Einfach in die USA, nach Singapur oder nach Australien jetten? Das ist seit Monaten nicht mehr möglich. Doch wann könnte es wieder Flüge in die weite Welt geben? Die Entwicklungen deuten in Richtung Spätsommer.

Das Coronavirus hat die Reisewelt verändert und es seit Mitte März nicht mehr möglich gemacht, zwischen verschiedenen Ländern zu reisen. In Europa hat sich dies in den letzten Tagen geändert, seit dem 15. Juni sind Reisen innerhalb des Schengen-Raums großenteils ohne Einschränkungen wieder möglich. Doch interkontinentale Reisen sind weiterhin nahezu unmöglich – auch weil die weltweite Reisewarnung der Bundesregierung bis zum 31. August 2020 verlängert wurde. Wann könnte sich das wieder ändern und wo könnte es als Erstes wieder hingehen?

Lockerungen kommen nicht von einem Tag auf den anderen

Klar ist mit Blick auf interkontinentale Reisen jetzt schon, dass es nicht den einen Tag geben wird, an dem alles wieder ist wie zuvor. Mit einer gewissen Vorlaufzeit darf man aufgrund der geopolitischen Komponenten der entsprechenden Lockerungen ebenfalls ausgehen. Schon beim Ende der Reisewarnung innerhalb der Europäischen Union gab es wenige Wochen vorher erste Informationen, knapp zwei Wochen zuvor folgte die offizielle Ankündigung. Mit Blick auf interkontinentale Reisen ist ein ähnlicher Verlauf denkbar, sodass ein gewisser Planungshorizont bleibt.

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Auch bei den Grenzöffnungen innerhalb der EU gab es Vorlaufzeit

Einen guten Hinweis darauf, wie die Lockerungen aussehen könnten, bietet ebenfalls das Öffnungsverfahren innerhalb des europäischen Staatenbundes. Mit dem 15. Juni ist der Schengen-Raum zwar bereits wieder geöffnet, dennoch gibt es punktuelle Ausnahmen. Spanien, Norwegen und auch Finnland öffnen erst mit Verspätung. Dazu kommt ein bunter Strauß an kleineren Ausnahmen und Regelungen, die man mit Blick auf Reisen in die verschiedenen Länder und sogar Regionen beachten muss. Von Maskenpflicht bis zu Tests bei der Ankunft ist alles dabei, sodass klar ist, dass man sich in den nächsten Wochen und Monaten vor Reisen so intensiv mit der Planung beschäftigen muss wie nie zuvor.

Einreisebestimmungen sind nur einer von mehreren Faktoren

Dass es immer auch zeitliche Verschiebungen gibt und sicherlich nichts für heute auf morgen passieren wird, liegt zudem daran, dass für interkontinentale Reisen grundlegend drei Aspekte relevant sind:

  • die Einreisebestimmungen im Zielland
  • die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes
  • die Quarantänemaßnahmen bei der Rückreisen

Zumindest für klassische touristische und auch die meisten geschäftlichen Reisen ist anzunehmen, dass eigentlich alle drei Bedingungen positiv sein müssen, damit interkontinentale Reisen wieder möglich sind. Da allerdings eine gute Abstimmung vorliegen muss, damit alles gleichzeitig fällt, dürfte es jeweils einen gewissen Vorlauf geben.

Wie relevant diese Trias ist, zeigt sich schon daran, dass interkontinentale Reisen theoretisch auch jetzt schon möglich sind. Laut dem Portal canitravel.net sind interkontinentale Reisen für Deutsche schon heute in einige Länder möglich, etwa nach Mexiko oder nach Palau. Reiseversicherungen würden aufgrund der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes allerdings nicht gelten und bei der Rückkehr wäre eine 14-tägige Isolation notwendig. In den allermeisten Reisen sind diese Aspekt ein No-Go für eine Reise, sodass die Beispiele gut zeigen sollte, warum die Einreisebeschränkungen anderer Länder nur eine Seite der Medaille sind.

Lockerungen scheinen bei einigen Staaten wahrscheinlicher als bei anderen

Dass interkontinentale Reisen für deutsche Reisenden ab einem Tag in Länder überall auf dem Planeten wieder möglich sein werden, ist leider generell Wunschdenken. Sobald es Lockerungen mit Blick auf Fernreisen geben wird, dürften diese punktuell ausfallen. Das zeigt bereits ein Blick darauf, dass die EU-Kommission für Lockerungen der Einreisebestimmungen der EU-Mitgliedsstaaten reziproke Maßnahmen anderer Länder verlangt. Genau so handeln politisch auch viele andere Staaten, weswegen die meisten Lockerungen gleichzeitig in beide Richtung geschehen werden. Schon wegen unterschiedlicher politischer Beziehungen wird es deshalb in manchen Ländern länger dauern als in anderen. Eine Lockerung zu China etwa erscheint trotz kontrolliertem Infektionsgeschehen unwahrscheinlich, weil das Land wohl keine Lockerungen gegenüber der Europäischen Union zulassen wird.

