Weiter geht der Krimi rund um Alitalia! Nachdem sich die größte italienische Airline bereits seit Mai 2017 in Insolvenz befindet und zwischenzeitlich immer wieder mehr oder minder ernsthafte Pläne zu einem Teilverkauf der Airline aufgelegt hatte, scheint man sich in Italien nun wieder zu einem kompletten Staatskonzern hingezogen zu fühlen.

Wie die italienische Zeitung La Stampa berichtet, sollen drei italienische Staatskonzerne 100 Prozent des Unternehmens übernehmen und so indirekt einen Staatskonzern schaffen.

Direkte Übernahme von Alitalia wird durch EU-Recht verboten

Das Konstrukt der drei Staatskonzerne, die die Airline übernehmen, wird nur gewählt, da eine direkte Übernahme von Alitalia rechtlich nicht möglich ist. Geltendes EU-Recht verbietet, dass mit Staatsmitteln in Schwierigkeiten geratene Unternehmen gerettet werden. Ähnliche Probleme gab es auch beim Staatskredit für airberlin, der die Airline nach der ausbleibenden Finanzierung aus Abu Dhabi für mehrere Monate in der Luft hielt. Das Konstrukt, was man sich in Rom überlegt hat sieht vor, dass die italienische Post, die Bahn und eine Investitionsbank 100 Prozent der Anteile an Alitalia übernehmen. Die Aussage der Regierung ist, “dass Alitalia ein staatliches Unternehmen bleiben muss, das sich an der produktiven italienischen Realität ausrichtet.” – was auch immer das genau bedeuten soll.

Die Ziele sind dabei relativ klar. Zum einen möchte man die Arbeitsplätze der aktuell über 10.000 Mitarbeiter der Airline sichern und zum anderen einen Flag Carrier in Italien behalten. Im Hinblick auf die als populistisch geltende Regierung ist das auch alles andere als erstaunlich. Seit mehreren Monaten ist mit Air Italy nämlich ein vornehmlich durch ausländische Regierungen kontrollierter Player auf dem italienischen Luftfahrtmarkt aktiv, der Alitalia mittlerweile wirklich gefährlich wird. Daher ist es natürlich besonders wichtig für die Regierung die Kontrolle über den eigenen Flag Carrier komplett zu behalten.

“Keine weiteren Steuergelder für Alitalia”

Fast schon mit gewisser Ironie zu betrachten ist die Aussage der italienischen Regierung, dass keine weiteren Steuergelder in Alitalia fließen sollen. Die Airline verbrennt seit Jahren Geld ohne Ende und es ist auch nicht abzusehen, dass eine Übernahme durch drei Staatskonzerne zu einem besseren Management und damit einer finanziellen Verbesserung führen wird. Aktuell wird Alitalia von zwei Staatskrediten über 900 Millionen Euro in der Luft gehalten, die Ende des Jahres fällig sind. Dass Alitalia diese bedienen kann, ist gelinde gesagt eher unwahrscheinlich. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Regierung auch weiterhin aushelfen muss, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten. Da der Staat dies allerdings nicht darf, soll die weitere Finanzierung durch die staatlichen Unternehmen erfolgen. Dadurch erhält der Staat weniger Dividende und finaziert Alitalia am Ende sozsuagen doch mit Steuergeldern.

Einstieg und Minderheitsbeteiligung fremder Airlines scheint ausgeschlossen

Seit dem letzten Plan vor wenigen Wochen, nämlich einer Aufteilung von 51 Prozent für den Staat und 49 Prozent für einen anderen Investor, scheint dieser Einstieg nun komplett vom Tisch. Interessenten für die Anteile an Alitalia waren unter anderem die Lufthansa und easyJet. Die komplett staatliche Lösung scheint man jetzt für sinnvoller zu erachten. Das hängt sicherlich auch mit dem populistischen Kurs zusammen, den die aktuelle Regierung verfolgt. Die Kontrolle oder auch nur teilweise Einflussnahme fremder Unternehmen oder Regierungen scheint nun nicht mehr infrage zu kommen und das Aufrechterhalten des “Fass ohne Boden”, zu dem Alitalia mittlerweile definitiv geworden ist, sieht man als die bessere Option.

Fazit zur Zukunft von Alitalia

Unterhaltungswert haben die Entwicklungen rund um die (noch) größte italienische Airline in jedem Fall. Vor wenigen Wochen war noch ein Verkauf von fast der Hälfte der Anteile im Gespräch, nun möchte man Alitalia doch zum Staatskonzern machen – allerdings nicht auf direktem Weg, weil das geltendem Recht widerspricht. Wie auch immer es mit Alitalia weitergeht, es scheint als würde die Airline in jedem Fall wie bisher weiterfliegen.

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Autor

Seit dem ersten Flug in der Business Class ist Jan besessen von Meilen & Punkten. Als Flug- und Reiseverrückter genießt er dabei den Weg ans Ziel mindestens genau so wie die schlussendliche Destination. Auf reisetopia gibt er Euch wichtige Tipps und hält Euch über aktuelle Deals auf dem Laufenden!

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