Tegernsee oder im Gebirge. Besonders stark ist das auch im Luxusbereich zu beobachten, denn in Deutschland gibt es vergleichsweise wenige Luxushotels mit einem Urlaubsfokus. Diese sind besonders in den kommenden Wochen enorm teuer oder längst ausgebucht – dasselbe Bild zeigt sich an den meisten Wochenenden.

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Urlaub am Meer wird in diesem Jahr in vielen Regionen eher teurer

Selbst als wenig kosmopolitan geltende Ziele wie die Mecklenburgische Seenplatte oder die Mittelgebirge erfreuen sich einer ausgesprochen großen Beliebtheit. Der umgekehrte Effekt zeigt sich in Städten, wo man selbst die besten Luxushotels an vielen Daten günstiger bekommt als ein Mittelklassehotel an der Küste. Dazu kommen Angebote wie eine kostenfreie dritte Nacht in vielen Hotels über reisetopia Hotels, wodurch drei Übernachtungen in Luxushotels inklusive umfangreicher Vorzüge auf einmal nur noch zwischen 300 und 500 Euro kosten – das war noch vor einigen Monaten im Prinzip undenkbar. Ändern wird sich an den niedrigen Preisen in Städten so schnell allerdings wohl nichts, denn besonders beliebt sind die Metropolen aktuell nicht, auch wenn die Ansteckungsgefahr in einer leeren Großstadt nicht unbedingt größer ist als an einem vollem Strand.

Für die Hotels kommt ein weiteres Problem dazu, welches die Preise nach unten treibt: Geschäftsreisen werden nur langsam hochgefahren und kommen wohl erst im Herbst verstärkt zurück. Kongresse und andere Events fallen durch die Bank aus, womit gerade für größere Hotels eine weitere wichtige Einnahmequelle komplett wegfällt. Für Privatreisende, die Lust auf einen Städtetrip haben, sind das hervorragende Nachrichten, denn so günstig und so ruhig wird es so schnell wohl nicht mehr!

Möglichkeiten den Rückgang des internationalen Tourismus zu nutzen

Eine kluge Reiseplanung kann in diesem Jahr entscheidend sein, weswegen ein wenig Recherche nicht schadet. Ein besonderer Geheimtipp könnten in diesem Jahr all die Ziele sein, die ansonsten bei internationalen Touristen besonders beliebt sind. In der Schweiz etwa gibt es mehrere Regionen, die ansonsten primär von amerikanischen und asiatischen Touristen besucht werden. Am Jungfraujoch genauso wie Luzern oder auch manchen Regionen am Genfersee werden üblicherweise mehr als die Hälfte aller Hotelbetten von Touristen aus Übersee belegt. Entsprechend wird es in diesem Sommer nicht nur deutlich leerer sein, auch die Preise dürften zumindest ein wenig niedriger ausfallen als sonst.

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Einige Regionen werden in diesem Jahr leer sein wie nie zuvor

Während ähnliche Effekte in Deutschland nicht ganz so stark sind, München mag hier noch eine Ausnahme sein, dürften sich auch Trips innerhalb von Europa preislich verändern. Die Côte d’Azur ist etwa bei wohlhabenden Touristen aus Übersee genauso beliebt wie die griechischen Inseln. Ob Santorini oder Cannes – in diesem Jahr ergeben sich vermutlich einige Möglichkeiten, um zwar keineswegs günstig, aber zumindest günstiger besondere Hotspots der reichen internationalen Klientel kennenzulernen. Mit großer Sicherheit werden bestimmte Regionen damit auch deutlich weniger überfüllt sein, als noch in den letzten Jahren.

Besonders Städtereisen in die sehr beliebten Metropolen in Europa, die gerade im Sommer auch aus Übersee angesteuert werden, dürften deutlich ruhiger sein. Die Straßen von Paris werden vermeintlich genauso wenig überfüllt sein wie die Kanäle in Venedig, auch Barcelona wird sich ein wenig vom Massentourismus erholen können. Wer sich im Sommer nicht vor einem Städtetrip scheut, kann voraussichtlich für deutlich weniger Geld als sonst tolle Hotels buchen und die Städte zudem deutlich leerer erleben als in den Jahren zuvor.

Viele Fragezeichen rund um die Entwicklung der Flugpreise

Geht es um Reisen in diesem Sommer dürfte natürlich auch eine Rolle spielen, wie viel die Flüge zum jeweiligen Ziel kosten. Eine Stadt wie Venedig mag noch so leer und günstig sein, wenn die Flüge dafür umso mehr kosten, ist die Ersparnis schnell dahin. Dasselbe wird sich bei Zielen zeigen, die touristisch in diesem Sommer eine geringe Bedeutung haben, denn ohne Nachfrage wird es auch kein Flugangebot geben. Zumindest aktuell lässt sich deshalb auch schwer absehen, wie sich die Flugpreise in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln werden. Auf einigen Strecken werden momentan echte Kampfpreise geboten, auf anderen sind Flüge dagegen ausgesprochen teuer, weil erst eine Airline fliegt oder sogar nur sehr seltene Frequenzen – zum Beispiel einmal die Woche – angeboten werden.

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Die Flugpreise sind in diesem Jahr besonders unberechenbar

Wirklich interessant werden dahingehend sicherlich die kommenden Wochen, denn die Fluggesellschaften werden anhand der aktuellen Nachfrage mehr Flüge in den Flugplan aufnehmen. Dann wird sich zeigen, wie das neue Preisniveau für diese Saison aussehen wird. Ein aktueller Blick auf die Flugpreise zeigt aber bereits: Günstig werden Verbindungen im Sommer wohl nicht. Wer etwa ein Wochenendtrip ab Berlin unternehmen möchte, der zahlt im Juli und August auf den meisten Stecken 200 Euro und mehr für einen Hin- und Rückflug. Generell allerdings dürfte sich bei Flügen nicht unbedingt ein identischer Effekt zeigen wie bei den Hotelpreisen, denn wenn die Nachfrage für geschäftliche Strecken oder bei internationalen Touristen beliebte Orte nicht anzieht, werden vermutlich einfach keine Verbindungen angeboten.

