Das Coronavirus hat die gesamte Welt verändert und sorgt überall für Leid. Im Großen und Ganzen erscheinen Reisen da wie ein vergleichsweise unwichtiges Thema. Dennoch fragen sich natürlich viele, wann Reisen während oder nach der Pandemie wieder möglich sein werden?

Auch ich möchte mich diesem Thema widmen, da uns viele Frage hierzu erreichen und entsprechend auch die zukünftige Reiseplanung von vielen Reisenden davon abhängt. Dabei ist ganz wichtig, dass ich mich zwar mit der wissenschaftlichen Datenbasis auseinandergesetzt und für mich analysiert habe, wie die weiteren Entwicklungen auch unter Abwägung politischer und wirtschaftlicher Aspekte aussehen können, es sich aber hierbei nicht um eine wissenschaftlich fundierte Analyse der weiteren Entwicklung handelt. Dennoch versuche ich Euch in bestem Gewissen zu zeigen, was wir für die Welt des Reisens in den kommenden Monaten oder Wochen erleben werden.

Meine Analyse solltet Ihr generell in jedem Fall nur als eine Interpretation der aktuellen Lage sehen, die für Euch eine Entscheidungshilfe darstellen kann. Garantieren können weder wir noch sonst irgendjemand, wann und in welchem Umfang Reisen wieder möglich sein werden. Zudem ist generell bei der Reiseplanung wichtig, dass meine Ratschläge sich darauf beziehen, wann man wieder reisen kann. Das heißt gleichwohl noch lange nicht, dass man deshalb auch zwingend wieder reisen sollte. Aus moralischen Gründen, etwa einer Verhinderung der weiteren Ausbreitung des Virus oder weil man nicht durch eine Reise andere Menschen im engeren Umfeld gefährden möchte, kann es geboten sein, auch noch deutlich länger auf Reisen zu verzichten – diese Entscheidung muss jeder selbst treffen.

Nicht alle Reisen sind vom Coronavirus gleich betroffen

Ganz wichtig ist bei der Beleuchtung des Themas primär einmal, dass natürlich nicht alle Reisen gleich sind. Grundlegend will ich in diesem Artikel daher eine Unterteilung in drei Bereiche vornehmen:

  • nationale Reisen
  • internationale Reisen innerhalb des Schengen-Raums
  • interkontinentale & sonstige internationale Reisen

Natürlich gibt es auch hier noch mal detaillierte Unterscheidungen, denn weder ist bei nationalen Reisen schon aus Gründen des Föderalismus alles überall gleich, noch wird dies bei Reisen innerhalb des Schengen-Raums der Fall sein – immerhin haben alle Staaten ihren eigenen Weg, um mit dem Virus umzugehen. Besonders groß sind die Divergenzen sicherlich noch einmal bei interkontinentalen Reisen, denn hier sind nicht nur der Umgang mit dem Virus, sondern auch die Abhängigkeit vom Tourismus und viele weitere Aspekte vielfach stark unterschiedlich.

Flughafen München

In jedem Fall gilt, dass es sich hierbei nur um Generalisierungen handelt, die wir für einen großen Teil der jeweils zu dieser “Kategorie” gehörigen Länder gelten könnten. Vorauszusehen oder abzuschätzen, wie Reisen in jedes Land der Welt möglich sein werden, ist absolut unmöglich. Fest steht eben auch: Zumindest in den Jahren 2020 und 2021 werden Reisen ohne relevante Grenzen und Einschränkungen wie bislang nicht mehr möglich sein. Wichtig ist besonders bei einem Blick auf Auslandsreisen auch, auf gültige Reisewarnungen zu achten. Bis zum 30. April 2020 gilt eine generelle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für Reisen ins Ausland. Darin heißt es:

Das Auswärtige Amt warnt vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in das Ausland, da mit starken und weiter zunehmenden drastischen Einschränkungen im internationalen Luft- und Reiseverkehr, und der weltweiten Einreisebeschränkungen, Quarantänemaßnahmen und der Einschränkung des öffentlichen Lebens in vielen Ländern zu rechnen ist. Das Risiko, dass Sie Ihre Rückreise aufgrund der zunehmenden Einschränkungen nicht mehr antreten können, ist in vielen Destinationen derzeit hoch.