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Eine Öffnung der Grenzen muss von beiden Seiten gewünscht sein

Dazu kommt natürlich noch der wichtigste Faktor mit Blick auf Reisebeschränkungen: Die Entwicklung des Infektionsgeschehens. Das Auswärtige Amt möchte die Reisewarnung nur für Länder aufheben, in denen das Infektionsgeschehen rund um das Coronavirus unter Kontrolle ist. Das gilt für einige interkontinentale Ziele definitiv, etwa für Südkorea oder Japan im Fernen Osten, aber für Australien und Neuseeland sowie in gewissem Maße auch für Kanada. Dass schon aus rein medizinischer Sicht Lockerungen für die genannten Länder wahrscheinlicher ist als etwa für die USA oder für Brasilien, dürfte niemanden überraschen. Entsprechend darf man auch davon ausgehen, dass entsprechende Lockerungen hier früher erfolgen könnten.

Dass die EU-Kommission vorschlägt, dass schon am 1. Juli die Einreisebeschränkungen für die Länder des Balkans fallen sollen, zeigt den punktuellen Ansatz. Im Laufe des Juli dürften die Schranken auch für einige weitere Länder fallen, wobei hier wichtige deutsche Handelspartner mit hervorragendem Gesundheitssystem wie Südkorea oder Japan sicherlich zu den wahrscheinlichsten Kandidaten gehören. Auch Kanada dürfte eines der ersten Länder sein, zu dem die Beschränkungen fallen – schon der guten Beziehungen wegen.

Politische und wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle bei der Lockerung

Man sollte sich mit Blick auf mögliche Lockerungen hinsichtlich der Coronavirus-Beschränkungen generell nicht darauf verlassen, dass es rein um medizinische Faktoren geht. Die Ausbreitung des Virus und die Kapazitäten des Gesundheitssystems sollen laut Auswärtigem Amt und der Europäischen Kommission zwar entscheidend sein, wenn es um Lockerungen geht, doch nur danach wird es wohl kaum gehen. Wie groß die politische Komponente ist, zeigt schon die Öffnung innerhalb des Schengen-Raums. Diese ist zwar in Anbetracht der guten Kontrolle in den meisten Ländern nachvollziehbar, warum es aber zuerst Lockerungen für Schweden gibt, bevor es solche für Länder wie Montenegro oder die Seychellen gibt – hier gab es seit Tagen keine Neuinfektionen mehr – kann nur politisch erklärt werden. Dabei spielt auch erneut das Thema reziproke Maßnahmen eine wichtige Rolle.

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Die Grenzen zu den USA könnten aus wirtschaftlichen Gründen früher öffnen

Dazu kommen wirtschaftliche Verflechtungen als wichtiger Faktor, denn es ist klar, dass auf der einen Seite Deutschland eher an einer Öffnung zu Ländern wie der USA als zu weniger wichtigen Handelspartnern wie den Philippinen arbeiten wird – unabhängig davon, ob das Infektionsgeschehen im letztgenannten Land möglicherweise besser unter Kontrolle sein könnte. Diese Perspektive bezieht sich allerdings erst einmal nur darauf, dass Reisende wegen Reisewarnung und Quarantäne bei Rückreise gegebenenfalls nicht interkontinental reisen können. Noch problematischer ist mit Blick auf interkontinentale Reisen natürlich, dass andere Länder starke Einreisebeschränkungen haben. Diese hängen nicht immer auch mit gegenseitigen Maßnahmen zusammen.

Hier kommen nun die Staaten ins Spiel, bei denen der Tourismus eine enorme Bedeutung haben und die es sich schlicht nicht leisten können, auf Touristen zu verzichten. Länder wie Ägypten, Tunesien oder Marokko werden ihre Grenzen für Reisende aus Europa schon bald öffnen. In den Karibik öffnen Länder reihenweise die Grenzen für US-Staatsbürger und auch Inselparadise wie die Malediven oder Französisch-Polynesien wollen schon bald wieder Einreisen ermöglichen – selbst aus vom Virus besonders stark betroffenen Ländern. Entsprechend werden Reisen in vom Tourismus stark abhängige Länder sicher möglich sein, bevor es wieder Reisen in Länder wie Australien gibt, in denen Tourismus zwar nicht irrelevant, aber wirtschaftlich nicht ähnlich bedeutend ist.

Im Spätsommer dürften viele interkontinentale Reisen wieder möglich sein

Auch wenn man sich das vor wenigen Wochen noch nicht hätte vorstellen können, deutet vieles darauf hin, dass schon im Spätsommer interkontinentale Reisen wieder möglich sein könnten. Sicherlich wird das nicht für alle Länder gelten und es wird mit großer Wahrscheinlichkeit gravierende Maßnahmen geben, die Reisen weniger angenehm machen – Maskenpflicht, Gesundheitschecks, Tests vor Ort und vieles Weiteres werden dazu gehören. Dennoch deutet vieles darauf hin, dass die Lockerungen weitergehen werden und bald auch interkontinentale Reisen betreffen werden – die medizinische Perspektive wird dabei zwar immer eine Rolle spielen, aber sie wird nicht die einzige sein.