Im Gegenzug dürften die Frequenzen auf besonders beliebten Routen schnell hochgefahren werden, wenn die Nachfrage anzieht. Zwar wird es dennoch Preisunterschiede geben, den besonders starken Effekt wie bei den (unbeweglichen) Hotels wird es aber wohl nicht geben. Die Flugpreise werden am Ende sicherlich eine Rolle bei der Wahl des Reiseziels spielen, wie groß diese schlussendlich aber ist, bleibt abzuwarten.

Fazit zur Wahl eines Reiseziels in diesem Sommer

Gerade im Sommer haben viele Deutsche die Möglichkeit, etwas länger Urlaub zu machen. In diesem Jahr ist die Wahl einer Destination dabei allerdings deutlich komplizierter, manche Regionen werden dadurch besonders teuer, anderswo kann man nicht nur günstiger übernachten, sondern auch vergleichsweise leere Attraktionen und Städte genießen. Wer klug plant, könnte so in diesem Sommer auch kurzfristig noch besonders profitieren!

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Guten Abend Markus, “Wie kommst Du denn darauf, daß die Familien aufgrund der Schulschließungen definitiv keinen Urlaub mehr übrig hätten?” Ich habe nirgendwo etwas diesbezüglich geäußert. In der Tat haben Familien allerdings ein “Urlaubsproblem”, da sehr wohl Urlaubstage außerplanmäßig aufgebraucht worden sind. Dass Großeltern und Dritte in der Hochzeit der Pandemie tatsächlich “abgefedert” haben, darf arg bezweifelt werden! Viele Grüße

    • Hallo Hans,
      mein Kommentar bezog sich eigenlich auf Udo und ist wohl “verrutscht”. Wie gesagt, ich denke nicht, daß die meisten Arbeitgeber es sich leisten können, zwischendurch wochenlang ungeplanten Urlaub zu gewähren. Man darf ja nicht vergessen, daß auch in der Krise die überwiegende Anzahl der Betriebe weitergearbeitet hat, wenn auch viel Home Office stattfand. Von daher war es dem überwiegenden Teil der Eltern sicher nicht möglich einfach Urlaub zu nehmen, da ja schließlich auch auf die Interessen der Arbeitgeber Rücksicht genommen werden muss. Einzelfälle mag es gegeben haben, aber die Regel war es sicher nicht.

      • “Hallo Hans,
        mein Kommentar bezog sich eigenlich auf Udo und ist wohl “verrutscht”. Wie gesagt, ich denke nicht, daß die meisten Arbeitgeber es sich leisten können, zwischendurch wochenlang ungeplanten Urlaub zu gewähren. Man darf ja nicht vergessen, daß auch in der Krise die überwiegende Anzahl der Betriebe weitergearbeitet hat, wenn auch viel Home Office stattfand. Von daher war es dem überwiegenden Teil der Eltern sicher nicht möglich einfach Urlaub zu nehmen, da ja schließlich auch auf die Interessen der Arbeitgeber Rücksicht genommen werden muss. Einzelfälle mag es gegeben haben, aber die Regel war es sicher nicht.”
        Alles klar 🙂 Viele Grüße

  • “Gerade im Sommer haben viele Deutsche die Möglichkeit, etwas länger Urlaub zu machen.” Sehr interessant, da das Kurzarbeitergeld wohl deutlich (finanzielle) Spuren hinterlassen hat/wird, in Familien durch die Schul- und Kindergartenschließung schon Jahresurlaub angefangen bzw. aufgebraucht worden ist, Hotels nur teilweise belegt werden dürfen, die Perspektiven für die nahe Zukunft unklar sind…

    • Ja, die Sorgen sind sicher da. Aber viele wollen raus. Und viele werden auch einen Sommerurlaub geplant haben. So ist es auch bei uns. Ja, wir hatten Einbußen. So werden es statt 3 Wochen Thailand nun 5 Tage Schwäbische Alb.

      • Wie kommst Du denn darauf, daß die Familien aufgrund der Schulschließungen definitiv keinen Urlaub mehr übrig hätten? Das halte ich für realitätsfremd, oder welche Firmen sollten nach Abschluß der Jahresplanung noch in größerem Umfang ungeplanten Urlaub gewähren? Das würde ja einen Personalüberhang erfordern, den sich in in der heutigen Zeit kaum ein Unternehmen noch leistet bzw. leisten kann. Wenn die Abwesenheitsplanungen fürs folgende Jahr abgeschlossen sind, wird das Personal i.d. Regel für Projekte, Aufträge… in genau diesen Zeiträumen benötigt. Planungssicherheit für beide Seiten. Aufgrund von Schulschließungen einfach mal ein paar Wochen Urlaub zu nehmen ist wohl meist eher Wunschdenken, hier wurde viel mit Großeltern bzw. dritten Personen abgefangen.

    • Vollumfänglich Deiner Meinung! Die Deutschen werden vorrangig ihren Urlaub zu Hause verbringen. Und die Familien haben dank der völlig sinnlosen Aktion der Schulschliessung definitiv keinen Urlaub mehr. Somit werden auch weiterhin keine stärker ansteigenden Flugpläne zu erwarten sein.

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