Über eine mögliche Verlängerung soll nach aktuellem Stand am 20. April entschieden werden. Generell solltet Ihr die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes immer im Blick haben und keine Reisen planen, die von einer Reisewarnung erfasst sind. Dies kann in den nächsten Wochen und Monaten entweder noch auf alle Auslandsreisen oder zumindest auf Reisen in bestimmte Regionen zutreffen.

Nationale Reisen könnten schon bald wieder möglich sein

Trotz aller Unsicherheiten ist ein Blick auf nationale Reisen sicherlich am einfachsten. Selbst am aktuellen Höhepunkt der Krise sind in einigen Ländern nationale Reisen noch fast ohne Einschränkungen möglich, das gilt etwa für die USA. In Deutschland sind nationale Reisen zumindest nicht grundsätzlich verboten, wenngleich in allen Bundesländern touristische Übernachtungen untersagt sind – zumindest bis einschließlich 19. April. Auch unabhängig von der Übernachtung sind Reisen in einigen Bundesländern sozusagen indirekt verboten, weil es wegen Ausgangsbeschränkungen keine nachvollziehbaren Gründe für die jeweilige Reise gibt. Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein verbinden beispielsweise auch touristische Tagesreisen. Für Ostern wird von Reisen zur Familie zudem abgeraten – ein direktes Verbot ist aber selbst das nicht.

Moralisch ist es zudem sicherlich aktuell nicht angebracht, unnötige Reisen zu unternehmen – und dazu zählen auch geschäftliche Termine jeder Art, die nicht konkret mit der Bekämpfung der Pandemie zu tun haben. Auch direkt nach einem möglichen Ende des Kontaktverbots am 19. April davon auszugehen, dass Reisen sofort wieder ohne Einschränkungen möglich sein werden, ist sicherlich unrealistisch. Dennoch ist es nach den aktuellen Entwicklungen wahrscheinlich, dass zumindest wichtige Reisen langsam wieder hochgefahren werden, wenn auch in kleinem Maße.

Darauf deuten auch die meisten Schließungen von Hotels hin. Viele haben aktuell bis Ende April oder bis zu den ersten Maitagen geschlossen, danach erwarten die Hoteliers wieder Übernachtungen in einem gewissen Ausmaß. Auch hier gibt es vermutlich eine stufenweise Erholung, denn es steht außer Frage, dass auch nach dem 19. April selbst bei aktuell positiver Entwicklung in Hinblick auf die Fallzahlen noch relevante Einschränkungen gelten werden. Über den Mai hinweg ist ebenfalls sicher davon auszugehen, dass das Leben noch nicht wieder ganz normal laufen wird. Zumindest wichtige Geschäftsreisen werden im Mai aber zumindest bei einer Fortsetzung der aktuellen Entwicklung wohl wieder möglich sein.

Grand Hotel Heiligendamm Klassik Zimmer Ausblick

Sollte sich die Situation in Deutschland nicht überraschend schnell in eine sehr positive Richtung bewegen, sollte mit touristischen Reisen dagegen wohl frühestens wieder im Juni gerechnet werden. Dann könnten Städtetrips und auch Reisen in Urlaubshotels am Meer oder in den Bergen wieder möglich sein – allerdings weiterhin mit relevanten Einschränkungen. Garantieren kann das aktuell wohl noch niemand, aber mit neuen Maßnahmen in Hinblick auf die Nachverfolgung von Kontakten und eine gewisse soziale Distanzierung auch in den Hotels und an Urlaubsorten erscheint eine solche Option durchaus wahrscheinlich. Möglicherweise könnten beispielsweise gemeinsam genutzte Bereiche wie Pools, Saunen oder selbst Restaurants noch länger geschlossen blieben – ein Hotelbetrieb light sozusagen.