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Länder wie die Malediven sind zu Grenzöffnungen im Sommer fast gezwungen

Die schon ab Juli stark erweiterten Flugpläne der Airline deuten bereits darauf hin, dass der Reiseverkehr zunehmen wird. Dass immer mehr Länder an verschiedenen Konzepten für Tourismus arbeiten ist ein weiterer Aspekt, der Lockerungen immer wahrscheinlicher macht. Klar ist deshalb, dass interkontinentale Reisen im Sommer nicht mehr unwahrscheinlich ist. Man darf sich besonders darauf einstellen, dass Urlaubsziele in Nordafrika, Inselstaaten wie die Malediven und die Seychellen, aber auch Länder in Karibik wieder bereist werden können. Möglicherweise könnte das sogar schon im Juli oder August wieder der Fall sein. Wer die möglichen Einschränkungen mit Blick auf Tests vor Ort nicht scheut, dürfte schon bald wieder interkontinental reisen dürfen.

Auf dem Fahrersitz sitzt bei den Lockerungen primär das Auswärtige Amt gemeinsam mit der EU-Kommission. Sobald beide entscheiden, dass bestimmte Länder auf eine Art Whitelist kommen, dürften auch interkontinentale Reisen schnell wieder möglich sein. Das gilt besonders dann, wenn man sich diplomatisch schnell einigen kann. Deshalb darf man wohl auch davon ausgehen, dass spätestens im September auch Fernreisen nach Asien, wo Deutschland gute politische Beziehungen unterhält und wo der Virusausbruch in einigen Ländern gut unter Kontrolle ist, wieder möglich sein dürften.

Bei einigen interkontinentalen Zielen gibt es viele Unwägbarkeiten

Während man für Länder wie Kanada, Japan oder klassische Urlaubsziele wie die Malediven eine recht gute Prognose abgeben kann, erscheint es anderswo deutlich schwieriger. Das gilt etwa für Thailand, wo der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, die Maßnahmen zur Virusbekämpfung aber auch sehr strikt ausgefallen sind. Eine Öffnung im Laufe der nächsten Monate ist zwar wahrscheinlich, aber nicht hausgemacht. Ähnlich sieht es auch in anderen Ländern in Südostasien aus. Aus politischen Gründen erscheint auch eine baldige Aufhebung gegenseitiger Beschränkungen zwischen Deutschland und China unwahrscheinlich, viele Fragezeichen gibt es auch mit Blick auf Indien, wo das Virus weiterhin grassiert.

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Bei Ländern wie Australien lässt sich eine Öffnung nicht voraussehen

Länder wie Australien und Neuseeland wollen so schnell eigentlich keine Touristen haben und koppeln sich mit Blick auf die erfolgreiche Virusbekämpfung ein wenig vom Rest der Welt ab – wie lange lässt sich nicht recht absehen. Das gilt auch für Südafrika sowie weitere Teile Afrikas, wo entweder die politische Situation eine baldige Aufhebung von Beschränkungen unwahrscheinlich macht oder die medizinische Situation keine Reisen zulässt. Generell ist auch eine Aufhebung der Beschränkungen für die meisten Länder in Südamerika und Mittelamerika, wo das Virus sich ebenfalls weiterhin stark ausbreitet, in den nächsten Monaten unwahrscheinlich. Natürlich könnte sich die Situation hier ebenfalls über Zeit bessern, doch zumindest baldige Lockerungen sind unwahrscheinlich.

Das allergrößte Fragezeichen allerdings steht sicherlich hinter den USA. Das liegt nicht nur daran, dass die Bekämpfung des Virus nicht recht unter Kontrolle scheint und es weiterhin täglich im Schnitt mehr als 20.000 Infektionen gibt. Vielmehr ist auch die Regierung absolut unberechenbar, was der unilaterale Einreisestopp vor wenigen Monaten detulich gezeigt hat. Schon wegen der hohen Infektionszahlen ist eine baldige Öffnung eigentlich schwer vorzustellen, doch wirtschaftlicher und politischer Druck könnten diese dennoch möglich machen – auch gegenseitig und damit mit Aufhebung der Reisewarnung. Mit Blick auf die USA ist jegliche Art von Öffnung allerdings primär Spekulation.

Fazit zu interkontinentalen Reisen in den kommenden Monaten

Im restlichen Jahr 2020 werden interkontinentale Reisen nur mit Einschränkungen möglich sein – dennoch ist es wahrscheinlich, dass schon bald selbst touristische Reisen zu weltweiten Zielen wieder möglich sein werden. Klar ist dabei aber auch, dass es große Unterschiede von Land zu Land geben wird und keineswegs nur medizinische Faktoren eine Rolle spielen. Man kann auf die nächsten Wochen sicherlich gespannt sein, denn interkontinentale Reisen könnte es deutlich früher wieder geben, als die meisten wohl noch vor wenigen Wochen erwartet hätten.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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