Aus medizinischer Perspektive kann man eine solche Entwicklung durchaus kritisch sehen, doch man sollte hier auch politische und wirtschaftliche Aspekte im Blick behalten. Zum einen erscheint es unwahrscheinlich, dass die Bewegungsfreiheit der Bürger auch nur einen Tag länger als zwingend notwendig eingeschränkt wird. Zum anderen können die meisten touristischen Betriebe wohl nicht mehr lange überlegen, wenn auch noch die wichtige Sommersaison, die meist im Juni oder spätestens Juli beginnt, wegfällt. Betroffen wären hiervon Hotels genauso wie Restaurants und zahlreiche andere mit dem Tourismus verbundene Anbieter. Daran hängen hunderttausende und im größeren Rahmen sogar Millionen Arbeitsplätze in Deutschland.

Dazu kommt, dass die direkte medizinische Gefahr von Reisen in Hinblick auf das Coronavirus umstritten ist. “Rein medizinisch gibt es überhaupt keinen Grund, nicht zu verreisen”, sagt etwa Prof. Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin (CRM) in Berlin gegenüber der dpa. Größer als die Gefahr für den Reisenden selbst ist auch eher eine Einschleppung der Krankheit von einer Region in eine andere. Hier ist es deshalb zweifelsfrei wichtig, dass man weder in eine stark vom Virus betroffene Region fährt noch verreist, wenn man in einer stark betroffenen Region lebt. Auch ohne Einschränkungen ist eine gewisse Eigenverantwortung hier entscheidend. Möglich ist aber natürlich auch, dass Reisen für Menschen aus bestimmten Regionen temporär untersagt werden, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Es ist dennoch davon auszugehen, dass ab Mai langsam wieder Reisen im Inland möglich sein werden, wobei touristische Reisen in Hotels wohl eher erst ab Juni oder Juli eine realistische Option darstellen. Dass die Sommersaison im Inlandstourismus dagegen ausfällt, ist kaum vorstellbar – sie wird nur anders aussehen, als in den letzten Jahren. Etwa mit Abstandsregeln an Stränden oder einem Kontingent an Urlaubern, die gleichzeitig in einer Region sein dürfen. Auch regionale Einschränkungen und Unterschiede sind wahrscheinlich. All das setzt voraus, dass sich die Situation rund um das Coronavirus in den kommenden Wochen auch nach einem möglichen Ende des Kontaktverbots nicht relevant verschlechtert und es nicht wieder zu einem gravierenden Anstieg der Infektionszahlen kommt.

Reisen innerhalb des Schengen-Raums sind ab Sommer realistisch

Während man über Reisen im Inland auch deshalb eine relativ vernünftige Prognose abgeben kann, weil Reisen selbst aktuell nicht komplett verboten sind, ist dies im Hinblick auf Reisen innerhalb des Schengen-Raums schwieriger. Auch hier sei allerdings darauf hingewiesen, dass es nicht in allen Ländern aktuell Einreisebeschränkungen gibt und selbst touristische Übernachtungen in manchen Ländern noch möglich sind. Andere, etwa Spanien, haben dagegen alle Hotels geschlossen. Wieder andere, etwa Dänemark, haben die Grenzen komplett dichtgemacht. Dies sollte recht deutlich machen, dass es schon in einem im weltweiten Vergleich verhältnismäßig homogenen Gebiet ganz unterschiedliche Antworten auf das Virus gibt, die wiederum Einfluss auf Reisen haben.

Was also bedeutet das konkret für Reisen innerhalb des Schengen-Raums? Vermutlich, dass Einschränkungen zumindest in den nächsten Wochen auf jeden Fall noch stark gegeben werden sein. Zum einen werden Maßnahmen wie Ausgangssperren in einigen Ländern wohl kaum vor Mai enden, zum anderen ist eine Wiederöffnung der Grenzen wohl auch noch viele Wochen entfernt. In Dänemark etwa, wo die Maßnahmen in Kürze etwas gelockert werden sollen, wurde noch einmal betont, dass die Grenzen vorerst geschlossen bleiben sollen. Schon in Hinblick auf Grenzen werden Reisen innerhalb des Schengen-Raums wohl erst dann wieder möglich sein, wenn ein Großteil der Länder die Pandemie einigermaßen im Griff hat und man sich auf eine europäische Antwort auf die Krise geeinigt hat.

Stockholm Vasa Museum

Wie lange so etwas dauert, kann man nur ganz schwer absehen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass zumindest eine Allianz der Willigen (wie bei den meisten Entscheidung innerhalb der EU und des Schengen-Raums wird Deutschland mit großer Sicherheit dazugehören) spätestens in Richtung Juli und August vorangehen wird, um eine gemeinsame Linie zu finden, um das Virus zu bekämpfen. Damit einhergehen könnten auch wieder Grenzöffnungen, wodurch Reisen innerhalb des Schengen-Raums vermutlich wieder möglich sein werden – auch hier scheint es aber realistisch, dass zuerst nur wichtigere Geschäftsreisen und dann erst wieder touristische Reisen möglich sind.

Interessant ist insofern, dass die meisten Reiseveranstalter bislang nur Reisen bis Ende April gestrichen haben, obwohl es sich hierbei großenteils um internationale Reisen handelt. Dass ab wirklich bereits im Mai wieder Urlaubsreisen im europäischen oder gar generellen Ausland möglich sind, ist zumindest sehr unwahrscheinlich. Dennoch sollte man nicht voreilig stornieren, denn Geld zurück gibt es nur, wenn die Absage vom Veranstalter kommt oder eine Reisewarnung vorliegt – beides ist aktuell noch nicht der Fall. Für alle Fragen rund um das Reiserecht in aktuellen Zeiten, empfiehlt sich auch dieser Artikel der Süddeutschen Zeitung.

Erwähnenswert ist auch, dass etwa die Lufthansa ihr Basisprogramm für Flüge vorerst nur bis zum 3. Mai 2020 plant, danach sind die meisten europäischen Verbindungen wieder nahezu regulär im Programm – andere Airlines planen schon heute für Mai und Juni deutlich konservativer. Dabei sollte man aber eben, genauso wie bei den Reiseveranstaltern auch, bedenken, dass die Planung hier immer wieder angepasst wird und zu einem späteren Zeitpunkt mit großer Sicherheit weitere Streichungen folgen. Ein Indikator dafür, wie lange mit relevanten Streichungen zu rechnen ist, kann daher etwa auch der Zeitraum der angemeldeten Kurzarbeit sein: Hier hat die Lufthansa bislang den 31. August 2020 als Termin vorgesehen, wobei natürlich auch hier Verlängerungen oder vorzeitige Wiedereinstellungen möglich sind.

Dadurch, dass die konkrete Eindämmung des Virus auf der einen und die gemeinsamen Maßnahmen auf der anderen Seite aber garantiert länger dauern werden, als innerhalb von Deutschland (genauso wie innerhalb von anderen Ländern) erscheint für Reisen dieser Art erst der Sommer als realistische Option, für touristische Reisen könnte es auch auf den Herbst hinauslaufen. Einige Länder könnten möglicherweise vorausgehen, etwa wegen einer engen Beziehung zueinander (etwa Deutschland und die Schweiz oder Deutschland und Dänemark) oder auch wegen der großen Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaftsleistung (etwa Italien, Spanien oder Portugal), aber garantieren kann das aktuell niemand. Entsprechend äußert sich etwa auch der österreichische Kanzler, der zuletzt in einem Interview verlauten ließ:

Solange es keine Impfung oder keine wirksamen Medikamente gibt, wird uns diese Krankheit begleiten. So lange wird es auch die uneingeschränkte Reisefreiheit, wie wir sie gekannt haben, nicht geben.

Der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt geht sogar noch weiter und erklärt in einem Interview mit der Berliner Morgenpost:

Ich glaube nicht, dass die Deutschen in diesem Sommer schon wieder Urlaubsreisen machen können. Selbst wenn wir jetzt anfangen, mit klugen Lösungen schrittweise wieder in den Alltag zurückzukehren: Die Pandemie wird uns noch bis zum Sommer beschäftigen. Darum glaube ich, dieser Sommer wird anders.

Wir werden wohl nicht wie gewohnt ins Auto, in den Zug oder ins Flugzeug steigen und in die Ferien fahren. Umgekehrt werden auch Urlaubsländer wie Italien oder Spanien die Lage noch nicht so weit gelöst haben, dass Tourismus wieder möglich ist. Ich hoffe aber sehr, dass wir das in Teilen in den Herbstferien machen können – und erst recht im kommenden Jahr.

Dennoch sollte man davon ausgehen, dass zumindest im Dritten oder spätestens vierten Quartal Reisen innerhalb des Schengen-Raums und gegebenenfalls auch in andere europäische Länder wieder möglich sein werden, sollten die Entwicklungen rund um das Coronavirus sich nicht verschlechtern. Ohne Einschränkungen, etwa einen Antikörper-Nachweis, ein Gesundheitszertifikat bei der Ein- und Ausreise oder soziale Distanzierungsmaßnahmen wird es aber wohl auch dann noch nicht gehen. Reisen im Schengen-Raum werden zwar in diesem Jahr mit großer Sicherheit wieder möglich sein, aber auf keinen Fall genauso wie zuvor.

Interkontinentale Reisen wohl frühestens gegen Ende des Jahres

Ohne Zweifel besonders schwierig ist eine Einschätzung von interkontinentalen Reisen, denn hier spielen sehr viele Faktoren eine entscheidende Rolle. Neben den Einschränkungen seitens der Länder selbst, müssen sich auch Reisende selbst die Frage stellen, ob sie ein Risiko eingehen wollen. Da man davon ausgehen kann, dass das Coronavirus in diesem Jahr wohl nicht komplett verschwinden wird, bleiben Reisen in ein Land mit schwächerem Gesundheitssystem eine Gefahr. Bei internationalen Reisen kann dies ein relevantes Problem sein, denn momentan zeigt sich besonders in Südamerika, aber auch in vielen Ländern Südostasiens, wie verheerend das Virus sein kann, wenn das Gesundheitssystem nicht so gut entwickelt ist wie in Deutschland oder auch in Japan oder Kanada.

Natürlich gibt es dieses Risiko eingeschränkt auch bei Reisen innerhalb von Europa, doch im Verhältnis ist diese Problematik bei interkontinentalen Reisen deutlich größer, sodass man auch diese Gefahr im Blick haben muss. Dazu kommt, dass die internationalen Antworten auf das Coronavirus sich teils stark unterscheiden. Beispielsweise in Brasilien werden kaum Gegenmaßnahmen ergriffen, sodass eine vergleichbare Eindämmung wie in anderen Ländern nicht denkbar ist. Die Gefahr sich zu infizieren, könnte in vielen Ländern also auch in einigen Monaten noch deutlich größer sein als in Deutschland. Diese persönliche Gefahr wird gerade für Risikogruppen ein Thema sein, könnte aber auch für junge und gesunde Menschen ein Argument gegen eine Reise sein, denn sollten bestimmte Länder die Situation gar nicht in den Griff bekommen, erscheint eine Quarantäne nach Rückkehr unausweichlich – oder es sind erst gar keine Flüge in und aus den jeweiligen Ländern möglich.

Dazu kommen bei interkontinentalen Reisen verstärkt die Probleme mit möglichen Einreisebeschränkungen hinzu. Gerade Länder, die wenig auf den Tourismus angewiesen sind, werden hier wahrscheinlich noch über Monate sehr vorsichtig vorgehen. Bei Ländern, in denen Tourismus enorm wichtig ist, etwa die Malediven oder auch Thailand und Ägypten, werden in dieser Hinsicht vermutlich deutlich laxer vorgehen. Die traurige Ironie ist allerdings, dass gerade in diesen Ländern das obige Argument eine deutlich größere Rolle spielen könnte, sodass Reisen trotz Einreisemöglichkeit vermutlich aus anderen Gründen nicht unbedingt empfehlenswert oder überhaupt möglich sind.

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Nun soll all das natürlich nicht bedeuten, dass interkontinentale Reisen in 2020 überhaupt nicht mehr möglich sein werden. Dennoch ist schon jetzt nahezu klar, dass vor der Entwicklung und weltweiten Verfügbarkeit eines Impfstoffs und vermutlich auch noch danach für einige Monate zumindest die freie Wahl von internationalen Reisezielen nicht mehr gegeben sein wird. Im Jahr 2020 könnten interkontinentale Reisen zu Dutzenden Zielen überhaupt nicht mehr möglich sein – egal ob touristisch oder geschäftlich. Sehr wahrscheinlich ist sogar, dass interkontinentale Reisen ohne Ausnahmeregelungen zumindest bis zum Ende des ersten Halbjahres grundsätzlich wegfallen.

Danach ist eine ähnliche Entwicklung wie innerhalb des Schengen-Raums wahrscheinlich – nur eben mit Verzögerung. Dort, wo die Eindämmung ähnlich gut funktioniert und wo Länder eng zusammenarbeiten, ist eine Öffnung der Grenzen auch im dritten Quartal durchaus wieder realistisch – etwa zwischen Deutschland und Japan. Vielleicht könnten dann neben geschäftlichen Reisen auch touristische schon erlaubt sein. Dort, wo das Misstrauen größer ist, die Maßnahmen aber auf den ersten Blick ähnlich gut funktionieren, ist das vierte Quartal sicherlich eine gute Perspektive für mögliche Reisen, wenngleich natürlich auch das nicht zu garantieren ist. Länder mit restriktiven Einreisebestimmungen und geringen Abhängigkeiten wie Saudi-Arabien könnten Einreisen dagegen in diesem Jahr sogar komplett verbieten.

Manche Schätzungen gehen für den interkontinentalen Tourismus sogar noch weiter. Interessant ist hier etwa ein Statement von Christian Laesser, Touristik-Professor an der Universität St. Gallen, in einem Interview mit der NZZ:

Erst in einer letzten Phase, wenn wirklich alle Restriktionen aufgehoben sind, wird der Tourismus wieder zwischen den Kontinenten stattfinden, erst dann kommen wieder Asiaten und Amerikaner zu uns. Das wird im besten Fall und begrenzt 2021 so weit sein, jedenfalls erst dann, wenn es wirksame Medikamente oder idealerweise eine Impfung gegen das Virus gibt.

Zumindest für touristische und geschäftliche Kurzreisen (damit sind alle Reisen unter 30 Tagen gemeint) sollte man zudem noch im Blick behalten, dass Grenzen zwar vielleicht sogar im zweiten Quartal oder auch im dritten Quartal wieder öffnen, eine Einreise aber nur mit einer mindestens 14-tägigen Quarantäne möglich ist. Damit wären Reisen zwar nicht verboten, aber zumindest für touristische oder geschäftliche Zwecke sinnlos – zumal möglicherweise auch bei der Rückreise wiederum eine Quarantäne notwendig sein könnte.

Reiseplanung mit längerem Horizont und voller Flexbilität

Es ist davon auszugehen, dass man unsere Einschätzung sowohl aus medizinischer Sicht als zu optimistisch oder auch aus wirtschaftlicher als zu pessimistisch kritisiert werden. Dies liegt schon daran, dass weder zu erwarten ist, dass das Coronavirus in den kommenden Monaten weltweit gleichgut eingedämmt wird noch, dass es realistisch ist, dass betroffene Unternehmen wie Fluggesellschaften und Hotels und sogar ganze vom Tourismus abhängige Staaten über viele Monate ohne Einkommen auskommen. Doch gleichzeitig handelt es sich auch um eine noch nie dagewesene Situation und zudem einen Virus, über den wir bis heute nur einen Bruchteil aller notwendigen Erkenntnisse haben, um wirklich gute Voraussagen zu treffen.

Für die Reiseplanung bedeutet das ein sehr konservatives Vorgehen, das wir hier auf reisetopia auch in den nächsten Wochen leben werden. Auf Wunsch unserer Leser werden wir wieder damit beginnen, Flug-Deals zu präsentieren, allerdings nur dann, wenn Reisen im vierten Quartal sowie im neuen Jahr möglich sind. Ein relevantes Risiko bleibt natürlich auch dann noch, weswegen wir darauf achten, dass Fluggesellschaften bei der Buchung in diesen Zeiten in Hinblick auf eine spätere Umbuchung Kulanz walten lassen. Auch die wirtschaftliche Stabilität der Airline bezüglich der Liquidität und des Insolvenzrisikos nehmen wir in die Einschätzung auf. Unabhängig davon, ob Ihr Flugangebote über uns recherchiert oder nicht, empfehlen wir Euch ebenfalls nach diesen Kriterien vorzugehen, denn nur so könnt Ihr Euch gegen eine mögliche Verschlechterung der Situation und noch länger andauernde Einschränkungen schützen.

Miles and More Meilen sammeln

Bei Angeboten für Hotels setzen wir darauf, dass volle Flexibilität gewahrt ist – Ihr also bis mindestens 48 Stunden vor Anreise kostenlos stornieren könnt. Bei reisetopia Hotels und den dazugehörigen Hotel-Angeboten mit Vorteilen ist dies sowieso die Regel. Wir raten dabei dazu, im Mai und Juni, wenn überhaupt nur Reisen im Inland zu planen – hier kann eine flexible Hotelbuchung eine gute Wahl sein. Im dritten Quartal kann auch die Buchung von Hotels innerhalb des Schengen-Raums für die weitere Reiseplanung sinnvoll sein – Flüge kann man möglicherweise auch erst zu einem späteren Zeitpunkt buchen, sobald klar wird, dass die entsprechende Reise auch wirklich stattfinden kann.

Reisen sind inmitten der aktuellen Krise sicherlich nicht das wichtigste Thema, aber für viele ist es dennoch, grob zu planen, wann welche Art von Reisen wieder möglich sein wird. Auch wenn es natürlich auch in dieser Hinsicht noch sehr viele Fragezeichen gibt, kann eine Planung mit Maß für die zweite Jahreshälfte sinnvoll sein. Immerhin kann man aktuell auch von besonderen Angeboten profitieren und mit eigenen Buchungen zudem auch noch etwas Gutes für die lokale und internationale Tourismusindustrie tun. Dennoch sollte jeder auch unsere Einschätzung nur als Basis für die eigene Entscheidung nehmen, denn bei der aktuellen Unsicherheit, kann niemand zu einhundert Prozent voraussagen, ab wann Reisen wieder möglich sein werden und ob Reisen generell jemals wieder in der Form möglich sind, wie zuletzt.

Fazit zu unserer Einschätzung zu Reisen im Jahr 2020

Wir alle haben uns dieses Jahr ganz anders vorgestellt, nicht nur in Hinblick auf die Reiseplanung. Dennoch haben uns viele Leser in den letzten Tagen mitgeteilt, dass sie sich gerne zumindest für die zweite Jahreshälfte oder das neue Jahr wieder mit der Reiseplanung beschäftigen möchten. Wir hoffen, dass wir Euch mit unserer Einschätzung weiterhelfen und ein bisschen Sicherheit für die weitere Planung bringen können. Dennoch sollte für den Moment nicht nur jeder alles daran setzen, das aktuelle Kontaktverbot einzuhalten und mit einem eigenen Anteil die Eindämmung des Virus vorantreiben, sondern auch bei der weiteren Planung für die nächsten Monate vorsichtig vorgehen.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Naja,

    ein ganz guter Indikator dürfte das Messe- und Veranstaltungsgeschehen sein. Denn dies waren ja die ersten Dinge, die tw bis in den Mai hinein schon ab Mitte Februar abgesagt wurden, zu Zeiten wo an Schliessung von Discos oder Restaurant oder Absage von Fussballspielen oder Konzerten noch gar nicht zu denken war. Allein schon, weil man da Planungssicherheit benötigt.

    Momentan stehen all die Termine für die wir uns ab Juli bis Oktober in den USA, Australien und Fernost interessieren noch (andere Dinge wurden aus Frühjahr in den Herbst geschoben).

    Wenn dies in 1, 2 Monaten auch noch der Fall ist, wird man dann auch dorthin reisen können.

    Letztlich liegt dies eh nicht in unserer Hand und die Rolle von Deutschland bzw der EU bei einer weltweiten Exit-Strategie wird sein wie bei der Entscheidung über den weltweiten Lockdown – marginal.

    Da wird entscheidend sein, was USA und China machen, da sich viele Staaten daran orientieren werden.

  • Für mich sind das gut ausgewogene und differenzierte Überlegungen.
    Das Einzige, was m.E. in manchen Ländern zu rascherer Verbesserung führen kann: Gesundheitschecks bei der Einreise, deren Ergebnisse rasch vorliegen und dann von den jeweiligen Einreisebehörden akzeptiert werden.

    • Hey Nelson, danke für dein Feedback. Zurzeit kann leider niemand voraussagen, wie schnell sich die Branche erholen wird. Wir würden uns aber auch wünschen, dass dies schneller geht als erwartet. Viele Grüße

  • Ich sehe diese Perspektive als deutlich zu pessimistisch an, denn solange könnten die stark vom Tourismus abhängigen Regionen nicht überleben. Auch Fluggesellschaften nicht. Daher hoffe ich darauf, daß beides schnell vorübergeht.

    • Hallo Guido, wir hoffen auch, dass die Sache schneller vorübergeht, aktuell allerdings sieht es leider nicht danach aus. Auch wenn die Tourismus-Industrie einen starken Schaden nimmt, wird bei einer sich so schnell ausbreitenden Krankheit am Ende der Gesundheitsschutz überwiegen.

  • Na ihr seid schwarzseher. Ab mai machen usa wieder auf. Habe in den letzten 40 jahren genügend krisen mitgemacht. Es komm anders als man denkt und meist viel besser. Für mich gehts jedenfall spätestens august interkontinental. Der virus ist ein witz. Ihr redet euch übrigens gerade euer eigenes business kaputt.

      • Hallo Geerd, unsere Analyse beruhen nicht auf Wünschen, sondern auf den aktuell vorliegenden Fakten, auf Basis derer wir eine Einschätzung treffen. Wir alle hoffen, dass die Sache schneller vorbeigeht und würden uns freuen, wenn es so kommt – realistisch ist aktuell aber leider eine längere Durststrecke.

      • So ist es. Pessimisten haben wir genug um uns rum. Besser hier mal Möglichkeiten der Staaten zu diskutieren wie (bsp etihad) schnell mal zb Grenzgesundheitschecks (eh alibi) auf Knopfdruck machen kann

      • Auch darüber werden wir berichten. Jeder hier freut sich, wenn die Sache schneller vorübergeht, aber die letzten Wochen haben eben deutlich gezeigt, dass die Situation noch deutlich länger andauern kann, als man anfangs gehofft hatte.

    • Hallo Jan, dass das Virus kein “Witz” ist, haben die letzten Wochen wohl recht klargemacht. Wir alle wünschen uns, dass Reisen früher wieder möglich ist, persönlich und natürlich auch aus Perspektive des Unternehmens. Dennoch halten wir uns an die vorliegenden Informationen und versuchen von diesen aus so gut es geht eine Prognose zu treffen – und diese ist eben leider nicht so rosig.

  • Ich hoffe das ich zumindest im September in den Urlaub(Italien) komme. Die früheren Termine hab ich ‘innerlich’ für mich eh schon gecancelled:) Aber muss man eben so hinnehmen.

    Danke für die Einschätzung!!:)

  • Eine fundierte Analyse des status quo, Moritz, mit einer klaren Einschätzung und Handlungsempfehlungen in Hinblick auf eigene persönliche Reisen.

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